Die Konfrontation hat dabei nicht nur einen gewissen Reiz, sondern ist schon bei Karrierebeginn Geschäftsgrundlage. Eine Aktion ist nur dann gut, wenn sie unberechenbar ist. Und wie naiv ist es deshalb zu glauben, das "kontrollierte Abbrennen" von Feuerwerkskörpern auf der Tartanbahn wäre für irgendwen attraktiv, am besten immer zur vollen Stunde und mit feuerfester Unterhose.
Dass sich Fanszenen verändern ist normal, und die Ultra-Bewegung ist ein Stück Realität, das auf keinen Fall nur schlechte Seiten hat. Immerhin haben sich die Ultras jedenfalls in Deutschland weitgehend aller von rechts kommenden Zugriffsversuche erwehren können.
Was nervt, sind Diskussionen wie diese hier. Mir ist nichts über die Gefährlichkeit von Bengalos bekannt, trotz Johannes B. Kerners "beeindruckender" Vorführung vor ein paar Monaten. Ich stelle aber fest, dass das Abbrennen den Verein Geld kostet, das er besser für etwas anderes ausgeben könnte. Für 1.300,00 € kriegt man ca. 30 Trikots. Und im Gegensatz dazu sind die Tarife bei wiederholten Verbandsstrafen höchst progressiv. Ich konnte hier nicht ein überzeugendes Argument dafür finden, dass unser Verein sich dieses Geld nicht bei den Verursachern zurückholen und Stadionverbote aussprechen sollte. Vielleicht sollte man mal eher die Köpfe als die Töpfe zum Rauchen bringen.
Und bitte lasst dieses Gerede von fehlender Dialogbereitschaft. Denn zumindest was Rauch und Feuer angeht, gibt es für den Verein zur Zeit keinen Verhandlungsspielraum. Soll sich Jens Rose an den DFB wenden und darum bitten, dass für die Dauer des Dialogs keine Strafen mehr verhängt werden? Der würde das aber im Gegensatz zu seinen Kollegen in anderen Vereinen sogar versuchen.
Es kämen alles besser miteinander zurecht, wenn sich die Ultras nicht wichtiger nehmen würden als sie sind. Dass sie zehnmal soviel Zeit in den Verein und ihr Ego investieren als der Durchschnitt macht sie weder zu besseren Menschen noch zu besseren Fans. Diese ganze ideologische Verklärung ist lächerlich, denn es geht um so etwas wunderbar banales wie Fußball. Das ist zwar viel, eignet sich aber nicht für einen Klassenkampf nach Stadionblöcken. Vielleicht sollte man sich das ab und zu mal vor Augen halten, wenn irgendwann noch mal ein Fußballgott ein Abschiedsspiel mit zweierlei Leibchen veranstaltet. Dieser Fundamentalismus ist hochgradig peinlich, besonders wenn er von pseudo-intelektuellen Endzwanzigern verteidigt wird, die 11-Freunde-Redakteuren verschwörerisch ihre kruden Thesen in den Block diktieren. Mit solchen Hauptdarstellern muss sich die junge Kasseler Ultra-Szene ja zum Glück nicht herumschlagen. Für solche Gespräche muss dann sonntags der schwerhörige Opa herhalten, wenn es in Wattenbach Mittagessen gibt.
Bis Samstag, mit Wunderkerzen
