Löwen nach Auswärts- Remis wieder Spitzenreiter

Löwen nach Auswärts- Remis wieder Spitzenreiter

SSV Reutlingen 05 - KSV Hessen 2:2 (0:0)
Trotz zweimaliger Führung durch Kevin Wölk und Thorsten Bauer, jeweils nach Vorarbeit von René Ochs, hatte sich das Dickhaut-Team am Ende gegen den kampfstarken SSV Reutlingen mit einem Remis zu begnügen.

Dank dem besseren Torverhältnis gegenüber dem punktgleichen 1. FC Heidenheim sind die Löwen damit wieder Spitzenreiter. Dennis Tornieporth sah die fünfte gelbe Karte und fehlt am Sonntag beim Auswärtsspiel im Wildparkstadion gegen den Karlsruher SC II.

Zum sechsten Mal seit dem beiderseitigen Aufstieg in die Regionalliga Süd in 2006 standen sich beide Teams an diesem April-Abend gegenüber. Mit unterschiedlichen Ausgangs- Konstellationen (KSV im Aufstiegs-, der SSV im Abstiegskampf) und erstmals fand das Duell unter der Woche und (ab der zweiten Halbzeit) unter Flutlicht statt.

Mit der künstlich erzeugten Helligkeit und entsprechender Atmosphäre kamen vor 1.740 Zuschauern auch die Tore (im 10-Minuten-Rhythmus), nachdem in der ersten Halbzeit der KSV Hessen das Geschehen zwar bestimmte und nach vier Siegen in Folge seiner Favoritenrolle durchaus gerecht wurde, doch aus seinen größeren Spielanteilen zu wenig Torchancen produzierte. Die Pass-Präzision beim finalen Abschluss fehlte zu diesem Zeitpunkt noch, was sich dann jedoch sogleich nach dem Seitenwechsel und Wiederanpfiff durch den 39jährigen Bundesliga- Schiedsrichter Peter Sippel aus München ändern sollte.

Zur Sache und ab und zu in Kreuz ging es im Kreuzeichestadion zwschen SSV kontra KSV, hier Szene aus dem Hinspiel im Auestadion
zoomZur Sache und ab und zu ins Kreuz ging es im Kreuzeichestadion zwschen SSV kontra KSV, hier Szene aus dem Hinspiel im Auestadion mit Thorsten Bauer, der am Mittwochabend besonders einzustecken hatte.
Foto: Harry Soremski

Wie schon beim letzen Auswärtssieg in Wiesbaden legten die Löwen in Abschnitt Zwei munter und erfolgreich los, um auch diesmal schnell die 1:0-Führung zu erzielen. Nach einem effektiven, zügigen Konter. Dabei hatten die im traditionell rot-schwarz antretenden Nullfünfer zunächst noch mit der ersten Aktion der zweiten Halbzeit einen Freistoß und ihrerseits die Torchance. Doch der zurück geeilte Torjäger Thorsten Bauer klärte im eigenen Strafraum, um damit praktisch den Gegenangriff einzuleiten. Über Harez Habib gelangte der Ball zu René Ochs, der per Steilpass Kevin Wölk halblinks im Strafraum in Szene setzte. Der 23jährige Spielmacher, der nach seiner Sperre per „Spiel-Doppelpack" zuletzt fehlte, war klug in Position gelaufen und schließlich, begünstigt durch SSV-Keeper Robert Mayer, um diesen herum. Trotz spitzem Winkel behielt Kassels Nr. 20 die Übersicht und schlenzte den Ball ins verwaiste Reutlinger Gehäuse, hinter dem die ca. 25 mitgereisten Löwen-Fans jubelten (47.). Zweites Saisontor im übrigen für Kevin Wölk, beide auswärts.

Doch die frühe Führung nach der Pause sollte nicht lange währen, zumal sich diesmal in punkto Kampfstärke eine andere Reutlinger Mannschaft auf dem Platz befand, als noch bei der 1:5- Niederlage im Hinspiel. Auch personell gab es in der Winterpause einige Veränderungen im Team von Trainer Roland Seitz, der diesmal in der Startelf gerade noch sechs Spieler gegenüber der Partie am 13. September im Auestadion hatte (im Vergleich der KSV noch neun). Wie der Reutlinger Sascha Boller schon mit seinem Zitat „da muss heute der Baum brennen und wir alle einen Kampfgeist an den Tag legen, die Hessen beschäftigen, immerhin haben wir das 1:5 gutzumachen" ankündigte, sollte es auch kommen. Allerdings kam der Tabellenvierzehnte, der in 2009 zuhause noch unbesiegt ist und am Samstag beim 1. FC Heidenheim binnen vier Tagen auf den nächsten Aufstiegs-Kandidaten trifft, praktisch erst mit dem 0:1-Rückstand so richtig ins Spiel und warf fortan seine vorhandene Kampfstärke und Aggressivität in die Waagschale. Letztere bekamen einige Löwen besonders zu spüren und hatten - einiges gar grenzwertig - mächtig einzustecken.

Nach drei Spielen ohne Gegentor erwischte es diesmal die Abwehr um Löwen-Rückhalt Dennis Lamczyk, hier Szene aus dem Hinspiel
zoomNach drei Spielen ohne Gegentor erwischte es diesmal die Abwehr um Löwen- Rückhalt Dennis Lamczyk, hier Szene beim 5.1-Hinspielsieg.
Foto: Harry Soremski

Und kassierten obendrein mit der ersten Torchance der Baden Württemberger um Ex-Bundesligaprofi Dennis Lapaczinski (35 Bundesligaspiele für Hertha BSC Berlin und Hansa Rostock) den schnellen Ausgleich und somit nach 346 Spielminuten mal wieder ein Gegentor. Der 25jährige SSV- Stürmer Daniel Reule war plötzlich halbrechts im KSV-Strafraum aufgetaucht und liess sich die Gelegenheit nicht nehmen, um unhaltbar für den bis dato beschäftigungslosen KSV- Keeper Dennis Lamczyk im achten Spiel sein fünftes Tor zu erzielen.

So eine Quote übertrifft in der Liga allerdings noch einer: Thorsten Bauer! Vor dem Konter zum 1:0 im eigenen Strafraum tatkräftig per Kopf abwehrend und hernach wieder selbst im gegnerischen Strafraum, seinem wahren Revier. Dabei war wieder Hinspieltorschütze Renè Ochs, diesmal über rechts, unterwegs und passte aus dem Halbfeld mit links nach vorn ins Zentrum. Dort patzte Reutlingens Mittelfeldspieler Andreas Maier und dahinter lauerte Löwe Thorsten Bauer, um mit links (!) im 25. Saisonspiel zu seinem 26. Treffer zu vollenden (67.).

Eine erneute und in dieser Phase vollauf verdiente Führung, denn zuvor hatten die Gäste per Eckball-Serie die Kreuzeiche- Kicker bereits von einer Verlegenheit in die andere gebracht. Dabei scheiterte Thorsten Bauer per Kopfball nach Wölk-Ecke auf den zweiten Pfosten am aufmerksamen 28jährigen Keeper Mayer (60.), der zuvor bereits den Ball aus dem Netz zu holen hatte. Allerdings wurde dem Kopfballtor von Thorsten Schönewolf nach erneuter Wölk-Ecke von rechts die Anerkennung verwehrt, weil der engagierte 36jährige KSV-Kapitän angeblich unkorrekten Körpereinsatz praktizierte.

Doch wieder sollte der erneute Ein-Tore-Vorsprung nur zehn Minuten für den vor der Partie Tabellenzweiten anhalten, bei dem der wegen seiner fünften gelben Karte ein Spiel gesperrte Sebastian Busch fehlte und Hinspieltorschütze Christoph Keim nachwievor Adduktorenprobleme plagen. Zunächst hatte der robuste KSV-Innenverteidiger Mentor Latifi noch einen Schuss kurz vor der Torlinie am Boden bravourös abgewehrt, um dann in der Luft beim nächsten Flankenball am höchsten zu steigen und den Ball aus der Gefahrenzone zu befördern. Doch der ehemalige Zweitbundesligist (2000/2001) liess den Löwen nun und bei seiner erneuten Aufholjagd keine Atempause, ehe beim erneuten Nachsetzen Sascha Boller den gerade mal sechs Spielminuten zuvor eingewechselten Alban Meha bediente. Der Albaner, der am Samstag beim 2:2 an gleicher Stätte gegen Viktoria Aschaffenburg noch ebenso in der Startelf stand wie der kroatische Innenverteidiger Ivan Cosic, liess sich die Chance aus günstiger Position im Strafraum nicht entgehen und bereitete sich mit seinem Jokertor vier Tage vor seinem 23. Wiegenfest bereits vorweg ein Geburtstags-Geschenk.

Nach 25 gemeinsamen Einsätzen in dieser Saison wird die Flügelzange Dennis Tornieporth, l., und Rene Ochs im nächsten Spiel in Karlsruhe gesprengt
zoomNach 25 gemeinsamen Einsätzen in dieser Saison wird die Flügelzange Dennis Tornieporth, l., und Rene Ochs im nächsten Spiel in Karlsruhe gesprengt
Foto: Harry Soremski

Und die Löwen? Sie versuchten es in der Schlussphase weiterhin, um im dritten Anlauf im Stadion an der Kreuzeiche nach Remis und Niederlage in den Vorjahren diesmal den ersten Dreier „im Gepäck" für die nächtliche Heimreise zu haben. Doch mit dem wiederholten Ausgleichstor und der lautstarken Unterstützung des treuen Reutlinger Publikums, mobilisierten die Gastgeber letzte (Abwehr-) Kräfte, während die Löwen der harten Gangart des Gegners Tribut zollten.

Und - wie schon beim letzten fernen Auswärtsspiel beim TSV 1860 München II im November - gegen einen ebenso wie im Stadion an der Grünwalderstraße aggressiven Kontrahenden ihre fußballerischen Vorteile einbüssten. Hieran gilt es für diese potenzielle und selbstkritische KSV- Mannschaft zu arbeiten, denn auch in den verbleibenden neun Partien der Restsaison warten Teams, die mit unerbittlichem Einsatz zu Werke gehen werden. Darauf gilt es sich optimierter einzustellen!

Fazit: am Ende für den KSV Hessen im zweiten Spiel dieser englischen Woche, trotz zweimal her gegebener Führung, ein wertvoller Zähler! Der 50. Punkt für die Löwen in dieser Saison, wodurch das Dickhaut-Team immerhin, bei der mit dieser Nachholpartie in der oberen Hälfte bereinigten Tabelle, wieder mal Spitzenreiter und in der Pole-Position für die nächsten neun Endspiele ist.

KOMMENTARE DER TRAINER AUF PRESSEKONFERENZ

Mirko Dickhaut (KSV): „Die Gefühlswelt fährt bei mir heut Achterbahn, doch grundsätzlich ist bei mir das Glas halb voll und deshalb bin ich zufrieden, denn wir sind wieder Tabellenführer. Unzufrieden bin ich darüber, dass wir die Führung zwei Mal aus der Hand gegeben haben. Reutlingen hat seine Kampfstärke in die Waagschale geworfen. Doch wir wollen das Positive mitnehmen."

Roland Seitz (SSV): „Das war ein sehr wichtiger Punkt für uns, um unsere Verfolger im Kampf um den Klassenerhalt und in Anbetracht unserer Nachholspiele auf Distanz zu halten. Der Punkt war hochverdient. Wir haben zwei Mal einen Rückstand aufgeholt sowie gegen die beste Abwehr der Liga und den Tabellenführer bestanden. Ärgerlich ist nur, dass wir durch individuelle Fehler zwei Mal in Rückstand gelegen haben. Das war für mich ein Bonuspunkt heute gegen einen starken Gast, der zurecht Spitzenreiter ist. Ich wünsche Kassel viel Glück am Sonntag in Karlsruhe, was ja auch für uns wichtig ist."

Herbert Pumann aus Reutlingen

Erstmals in 2009 wieder im Regionalliga-Kader: Marcel Stadel
zoomErstmals in 2009 wieder im Regionalliga-Kader: Marcel Stadel
Foto: Roland Sippel

SSV Reutlingen: Mayer - Kröner, Friebertshäuser, Haben, Heller (Kap.) - Rill, Maier, Lapaczinski, Boller - Reule, Makarenko.

Eingewechselt: 71. Meha für Makarenko, 88. Fecker für Reule, 90. Cosic für Boller

KSV Hessen Kassel: Lamczyk - Gundelach, Schönewolf (Kap.), Latifi, Heussner - Habib, Gaede - Tornieporth, Wölk, Ochs - Bauer. Trainer: Dickhaut.

Bank: Wolf (ETW), Keim, Herbold, Lenz, Möller, Streubert, Stadel.

Schiedsrichter: Peter Sippel (München) - Zuschauer: 1.740

Tore: 0:1 Wölk (47., Vorabeit Ochs). 1:1 Reule (56.), 1:2 Bauer (67., Vorarbeit Ochs), 2:2 Meha (77.)

Gelbe Karten: Maier - Tornieporth (5.), Bauer (alle drei Spieler wegen Unsportlichkeit)

 

Aufstellung

Veröffentlicht: 22.04.2009

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 23.04.2024