Der Trainer des KSV Hessen Kassel äußert sich vor dem Gastspiel in Altenlotheim am kommenden Samstag

THOMALE: ICH WÜRDE LIEBER ETWAS HÄRTER TRAINIEREN
Fußball-Trainer Hans-Ulrich Thomale ist mit dem KSV Hessen Kassel am kommenden Samstag (16 Uhr) zu einem Freundschaftsspiel in Altenlotheim zu Gast.
Anlass ist das 750-jährige Bestehen des gastgebenden TSV. Im HNA-Interview verspricht er, dass er mit dem kompletten Kader des Oberliga-Vizemeisters anreisen wird.

"Ich mag die Diskussionen um das Spielsystem nicht", verrät er ein wenig seiner Trainer-Philosophie. Als Bundestrainer hält er einen Ausländer nicht für die schlechteste Lösung.

Herr Thomale, Sie spielen mit dem KSV Hessen Kassel am Samstag in Altenlotheim. Wissen Sie eigentlich, wo Altenlotheim liegt?
<b>Thomale:</b> Eigentlich weiß ich das nicht. Können Sie mir das sagen?

Es liegt in der Nähe von Korbach. Aber warum spielen Sie als Oberligist gegen einen Bezirksoberligisten?
<b>Thomale:</b> Wir pflegen auch unsere Umgegend und spielen meist bei Jubiläen gegen unterklassige Mannschaften. Solche Spiele passen aber nicht immer so richtig in die Vorbereitung. Wir sind mit dem Training noch nicht so weit.

Muss sich ein Regionalliga-Anwärter nicht höherklassige Testspielgegner suchen?
<b>Thomale:</b> Das kommt auf die Phase in der Vorbereitung an. Ich würde in den ersten 14 Tagen am liebsten überhaupt nicht spielen und dafür lieber etwas härter trainieren.

Mit welchem Ziel gehen Sie in das Spiel am Samstag in Altenlotheim?
<b>Thomale:</b> Ich will mir einen Überblick verschaffen, wo wir als Mannschaft stehen und wie die Spieler einzuschätzen sind. Das ist für mich ein Übungsspiel, die Ergebnisse sind zweitrangig.

Und auf wen können sich die Zuschauer am Samstag freuen?
<b>Thomale:</b> Auf die Mannschaft, die in der vergangenen Saison Vizemeister der Oberliga geworden ist. Ich werde auch die neuen Spieler einsetzen.

Und Slawomir Chalaskiewicz wird nicht dabei sein?
<b>Thomale:</b> Er könnte höchstens kurzfristig dazukommen. Wir sind noch in Verhandlung mit ihm. Wir haben aber auch ohne ihn eine gute Mannschaft.

Hat sich nach dem Trainingsauftakt beim KSV personell noch etwas getan?
<b>Thomale:</b> Da hat sich nichts getan, weil wir nicht auf Rosen gebettet sind. Wir können keine großen Sprünge machen wie beispielsweise Eschborn.

Aber Ihr Saisonziel bleibt der Aufstieg?
<B>Thomale:</b> Ja, klar. Wir sind zuletzt zweimal Zweiter geworden. Da kann ich nicht sagen, dass wir um Platz neun mitspielen wollen. Das nimmt mir keiner ab. Aber es wird diesmal sicher schwieriger.

Sie gelten als Fußball-Fachmann. Wer sollte Ihrer Meinung nach neuer Bundestrainer werden?
<b>Thomale:</b> Ich mache mir keine entscheidenden Gedanken darüber. Es ist nicht einfach, so eine Integrationsfigur zu finden, wie es Rudi Völler war. Ich denke aber, es ist kein Fehler, wenn man einen Ausländer nimmt, der unbescholten ist. Selbst ein Otto Rehhagel ist in Deutschland anfechtbar.

Hätten Sie es vor der EM für möglich gehalten, dass die Griechen Europameister werden können?
<b>Thomale:</b> Das hätte keiner gedacht. Aber das ist das Schöne am Fußball: Auch die Underdogs haben Chancen.

Liegt der Erfolg der Griechen darin, dass Otto Rehhagel das traditionelle System mit Libero und Manndeckung gespielt hat?
<B>Thomale:</b> Ich mag die Diskussionen um das Spielsystem nicht. Die Eigenschaften der Spieler sind viel wichtiger als das System. Ich sehe die Klasse eines Trainers darin, aus dem vorhandenen Spielermaterial das Beste zu machen. Jeder möchte erfolgreich Fußball spielen. Wenn es dann noch attraktiv ist, reicht das.

Und wie stehen Sie zur Diskussion um DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder?
<B>Thomale:</b> Dazu kann ich nichts sagen, weil ich zu weit davon weg bin. Wer in einer Führungsposition ist, ist immer anfechtbar. Das geht einem Trainer auch so. Es hängt ganz einfach vom Erfolg ab.

Zurück zum KSV Hessen Kassel: Wie geht es für Sie und ihre Mannschaft nach dem Spiel in Altenlotheim weiter?
<b>Thomale:</b> Wir spielen dann am Mittwoch gegen Schalke 04. Am Wochenende haben wir ein kleines Turnier in Kassel.

Und sie blicken zuversichtlich auf die neue Saison?
<b>Thomale:</b> Es macht mir Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten. Wir haben viele junge Leute, die sich noch weiterentwickeln können. Wir werden in den nächsten Wochen fleißig arbeiten. Zu Auswärtsspielen und demzufolge auch am Samstag wird der Löwen-Bus von einem griechischen Fahrer gesteuert.

Ist der nach dem EM-Titelgewinn seines Heimatlandes am Samstag wieder so weit fahrtüchtig, damit Sie auch Altenlotheim nicht verfehlen?
<b>Thomale:</b> Für den ist dieser EM-Triumph Balsam für die Seele, und wie ich ihn kenne, wird er ironisch auf den deutschen Fußball schauen. Falls er Samstag noch feiert, irgendwer wird uns schon termingerecht nach Altenlotheim bringen.

<i>(Jörg Paulus/HNA-Sportredaktion, 07.07.2004)</i>

Veröffentlicht: 07.07.2004

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