Marcel Stadel erlöst Löwen mit Tor des Tages

Marcel Stadel erlöst Löwen mit Tor des Tages

Viktoria Aschaffenburg - KSV Hessen 0:1 (0:0)
Während der KSV Hessen bei den letzten beiden Auswärts- Spielen in Ulm und München (den Sieg vor Augen) bitter erlebte, wie der jeweilige Heim- Gegner aus heiterem Himmel zu stach, gelang das am 16. Spieltag den Löwen. Nachdem die Elf von Trainer Mirko Dickhaut vor der Pause aus ihrer Überlegenheit kein Kapital geschlagen hatte und nach Wiederbeginn Viktoria Aschaffenburg am Drücker war, gelang ausgerechnet in dieser Phase KSV- Innenverteidiger Marcel Stadel auf Flanke Dennis Tornieporth das Tor des Tages (75.). Der überragende Keeper Dennis Lamczyk hielt - ganz in weiß - mit prächtigen Reaktionen seinen Kasten sauber und die Löwen im Spiel.

Fußball ist ein Ergebnissport! Diese ernüchternde und zugleich bittere Erfahrung machten die Löwen noch im November bei ihren Freitagflutlichtspielen in Ulm und München, als der KSV Hessen dem Sieg jeweils zum Greifen nahe war, um dann aus „heiteren Himmel" jeweils des Gegners siegbringendes Tor zu kassieren. An diesem Nikolaus-Tag war es anders, ja umgekehrt.

Vorweg: der dritte Dreier im neunten Auswärtsspiel für die Dickhaut-Mannen, die diesmal ganz in rot antraten, war ein hart errungener Arbeitssieg, wobei die Löwen es auf Grund ihrer Feldüberlegenheit und guten Torchancen in der 1. Halbzeit versäumt hatten, an ihrem letzten Arbeitstag des Jahres in der Fremde (es folgen in 2008 noch zwei Heimspiele) für einen vorzeitigen „Feierabend" zu sorgen.

Trainer Mirko Dickhaut hatte nach der 1:2-Niederlage in München zum dritten Mal in Folge erneut Umstellungen im Defensiv- Verbund vorgenommen und war an diesem vorletzten Hinrundenspieltag erstmals (!) in dieser Saison auch beim bewährten Offensiv-Quartett Tornieporth, Wölk, Ochs, Bauer (absolvierten zuvor alle 15 Spiele!) zu Veränderungen gezwungen. Spielmacher Kevin Wölk verbüsste seine Gelb-Sperre und so fand sich Harez Habib in der alleinigen, zentralen „Zehner"-Position wieder.

Des KSV-Trainers gern gewähltes 4-2-3-1-System war Plan und auf dem stand auch, dass die Löwen von Beginn an die Initiative ergreifen und das Spiel kontrollieren wollten. Gesagt, getan! Die Gäste wurden sogleich ihrer Favoritenrolle gerecht und zückten zugleich ihre fußballerische Visitienkarte: das dynamische Dickhautsche Direktspiel. Über die agile Flügelzange René Ochs & Dennis Tornieporth ging es gen Viktoria-Tor (und Fan-Tribüne, inkl. 100 per ebay von einem Aschaffenburger Unternehmer „eingekaufter" Anhänger der SpVgg Bayreuth). Die frühe Flanke von links durch „Tornie" konnte zwar noch abgewehrt wehrten, doch im Nachschuss setzte Harez Habib per Direktabnahme aus der Luft für ein erstes Torschuss-Signal (4.).

Eckbälle und Flanke zum Tor nach Maß und Marke Dennis Tornieporth (R, Archivfoto)
zoomEckbälle und die Flanke zum Tor nach Maß und Marke Dennis Tornieporth (R, Archivfoto)
Foto: Harry Soremski

Was folgte war eine bemerkenswerte Eckball-Serie des KSV Hessen und durch den ausführenden Dennis Tornieporth, was in dieser geballten Gefährlichkeit - bei aller Wertschätzung für die im bisherigen Saisonverlauf ebenfalls oft gelungenen Eckbälle von Regisseur Kevin Wölk, dessen Fehlen sich mit zunehmender Spieldauer bemerkbar machen sollte - in dieser Spielzeit und an diesem Tag ein Lobes-Prädikat verdiente. Für die „Viktorianer" herrschte „Alarmstufe Eins", wenn der ehemalige Emdener Eckbälle herein brachte. So auch gleich bei Ausführung Nr. 1, als Enrico Gaede unweit vom hinteren Pfosten aus acht Metern frei zum Kopfstoss kam und Aschaffenburgs kleinster - Ken Asaeda - am ersten Pfosten rettete, ehe Spielführer Christoph Keim den Ball beim Abpraller - zwar aus kurzer Distanz, doch in schwieriger Schusslage - über das Gehäuse beförderte (13.).

Bei der nächsten KSV-Ecke von rechts fand der bekannte Absender - fast punktgenau wie zuvor- Christoph Keim, der am höchsten stieg, doch der Ball ging erneut drüber (26.). Dann war Kassels neuer Eckball-Spezialist mal von links dran und schöpfte sein Repertoire aus. Kurzer Anlauf, kurzer Pfosten...kurz per Kopf verlängert von Enrico Gaede, doch bevor der Ball zum ersehnten ersten Liga-Tor des Führungs- Löwen die Torlinie überschritt, rettete Torhüter Patrick Emmel mit einer Glanztat (28.). Im Minuten-Takt ging es weiter. Wieder kam kein SVer an den Eckball von Tornieporth heran, doch auch der aufgerückte Marcel Stadel und anschließend Patrick Ochs wußten diese weitere Torgelegenheit aus wenigen Metern nicht zu nutzen (28.). Es wurde Zeit, dass der Torschütze vom Dienst - Thorsten Bauer (sah sich gegen die erfahrenen Innenverteidiger Markus Gaubatz und dem aus den Duellen mit dem FSV Frankfurt altbekannten Andre Laurito hartnäckiger Gegenwehr ausgesetzt) mal an die Reihe kam.

Fliegender Flügelflitzer René Ochs, der gleich mit zwei Hechtkopfbällen das KSV-Führungstor verpasste
zoomFliegender Flügelflitzer René Ochs (R, Archiv- Foto), der mit gleich zwei Hechtkopfbällen das KSV- Führungstor verpasste
Foto: Ulrich Roth

Geschehen bei KSV-Eckball Nr. 5 und welch ein Pech für Kassels Nr. 10. Völlig frei kam der 31jährige aus acht Metern am hinteren Pfosten an den Ball, doch seinem 16. Tor im 16. Saisonspiel stand nur der Pfosten im Weg (29.). Inzwischen hatte Tor-Wegbereiter „Tornie" Gefallen an seinen Hereingaben gefunden und praktizierte es mal aus dem Feld heraus. Nach einer Maßflanke von links, schnellte sein Flügel-Partner René Ochs heran, um am hinteren Pfosten per Hechtkopfball das Gehäuse und somit das längst fällige KSV-Führungstor zu verfehlen (31.), das mittlerweile im wahrsten Sinne des Wortes in der Luft lag. Doch nachdem Christoph Keim von dort aus auch den sechsten, effektiven Eckball am ersten Pfosten über das Tor köpfte (44.), konnte die heimische Hintermannschaft erstmal durchschnaufen und rettete sich mit einem schmeichelhaften 0:0 in die Halbzeitpause.

Um dann jedoch wie verwandelt aus der Kabine zu kommen, was umso mehr verwunderte, da die Elf von Trainer Ronny Borchers eine kräfteraubende „englische Woche" mit drei Spielen binnen acht Tagen absolvierte. Doch gen eigenes Fan-Tor irgendwie zusätzlich motiviert, schienen ungeahnte Kräfte bei den Gastgebern, die keinen Spielerwechsel in der gesamten Spielzeit vornahmen (!), frei zu werden und der vor der Pause das Spiel kontrollierende KSV Hessen sah sich nun urplötzlich über eine längere Phase derart in die Defensive gedrängt wie wohl selten zuvor in dieser Saison.

Einen ersten Warnschuss gab SV-Stürmer Domenico di Rosa ab, der sich über links im Strafraum ohne energische Gegenwehr durchsetzte und das Außennetz traf (48.). Zwar folgte hier noch die prompte Antwort der Löwen mit dem zweiten Hechtkopfball von René Ochs (nach Rechtsflanke von Dennis Tornieporth), der am aufmerksamen Keeper Emmel scheiterte (50.), doch dann waren allein die Gastgeber, die bis dato im Stadion am Schönbusch einen Sieg (immerhin gegen den 1. FC Heidenheim), eine Niederlage (gegen Waldhof Mannheim) und gleich sechs Remis (darunter gegen Eintracht Frankfurt U-23 und den SSV Ulm) verbuchten, am Drücker.

Hier in schwarz, im Stadion am Schönbusch ganz in weiß...und...wie eine weiße Wand:an KSV-Rückhalt Dennis Lamczyk kam kein Ball vorbei
zoomHier in schwarz, im Stadion am Schönbusch ganz in weiß...und...wie eine weiße Wand:an KSV- Rückhalt Dennis Lamczyk kam kein Ball vorbei
Foto: Harry Soremski

In dieser Drangphase mit hochkarätigen Tormöglichkeiten für die Mainfranken, wuchs KSV-Keeper Dennis Lamczyk über sich hinaus und bewahrte die Gäste ähnlich wie im September beim 0:0 in Heidenheim mit mehreren Glanztaten vor einem Gegentor. Egal ob Ojigwe aus wenigen Metern (65.) oder der athletische SV- Abwehrchef und Kapitän Markus Gaubatz, der mit all seiner Wucht nunmehr immer wieder im KSV-Strafraum auftauchte, oder irgendein anderer Aschaffenburger...Dennis Lamczyk brachte sie alle mit seinen Reflexen zur Verzweiflung. Unterstützt wurde der 21jährige KSV- Keeper dabei vor allem vom gleichaltrigen Marcel Stadel, der einige brenzlige Situatioen bereinigte und seine Leistung gar noch krönen sollte. Zum rechten Zeitpunkt, da gerade in der Drangphase der „Blauen".

Als ausgerechnet mal ein Eckball von Dennis Tornieporth nicht so kam, wie inzwischen gewohnt und zuvor, faustete SV- Keeper Patrick Emmel den Ball aus seinem Fünfmeter-Raum. Doch die Löwen setzten nach und Harez Habib köpfte den Ball halblinks und 20 Meter vor des Gegners Tor quer auf Kassels verlässlichen Vorlagengeber. „Tornie" flankte geistesgegenwärtig und blitzschnell von links mit rechts in Richtung zweiten Pfosten, wo der aufgerückte KSV-Innenverteidiger Marcel Stadel die Gunst der Gelegenheit nutzte. Während die Aschaffenburger Abwehr gerade in der Vorwärtsbewegung und einen Moment nicht im Bilde war, stach Stadel zu. Der lauernde Löwe liess Emmel aus acht Metern per Direktabnahme mit rechts ins kurze Eck keine Chance (75.). Das erste Saisontor für den von Arminia Bielefeld gekommenen KSVer - verdienter Lohn für wochenlang solide Darbietungen.

Joker auf andere Art: Mentor Latifi kam, räumte auf und ab...und siegte
zoomJoker auf andere Art: Mentor Latifi kam, räumte auf und ab...und siegte
Foto: Roland Sippel

Es folgte die Schlussphase mit wütenden Aschaffenburger Angriffsattacken, doch nicht mehr so zwingend. Auch, weil Mirko Dickhaut demgegenüber einen gelungenen Schachzug vollbrachte. Für Offensivspieler Harez Habib wechselte der 37jährige KSV-Coach den konsequenten Abwehrspieler Mentor Latifi ein. Der 24jährige brauchte keine Anlaufzeit, war sofort tatkräftig im Spiel und vor allem zur Stelle, wo es zu „brennen" drohte. Mit ihm und der nunmehr vorhandenen „Fünfer-Abwehrkette" überstand der KSV Hessen auch die spannende Schlussphase, in der sich gar SV-Schlussmann Emmel in den KSV-Strafraum einschaltete. Doch frei vor seinem Pendant Dennis Lamczyk ging der Aschaffenburger in der Nachspielzeit etwas zu rustikal im Fünfmeterraum zu Werke, sodass Schiedsrichter Dominik Bartsch zu recht die Regelwidrigkeit ahndete und kurze Zeit später auch zur Freude der zahlreich mitgereisten KSV-Fans abpfiff.

Fazit: entgegen der Freitag-Spielvorschau in der hiesigen Tageszeitung mit der Überschrift "Keine Tore aus heiterem Himmel", sei nur nachgetragen, "keine Gegentore aus heiterem Himmel"...denn eigene "Tore aus heiterem Himmel" werden durchaus mal genommen. Und da sich im Verlauf einer langen Saison so manches ausgleicht, hatten es sich die Löwen mal verdient...einschließlich der diesmal zählbaren Gewissheit, dass Fußball ein Ergebnissport ist...!

Herbert Pumann aus Aschaffenburg

KOMMENTARE AUF DER PRESSEKONFERENZ

Mirko Dickhaut (KSV Hessen): „Wir sind gut ins Spiel gekommen und wußten dabei, dass Aschaffenburg im eigenen Stadion gut organisiert steht. Es gab für uns gute Chancen, um zur Pause klar zu führen. In der zweiten Halbzeit änderte sich das Bild und das Tor kam für uns aus heiterem Himmel, was wir uns nach den unglücklichen Niederlagen in Ulm und in München aber auch endlich mal verdient haben. Ich bin stolz auf meine Mannschaft".

Ronny Borchers (Viktoria Aschaffenburg): „Ich dachte bis heute, dass man sich das Glück erarbeiten muss. Wir haben heute hart gearbeitet, doch sind dafür nicht belohnt worden. Trotz der englischen Woche haben wir in der zweiten Halbzeit sensationell gespielt und große Torchancen gehabt. Man muss sich das mal vorstellen, die Mannschaft kommt spät in der Nacht vom Dienstagspiel aus München zurück, viele Spieler von uns haben noch zu arbeiten und dann so eine Leistung heute. Leider haben wir in unserer starken zweiten Halbzeit ein Mall hinten gepennt und bekommen das entscheidende Gegentor. Das ist brutal."

SV Viktoria 01 Aschaffenburg: Emmel - Bertholdt, Laurito, Gaubatz (C), Bruedigam - Asaeda, Schroeer, Feyh, Horr - Ojigwe, di Rosa. Trainer: Ronny Borchers.

Keine Einwechslungen!

Bank: Kolke (ETW), Waimert, Wosiek, Letellier, Asta, Grod. Es fehlten: Torhüter Sven Schmitt, Latifiahvas, Wagner (allesamt verletzt), Andreas Anicic (Vertragsauflösung zum 30.11.)

KSV Hessen Kassel: Lamczyk - Möller, Stadel, Keim (C), Heussner - Busch, Gaede - Tornieporth, Habib, Ochs - Bauer.

Eingewechselt: 81. Latifi für Habib, 88. Lenz für Bauer, 90.+2 Herbold für Ochs

Bank: Wolf (ETW), Barak, Streubert, Pilch. Es fehlten: Schönewolf (verletzt),  Hanske (Reha), Wölk (1 Spiel gesperrt)

Schiedsrichter: Dominik Bartsch (Böttingen, Kreis Würzburg) - Assistenten: Steffen Ehwald, Andreas Bischof.

Zuschauer: 1.200

Tor: 0:1 Stadel (Vorarbeit Tornieporth, 75.)

Gelbe Karten: 34. Feyh, 43. di Rosa, 61. Horr, 75. Gaubatz, 90.+2 Asaeda (alle wg. Foulspiel) - 36. Busch (Foulspiel), 53. Bauer (Unsportlichkeit), 77. Möller (5. GK)

Aufstellung

Veröffentlicht: 06.12.2008

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Datum des Ausdrucks: 18.04.2024