Ärger über verpasste Chancen

TITELHOFFNUNGEN DES KSV BEENDET
Slawomir Chalaskiewicz stürmte wutentbrannt in den Kabinengang. Torhüter Zoran Zeljko malträtierte die Fahne an der Mittellinie. Matthias Rudolf, Schütze des Kasseler Führungstreffers, lag noch lange nach Spielende auf dem Rasen und wollte mit niemandem ein Wort sprechen.
"Das ist so bitter", meinte Thorsten Bauer, der Torjäger, der als Einziger noch zu den Fans gelaufen war. Und Nico Radler fluchte: "So ein Mist. Und ich war so optimistisch." Sie wollten Darmstadt durch einen Sieg unter Druck setzen. Danach in Ruhe abwarten, wie der Spitzenreiter mit der neuen Situation umgeht. Stattdessen lagen die Spieler des KSV Hessen am Boden.

Das Erzhäuser Ausgleichstor in der Nachspielzeit sorgte im Auestadion für tiefste Depression. Keine Frage: Die Hoffnungen, eine erfolgreiche Saison mit Meistertitel und Regionalliga-Aufstieg zu krönen, sind mit dem erneuten Rückschlag in der Nachspielzeit nicht nur empfindlich gesunken. Sie sind nach Darmstadts Sieg gestern gegen Fulda auf ein Minimum geschrumpft. Die Löwen stecken, das wurde auch gegen Erzhausen deutlich, in einem schlimmen Dilemma. Sie haben sportlich eigentlich eine überzeugende Saison hinter sich: ganze zwei Niederlagen, dazu sechs Unentschieden - es gibt nicht viele Mannschaften, die so durch eine Spielzeit kommen.

Und doch müssen sie sich ärgern über verpasste Chancen. Denn wie schon gegen Waldmichelbach, Marburg oder Baunatal war auch der Punktverlust gegen Erzhausen unnötig. "Unsere Chancenverwertung war mangelhaft", ärgerte sich Trainer Hans-Ulrich Thomale. Dabei hatten die Gastgeber in der ersten Halbzeit die wohl überzeugendste Saison-Leistung vor eigenem Publikum gezeigt. Vor dem Tor aber war der KSV zu harmlos. Und baute in der zweiten Hälfte immer mehr ab.

"Die erste Halbzeit hat viel Kraft gekostet. Das ging nicht über 90 Minuten", meinte Thorsten Bauer später. Trotzdem hätte es zum Sieg reichen müssen, weil Erzhausen zwar stark, aber nicht allzu gefährlich auftrat. "Bis zur Nachspielzeit eben, als wir", so Thomale, "alle kopfballstarken Leute auf dem Platz haben, aber trotzdem das Tor nicht verhindern. Selbst für Durchhalteparolen hatten die Löwen danach kaum noch Kraft.

"Abgerechnet wird am Schluss", meinte Thomale zwar, im gleichen Atemzug aber auch: "Wenn Darmstadt es schafft, dann hat die stabilste Mannschaft den Titel geholt." Ein wenig klang das schon am Samstag wie die Gratulation zur Meisterschaft.

<i>
(Frank Ziemke/HNA-Sportredaktion, 24.05.2004)</i>

Veröffentlicht: 24.05.2004

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 19.04.2024