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von Heidelberger » 24. Sep 2011, 10:18
Memmingen ist wirklich ein schöner Fleck und gerade bei so einem herrlichen Herbstwetter immer einen Ausflug wert, aber für den KSV entwickelt sich das mehr und mehr zu einem zweiten Pfullendorf. Letztere bleiben uns ja nächstes Jahr erhalten, erstere dürfen sich auf ihre exklusive Bayernliga freuen. Viel Spaß dabei.
Die KSV-Freunde aus Ulm und München haben ja schon ihre Eindrücke geschildert, ich muss daher nur noch eines loswerden, was mir auf der Seele brennt und was mir auch in den zwei Spielzeiten zuvor immer wieder aufgefallen ist: Wir haben einfach keinen Kapitän auf dem Platz, der in kritischen Momenten die Ärmel hochkrempelt, Zeichen setzt und die Mannschaft in einem Spiel, in dem es nicht so läuft, wieder in die Spur bringen kann. Enno Gaede ist in meinen Augen ein begnadeter Fußballer, der spielerisch locker in der 2. Liga mithalten könnte, aber dass er dann, wenn es darauf ankommt, so häufig abtaucht und nur noch als Mitläufer über den Platz stolziert, kann ich einfach nicht verstehen. Da muss einfach mehr kommen von einem Mannschaftsführer. Ich weiß, er hatte die Vorbereitung nicht mitmachen können und irgendwann wird so ein Spieler dann im Verlauf der Runde in ein Leistungsloch fallen. Aber das erklärt nicht, dass ein Kicker mit diesem Potential schon vom Anpfiff weg kaum Präsenz zeigt.
Ich will die Krise nicht allein an Enno festmachen, aber für mich ist er Sinnbild der gegenwärtigen Situation: Fast alle Spieler, die gestern in Memmingen das KSV-Dress trugen, haben fußballerisch locker das Potential für die 3. Liga. Da bleibe ich bei und da lasse ich mir auch nichts anderes einreden. Aber vom Charakter her wirken die meisten wie brave Mitläufer. Verunsicherte Indianer halt, die zwei, drei Häuptlinge brauchen, um ihr Potential auch wirklich dauerhaft abzurufen. Bobo Mayer ist so einer, aber wenn ihn einer wie Enno nicht unterstützt, dann verliert auch Andreas irgendwann den Mut. Das war gestern in Memmingen zu sehen.
Nüchtern betrachtet hat Hock mit seiner Kaderplanung, so weit er sie umsetzen konnte, unsere Schnelligkeitsdefizite weitgehend abgebaut. Aber Fußball ist halt keine Leichtathletik. Was fehlt, sind noch zwei Spieler, die in Schlüsselsituationen den Unterschied ausmachen und den vielen Mitläufern auf dem Platz helfen, ihr fußballerisches Potential zu entfalten.
Letzlich sind es aus meiner Sicht nur zwei Stellschrauben, die in der Kaderplanung nachzuziehen wären. Am besten schon im Winter, spätestens im Sommer. Ansonsten hoffe ich, dass uns ein erneuter Umbruch im Kader erspart bleibt. Kicken können die Jungens, davon bin ich überzeugt. Aber es fehlt eben an Häuptlingen - auf dem Platz, und wohl auch an der Seitenlinie.