KSV - St. Pauli 5:4 - Ein Spiel fĂŒr die Ewigkeit

KSV - St. Pauli 5:4 - Ein Spiel fĂŒr die Ewigkeit

VOR 26 Jahren: 29. September 1984
Es gibt Fußballspiele, die hat man zwei Minuten nach dem Abpfiff schon vergessen. Was wohl auch besser ist. Es gibt aber auch andere Spiele, an die man sich nach mehr als 20 Jahren erinnert, als wenn sie erst gestern gewesen seien. Ein solches gab es im Herbst 1984. 2. Bundesliga, KSV gegen den FC St. Pauli.

Das Ganze sah zunächst nicht sonderlich dramatisch aus. Da kickte der Tabellenvierte aus Kassel gegen den Tabellenachtzehnten aus Hamburg. Für das damals schon verwöhnte Nordhessische Publikum nicht gerade der Knaller. Und so nutzen viele Fans den sonnigen Nachmittag zu einem Spaziergang oder zur Gartenarbeit. Im Auestadion "nur" 7.000 Zuschauer, für damalige KSV-Verhältnisse nicht gerade viel. 

Die, die da sind, wollen viele Tore sehen. Und die gibt es auch. Aber zunächst auf der falschen Seite. Über das 0:1 von Andre Golke nach 11 Minuten regt sich noch keiner groß auf. Zu Recht. Wenige Sekunden später erzielt Peter Cestonaro das Ausgleichstor, alles läuft wieder normal. Normal? Pustekuchen! 14. Minute, 1:2 für St. Pauli, erste Unruhe unter den KSV-Fans. Trotz guter Chancen will der Ausgleich nicht fallen, es scheint zur Pause beim 1:2 zu bleiben. Es scheint...  42. Minute 1:3 – Upps, was ist denn da los? Dann direkt nach dem Anstoss ein Fehlpass – Rüdiger Wenzel saust dazwischen - 1:4. Hohngelächter und Pfiffe zur Halbzeit, keiner gibt mehr einen Pfifferling auf die Mannschaft von Trainer Jörg Berger.

Die Pause tut allen gut. Der Mannschaft und auch den Fans, die durch den Halbzeit-Schoppen wieder etwas mehr Gelassenheit bekommen. Als die Löwen wieder den Platz betreten, gibt es sogar erste zaghafte "KSV-KSV"-Sprechchöre. Und die werden bald lauter. 46. Minute, Freistoß für die Löwen. Dirk Bakalorz knallt das Leder aus 20 Metern in die Maschen - 2:4 und plötzlich ist die Kulisse wieder richtig da. St. Pauli taumelt wie ein angeschlagener Boxer, ein KSV-Angriff nach dem anderen. Berger bringt mit Altmeister Helmut Hampl und dem damals blutjungen Thomas Freudenstein zwei zusätzliche Offensiv-Kräfte. Dann die 60. Minute. Heinz Traser erwischt im Strafraum den Ball - 3:4, ein Jubelschrei geht durchs Stadion. Dann 120 Sekunden später „Hotte“ Knauf mit einem krachenden Gewaltschuss direkt unter die Latte – Ausgleich 4:4, die Arena jetzt ein Tollhaus. St. Pauli völlig Platt, aber der Siegtreffer will nicht fallen. Powerplay, doch die Minuten verstreichen. 86. Minute, Strafraumgewühl, Cestonaro grätscht in den Ball – 5:4. Wildfremde Menschen umarmen sich, vom Torschützen ist nichts mehr zu sehen. Spieler, Betreuer und Balljungen, sie alle stürzen auf den bulligen Stürmer. Am Ende Ehrenrunde, Jubelgesänge – das Spiel aller Spiele geht an den KSV. Ein Sieg für die Ewigkeit. „Das hältste nüchtern gar nicht aus“ titelt der Extra Tip am nächsten Tag auf Seite eins. Manchem Fan wird es wohl so ergangen sein.

Alles weitere zu diesem Spiel und der dramatischen Saison 1984/85, die den KSV um ein Haar in die 1. Bundesliga gebracht hätte, im Löwen-Archiv von Tim Siebrecht.

http://www.ksvhessenkassel.de/Saison/Saison1984/Spielbericht1984/Spielbericht08.htm

Oliver Zehe

KSV Hessen: Wulf – Horch – Kapke (52. Hampl), Panierschky, Münn – Schreml, Deuerling (46. Freudenstein), Bakalorz – Knauf, Cestonaro, Traser. –Trainer: Jörg Berger. Tore: 0:1 Golke (11.), 1:1 Cestonaro (13.), 1:2 Dahms (14.), 1:3 Hinz (42.), 1:4 Wenzel (43.), 2:4 Bakalorz (46.), 3:4 Traser (60.), 4:4 Knauf (62.), 5:4 Cestonaro (86.).

Veröffentlicht: 29.09.2010

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Datum des Ausdrucks: 24.04.2024