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von Schnurz » 16. Apr 2018, 23:23
Auch ich habe mich ausgekotzt...
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Interesse und Befremden musste ich am zurückliegenden Samstag im Rahmen der Sportberichterstattung ihres Sendeformats heimspiel! den Bericht des Regionalligaspiels des KSV Hessen Kassel gegen den FSV Frankfurt beobachten.
An verschiedenen Stellen des Sendebeitrags brachte der Kommentator zum Ausdruck, was er
von dem sportlichen Wert des Spiels in Nordhessen und seiner Begleitumstände hielt: Er beklagte die nicht vorhandene sportliche Qualität, die fehlende Stimmung in dem leeren Stadionrund und das offensichtlich ausbleibende Interesse der nordhessischen Fußballgemeinde an ihrem KSV.
Diese Botschaften sind dermaßen irrational verzerrt und, was journalistisch im Grunde noch schwerer wiegt, schlecht recherchiert, dass man sich als Konsument öffentlich-rechtlicher Medien verwundert die Augen reiben muss.
Dieses persönliche Empfinden meinerseits könnte man jetzt vielleicht mit einem nordhessischen Verfolgungskomplex verharmlosen, vor dem Hintergrund der Gesamtsituation des Vereins ist diese Sicht der Dinge jedoch vollkommen unangebracht.
Der KSV hat nur mit sehr großer Mühe das Planinsolvenzverfahren erfolgreich beenden können und gerade Zuschauereinnahmen sind für seinen weiteren wirtschaftlichen Erfolg unverzichtbar. Zugleich war der Verein genötigt Kosten abzubauen und aus diesem Grund werden seit dieser Saison weite Teile des Stadions nicht genutzt, just die Teile, die durch die gewählten Kameraperspektiven des HR immer wieder in den Fokus rücken.
Der Kommentator des Samstags, ich weigere mich, ihn Reporter oder Journalist zu nennen, weiß offenbar von all dem nichts. Die Wirkung seiner Kommentare auf potentielle neue Zuschauer und damit den Erfolg des Vereins ist ihm entweder nicht klar oder aber er desinformiert mit ihnen ganz bewusst.
Es drängt sich der Eindruck auf, dass er unmöglich selbst im Stadion gewesen sein kann, denn die beeindruckende Stimmung der vollen Haupt- und gut gefüllten Nordtribüne über die gesamte Spieldauer hat er nicht bemerkt. Dies verwundert nicht, denn den Blickwinkeln der Kamera blieben diese Eindrücke verborgen. Offensichtlich wurde der Bericht wohl am Frankfurter Dornbusch nachvertont.
Zu allem Überfluss konnte die Nachhaltigkeit dieses unsäglichen Berichts noch weiter um sich greifen, denn auch am Sonntag wurde er im Rahmen der Liveübertragung des Handballspiels aus der Kasseler Rothenbachhalle in der Halbzeitpause wiederholt, herzlichen Dank dafür.
Letztlich könnte man jetzt einen Exkurs über die Wirkungszusammenhänge schlechter Presse im Vergleich zu ausbleibender Berichterstattung anstrengen, für mich ist die Entscheidung jedoch klar: Auf derartige Berichte verzichte nicht nur ich gern.
Dass meine Sicht der Dinge nicht ein singuläres Phänomen ist, zeigt die heutige Reaktion der Hessisch-Niedersächsischen-Allgemeinen. Auch Ihr ist die tendenziöse Berichterstattung nicht verborgen geblieben.
Ich bin gespannt, ob ich von Ihnen höre.