Relaxen nach hartem Training

Relaxen nach hartem Training

Trainingslager in Tadschikistan
Nach hartem Training und dem Testspiel gegen Istiqlol Dushanbe, das die Löwen vor 17.000 Zuschauern 3:1 gewonnen haben, war am Sonntag relaxen angesagt. Vorstandsmitglied Albrecht Striegel berichtet fĂŒr daheimgebliebenen Löwen aus Dushanbe.

 

Nach dem überzeugenden Sieg gegen Istiqlol Dushanbe hat Mirko Dickhaut den Spielern am Sonntag frei gegeben, lediglich ein kurzer Regenerationslauf steht auf dem Programm. Danach übernehmen unsere Gastgeber Rustam und Aziz Avganov das Kommando für den Rest des Tages. Was genau auf uns zukommt, wissen wir nicht, aber es kursiert das Gerücht, es gehe noch einmal in die Berge. Mirko Dickhaut warnt vor den großen Temperaturunterschieden und empfielt, eine Jacke einzupacken. Um 10.30 Uhr erscheint der Mannschaftsbus von Istiqlol und die Fahrt geht los. Keine fünf Minuten später hält der Bus. Ich schwinge mich hinter Rustam Avganov durch die Tür, um Fotos zu schießen, werde aber gleich wieder zurück geschickt: keine Rast, wir warten nur auf einen weiteren Bus, denn die Mannschaft unseres Testspielgegners wird uns begleiten. Da wir ja in ihrem Bus sitzen, hat sich die Mannschaft in „Wetten dass…“-verdächtiger Manier samt Trainerstab und Betreuern in einen Neunsitzer-Kleinbus gequetscht. Die seit Tagen unbeantwortete Frage, ob es in Tajikistan Verkehrsregeln gibt (und wenn ja: ob sich daran alle oder nur einzelne Bevölkerungsschichten halten müssen) bleibt für heute offen. Wir fahren weiter und werden nur Minuten später von einem heranbrausenden Konvoi überholt, der aus drei uns mittlerweile wohlbekannten Porsche Cayenne besteht. Aha, Rustami Emomali und seine Freunde nehmen an unserem Ausflug also auch teil. Domink Suslik schnappt sich das Bordmikrophon, das über einen Halleffekt wie in einer Geisterbahn verfügt, und spielt – souffliert von Rustam Avganov – den Reiseleiter. Die Stimmung steigt. Nach nur einer halben Stunde Fahrt – wir sind gerade erst am Fuß der nördlich von Dushanbe gelegenen Berge von Varsod – biegt der Bus rechts von der Straße ab, hält nur wenige Meter weiter an, und unser Busfahrer bedeutet uns, dass wir am Ziel sind.

 

Vor uns liegt ein riesiges Anwesen mit mehreren prachtvollen Datschen, Gartenpavillons, einem großen Swimmingpool und einem Fußballfeld. Ein Bergflüßchen quert das Grundstück, überall sind Tische mit Getränken, mit Obst, getrockneten Früchten und Nüssen, Fladenbrot und Dips aufgebaut. Rustami Emomali begrüßt uns und die Mannschaft von Istiqlol. Dann können wir uns auf dem Anwesen frei  bewegen und tun und lassen was wir wollen – und natürlich essen! Schnell suchen die Löwen sich schattige Plätzchen auf Teppichen und Kissen, und der Rest des Tages besteht nur noch aus Relaxen. Speisen werden aufgefahren, unter anderem ein ganzes gebratenes Lamm, Schaschlik in verschiedenen Variationen, und bald gesellen sich die Freunde unserer Gastgeber mit ein paar Flaschen Wodka zu uns. Heute dürfen auch die Spieler das ein oder andere Glas probieren. Co-Trainer Christoph Keim wacht mit Argusaugen darüber, dass keiner übertreibt.  Später wird dann auf dem Fußballfeld gebolzt. Morten Jensen, Dennis Joedecke, Mario Pokar und Mentor Latifi sowie einige Spieler von Istiqlol mischen munter mit, für diejenigen, denen es zu heiß wird, gibt es Abkühlung im angrenzenden Wildbach, während das Team von Istiqlol geschlossen den Pool okkupiert. Stunden später kommt dann der Plov, noch eine Runde Wodka, noch eine Portion Schaschlik – wir sind satt und zufrieden, als wir um 15 Uhr zurück fahren.

Den letzten kleinen Aufreger dieses Entspannungstags gibt es, als plötzlich ein herrenloser Esel etwa fünfzig Meter vor uns die Straße quert. Für unseren Busfahrer – der auch im Stadtverkehr gelegentlich den Eindruck vermittelt, den Geschwindigkeitsrekord für nicht schienengebundene Landfahrzeuge aufstellen zu wollen – kein Anlaß, den Fuß vom Gas zu nehmen, was wiederum den Esel nicht stört, der auch nicht schneller wird. Ganz knapp erreicht er die Gegenspur, bevor unser Bus ihn rammt, aber ein uns entgegenfahrender BMW kann trotz einer Vollbremsung nicht verhindern, dem armen Tier in die Hacken zu fahren. Der Esel macht einen Satz und schießt davon. Herumsitzende Straßenhändler schauen ihm teilnahmslos hinterher. Tajikischer Verkehr eben… 

 

Im Hotel angekommen bieten Dominik Suslik noch eine freiwillige Übungseinheit im Kraftraum an. Benny Weigelt spielt in der Hotelhalle Pingpong mit Reiner Homburg, der Rest der Löwen läßt sich erst zum Abendessen wieder blicken. Ein ruhiger, für die Löwen aber trotzdem ereignisreicher Tag liegt hinter uns. Jens Grembowietz beantwortet meine Frage, was er denn so gedacht habe, als Mirko Dickhaut ihm eröffnet hat, dass es zum Trainingslager nach Tajikistan geht, kurz und knapp: „Ey wat, hab’ ich gedacht“, aber er ergänzt gleich: „Wenn wir hier ein Team werden, dann wird das eine ganz große Saison. Dass wir eine so starke Mannschaft haben werden, hätte ich nicht gedacht. Ich kannte keinen in Kassel, als ich kam. Bei so einer Fahrt lernst Du alle kennen, das kann nur gut sein, damit wir schnell zusammen finden“. Thorsten Bauer bestätigt: „Im Urlaub muss ich hier nicht unbedingt wieder herkommen. Aber wir werden uns hier finden, und dann weiß man halt von Anfang an, wer wo steht, und wie man sich auf das Team verlassen kann“. Wenn  sich das bestätigt, dann darf es auch mal ein Tag ohne Schinderei sein. Morgen früh wartet ja schon das nächste Konditionstraining.

Albrecht Striegel / 05.07.2010

 

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Veröffentlicht: 05.07.2010

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Datum des Ausdrucks: 16.04.2024