Schwarzes Ende trifft Löwen ins Herz

KSV HESSEN - SV ERZHAUSEN
Ganz am Ende hätte noch einmal alles gut werden können. Slawomir Chalaskiewicz hatte sich den Ball geschnappt und tauchte allein vor Erzhausens Torhüter auf.
Doch der Routinier in Reihen des KSV Hessen Kassel schoss zu unkonzentriert, Marco Reichel konnte halten. Wenig später war Schluss. Mit dem Spiel. Und vielleicht auch schon mit den Hoffnungen der Kasseler Fußballer auf die Oberliga-Meisterschaft. Unmittelbar vor Chalas Chance nämlich war der Ball nach einer bereits geklärten Ecke noch einmal in den Strafraum der Gastgeber gesegelt, genau auf den Kopf des eingewechselten Gerhard Schwarz.

Der Erzhäuser traf ins Netz - und mitten ins Herz der Löwen. 93 Minuten waren da gespielt. Unter den vorher so froh gestimmten Fans im Auestadion herrschte Fassungslosigkeit. Mit dem späten 1:1 hat der KSV die große Chance vertan, zumindest für einen Tag die Tabellenspitze zu erklimmen. Und sollte Darmstadt heute im Spitzenspiel gegen Fulda gewinnen, wäre die Entscheidung im Titelrennen praktisch gefallen.

Bei einigen KSV-Anhängern schlug die Enttäuschung um in Wut. Weil die Erzhäuser vor vierzehn Tagen sang- und klanglos 0:4 in Darmstadt verloren hatten und sich einige Spieler noch auf dem Rasen diebisch über den Punktgewinn freuten. KSV-Trainer Hans-Ulrich Thomale kommentierte das deutlich: „Wir dürfen Fehler nicht bei anderen suchen. Wir sind selbst schuld, dass wir hier verloren haben.“

Hatten sie gar nicht, aber Thomales Versprecher verdeutlichte, wie sehr dieses Unentschieden einer Niederlage gleichkam. Vor allem, weil es so unnötig war. „Wir hätten doch schon zur Pause alles klar machen müssen“, ärgerte sich Thomale. In den ersten 45 Minuten hatten die Gastgeber nämlich eine begeisternde Leistung gezeigt, gegen einen starken Gegner stets Druck aufgebaut und tolle Chancen herausgespielt. Doch im Abschluss haperte es erheblich. Schönewolf köpfte auf den Torhüter (6.), Cesar ließ sich von Reichel den Ball vom Fuß spitzeln (7.), Bauers Flugkopfball verfehlte sein Ziel (32.) und Nebe schoss ganz allein vor Reichel direkt auf den Torhüter (40.). Erst in der 45. Minute wurde die Überlegenheit belohnt. Nico Radler hatte sich den Ball erkämpft, schlug vom rechten Flügel eine präzise Flanke und Matthias Rudolph wuchtete das Leder per Kopf zur Führung ins Netz.

„Nach der Pause wollten wir dann schnell nachlegen. Stattdessen haben wir um ein Gegentor gebettelt.“ So schilderte Radler, was nach dem Wechsel passierte. Ab der 50. Minute übernahmen die Gäste das Kommando. Die Gastgeber ließen sich weit in die Defensive drängen. Zwar gab es trotzdem Chancen durch Busch, Bauer und Cesar, doch das Spiel wurde aus der Hand gegeben. „Und am Ende sind wir nicht mal in der Lage, bei einer Standardsituation die Zuordnung zu halten“, ärgerte sich Thomale. So konnte Schwarz zum Kopfball kommen - und mit dem schwarzen Ende die Träume des KSV vielleicht schon beenden.

<i>(Frank Ziemke/HNA-Sportredaktion, 23.05.2004)</i>

Veröffentlicht: 23.05.2004

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Datum des Ausdrucks: 23.04.2024