Wenn der Tabellenzweite Waldgirmes im Heimspiel auf den Vierzehnten der Tabelle, die zweite Mannschaft des KSV Hessen Kassel trifft, dann dürften selbst die größten Optimisten nicht ernsthaft einen Auswärtssieg unserer Mannschaft erwarten. Zumal sechs verlorenen Spiele in Folge auch nicht gerade dazu angetan sind, berechtigterweise gerade heute auf eine Wende hoffen zu dürfen.
Trainer Gibhardt hatte heute eine dicke Überraschung im Gepäck: Mit Wolf, Barak, Herbold, Heussner, Wittke, Bravo-Sanchez, Streubert und Lenz standen nicht weniger als 8 Akteure in der Anfangsformation, die zur Ersten beziehungsweise zum erweiterten Kreis der Ersten zählen.
Ergänzt wurde diese 1B-Mannschaft durch Osmanoglu, Warnecke und Andezion zur Startformation.
Erwarungsgemäß begann die SC Waldgirmes druckvoll und hatte bereits nach 3 Minuten 2 Freistöße vor dem Tor unserer Jungs, die aber nichts einbrachten. Die Heimmannschaft verfügte über eine bemerkenswerte Athletik. Gleich mehrere Spieler dürften locker mehr als 1.90 Meter messen, angeführt von der Nummer 9, den ich mal scherzhaft als den "Valujew der Hessenliga" bezeichnen möchte ...

In der 12. Minute hatte unser Team seine erste Ecke. Streubert hatte sich auf links schön durchsetzt und ein Abwehrspieler konnte nur noch ins Toraus klären.
Der Schußversuch nach dieser Ecke landet jedoch sicher in den Armen des Keepers der SC. Die Junglöwen kommen jetzt zusehends besser ins Spiel und kombinieren gefällig bis an den gegnerischen Strafraum.
Es entwickelt sich ein interessantes, auf und ab wogendes Spiel. Augenfällig allerdings schon zu diesem Zeitpunkt das schnelle und direkte Spiel der SC. Der KSV etwas umständlicher und "gefühlt" ungefährlicher ab der Strafraumgrenze.
Für Minute 22 schreibe ich gerade "Löwen stehen gut" in das Programmheftchen und werde prompt Lügen gestraft: In der Mitte tankt sich ein gegnerischer Angreifer durch und prüft Wolf ernsthaft. Gut gemacht, Tobias!
320 Zuschauer verfolgten das Spiel und, ... ja ... es gab sie tatsächlich: Etwa 15 heimische Supporter machten sich plötzlich mit Trommel und den üblichen Gesängen lautstark bemerkbar.
Und sie wurden sofort für ihren Einsatz belohnt. In der 25. Minute läßt ein heimischer Angreifer unsere Innenverteidigung alt aussehen und mit einen kernigen, halbhohen Schuß ins Toreck Wolf keine Abwehrchance. 1:0 für den SC Waldgirmes.
Wir schreiben die 33. Minute. Kassel hat den Schock des Rückstands gut verdaut und versucht sich nun wieder selbst mit Offensivaktionen. Einen kräftigen Schuß von Sanchez kann der Torhüter gerade noch so über sein Tor lenken. Die anschließende Ecke landet auf dem Kopf von Herbold, doch der köpft am Tor vorbei.
Kurz darauf prüft Wittke aus etwa 16 Metern den Keeper, doch der fängt sicher.
Dann eine Superchance für den aufopferungsvoll kämpfenden Barak. Dieser setzt sich wieselflink auf rechts außen durch, dringt in den Strafraum ein ... schießt ... doch viel zu schwach, dem Torwart mitten in die Arme.
Eine starke Phase des KSV, in der unsere Mannschaft fast alle Zweikämpfe gewinnt.
In der 38. Minute flankt der heute wieder sehr gute Heussner in die Strafraummitte doch niemand lauert am langen Pfosten.
Auf der anderen Seite brennt es plötzlich lichterloh im Strafraum unseres Teams: Ein strammer Flachschuss aus 18 Metern wird vom Torpfosten zurück in die Arme des schon geschlagenen Wolf "gespielt" ...

42. Minute: Streubert drischt einen Freistoß von Sanchez gut 10 Meter über das Tor. Es ist "zum Mäuse melken". Gute Möglichkeiten gab es Einige. Lediglich Pech und Unvermögen im Abschluß verhinderten eine Tor für unsere Mannschaft.
Eine alte Fußballerweisheit besagt, daß derjenige, der seine Möglichkeiten nicht nutzt, irgendwann bestraft wird. Diese Strafe erfolgte in der 45 Minute: Erneute Abstimmungsprobleme in der Innenverteidigung ermöglichen das 2:0 für Waldgirmes. Durchaus überraschend zu diesem Zeitpunkt, aber natürlich nicht unverdient. Der Schiedrichter pfeift ab zur Pause.
Weiter geht's mit Halbzeit zwei. Und diese Halbzeit geht zu 90 Prozent an unser Team. Barak kämpft und setzt sich durch. Streubert bringt eine schöne Direktabnahme auf das Tor. Heussner kassiert Gelb wegen eines Fouspiels. In Minute 55 kommt Pilch für den farblosen Wittke. Bereits nach wenigen Minuten hat er sich einige Male gekonnt in Szene setzen können. Sebastian zeigt deutlich, daß er zu den wenigen Spielern in der Mannschaft gehört, die 2,3 Gegenspieler "stehen" lassen können, Zug zum Tor haben und auch gekonnt den Abschluß suchen. Eine Erklärung wäre langsam hilfreich und notwendig, warum er wieder erst ab Minute 55 eingreifen darf, wenn die "Wiese eigentlich schon gemäht" ist. Bezüglich seiner Leistung versteht das sicher Keiner ...

Zurück zum Spiel, denn dort spielte eigentlich nur eine Mannschaft: Und das war der KSV! Osmanoglu zwingt den Heimkeeper den Ball mit einer sehenswerten Parade über das Tor zu lenken.
Im Gegenzug holt ein etwas ungeschickt heraus stürmender Wolf einen gegnerischen Angreifer von den Beinen. Elfmeter! Wolf macht seinen Fehler wieder gut, taucht in die rechte Ecke ab und hält den scharf aber unplaziert geschossenen Ball. Noch ein Lob für Tobias.
Kai Simon kommt in der 65. Minute für Bravo-Sanchez. Gibhardt möchte die pausenlos anrennende Offensive noch weiter verstärken. Auch Waldgirmes wechselt. Minute 68: Ecke für den KSV auf Pilch, der trift leider nur den Torwart. 72. Minute letzter Wechsel beim KSV. Herbold geht Mulanski kommt. Gelb für Lenz. Die Junglöwen spielen den Ball gekonnt vor das Tor. Hektisches Gestochere ... Freund und Feind verliert den Überblick ... weiteres Gestochere ... der Ball landet beim Torwart.
Die bedingungslose Offensive der Löwen ermöglicht den Gastgebern Konterchancen. Diese dringen in den Strafraum ein ... umspielen den heraus eilenden Wolf ... Schuss ... Warnecke rettet auf der Linie! Klasse!
Ecke für den SC. Wolf wieder überwunden und wieder rettet Warnecke mit letztem Einsatz auf der Linie.
Und Warnecke sollte noch einmal im Mittelpunkt stehen: In der 90. Minute bereinigt er wieder eine Situation im Strafraum, läßt sich aber den Ball vom Fuß spitzeln und das 3:0 ist perfekt.

Der KSV hat in Halbzeit zwei wirklich alles Erdenkliche versucht, gefällig gespielt, zeitweise mächtig gedrückt, nur offensiv eingewechselt aber leider vor dem Tor gnadenlos versagt.
Sehr gut heute Heussner, der kaum einen Zweikampf verlor und immer wieder den Ball nach vorne trug, Barak, der wirklich unermüdlich kämpfte, rackerte und alles gab ( ... aber eben kein richtiger Rechtsaußen ist ...

Gut gefielen mir Streubert, der auch offensiv versuchte Akzente zu setzen, Pilch, der mit jedem Dribbling andeutet, wie wichtig er eigentlich für die Mannschaft ist, Warnecke immer umsichtig und sehr bemüht.
Schlecht fand ich Lenz. Null Durchsetzungsvermögen. Keine nenneswerte Offensivaktion. Heute einfach unterirdisch ...

Fazit: Eine Niederlage, ja. Aber Eine, die weniger weh getan hat als manche der vorhergehenden Niederlagen. Der SC Waldgirmes ist eine gut eingespielte Spitzenmannschaft mit einigen wirklich guten Spielern. Es ist keine Schande da zu verlieren.
Auf jeden Fall eine deutliche Leistungsteigerung einer allerdings auch total umgekrempelten Mannschaft.
Wo war eigentlich Zuschlag heute? Ich habe ihn noch nicht einmal auf der Bank gesehen. Schade ... sehr schade! Er und Pilch von Anfang an könnten die eklatante Offensivflaute der Zweiten möglicherweise beenden. Lenz in seiner augenblicklichen Verfassung kann es keinesfalls!
Grüße von Ecki