Caldener Trainer holt japanischen Cup

EX-KSV-SPIELER
Der ehemalige Fußballer des KSV Hessen, Jan Schezina, eilt in Fernost von Erfolg zu Erfolg.
Der Held von Kyoto kommt aus Calden. Lange mussten die 1,5 Millionen Einwohner der ehemaligen Hauptstadt Japans warten, bis sie einen Erfolg im Fußball feiern durften, doch jetzt haben die Kyoto Purple Sanga den japanischen Pokal gewonnen. 77 Minuten hatten sich Kyoto und die Kashima Antlers im Finale in Tokio einen ausgeglichenen und spannenden Kampf geliefert, und es stand folgerichtig 1:1. Aber dann kam diese Szene. Kurobe stoppt eine Flanke Suzukas mit der Brust, und rammt den abtropfenden Ball volley in den rechten Torwinkel. Es steht 2:1 für Kyoto, und dabei bleibt es bis zum Schlusspfiff. Unbeschreiblich ausgelassen ist der Jubel auf Kyotos Bank, und Trainer Jan Schezina ist mittendrin. Der Fußball-Lehrer aus dem Caldener Ortsteil Westuffeln feierte zwei Jahre nach seinem Amtsantritt in Kyoto diesen sensationellen Erfolg, nachdem seine Mannschaft schon in der J-League für Furore gesorgt hatte. Platz fünf sprang am Ende der Saison heraus, obwohl Kyoto Purple Sanga erst ein Jahr zuvor den Aufstieg in Japans Eliteklasse geschafft hatte.

Der gebürtige Pole Schezina, dessen Eltern als Spätaussiedler in Kassel sesshaft wurden, ist in der Region kein Unbekannter. Jahrelang trug er das Trikot des KSV Hessen, ehe ihn das Fernweh packte. Es trifft sich, dass Jan Schezina gerade sein Examen als Fußball-Lehrer macht, als die Japaner ihr Herz für den Fußball entdecken. Die J-League mit brasilianischen und europäischen Stars, wie Zico und Pierre Littbarski, soll die japanische Jugend, die nur Baseball im Kopf hat, zum Fußball locken.
Schezina bildet zunächst Jugendtrainer aus und empfiehlt sich bald auch für andere Aufgaben. Das Angebot von Kyoto Purple Sanga ist verlockend, und Schezina greift zu. Und prompt stellen sich die Erfolge ein. Im ersten Jahr der Aufstieg und dann - siehe oben - Platz fünf in der J-League und der Coup mit dem Cup. Auch die Zukunft erscheint rosig im spätestens seit der WM fußballverrückten Japan. Jan Schezina hat bei den Kyoto Purple Sanga einen Zweijahresvertrag unterschrieben, und die Stadt ist in Sachen Fußball in Aufbruchstimmung. "So schön wie die Arena "Auf Schalke" wird unser neues Stadion", glaubt der Caldener Trainer. Gut möglich, denn die Japaner wollen immerhin umgerechnet 300 Millionen Euro in das Projekt investieren. Allerdings muss Jan Schezina noch an seiner künftigen Mannschaft basteln, denn den Star des Klubs, den Südkoreaner Jin-Sung Park, hat es nach Europa gezogen. Seit Südkoreas ehemaliger Nationalcoach Guus Hiddink wieder den PSV Eindhoven trainiert, bemüht er sich um Südkoreas besten Fußballer. Anfang des Jahres hatte er Erfolg. Park spielt jetzt für die Holländer. Und Schezina ist auf der schwierigen Suche nach einem gleichwertigen Ersatz. "Ich suche auch in Deutschland", verrät der Trainer, der aber noch nicht verraten will, welchen Akteur er im Auge hat. Noch ein Paar Tage dauert der Urlaub im schmucken Eigenheim in Westuffeln, dann heißt es wieder Koffer packen und den Flug nach Fernost antreten. Die Saison in Japan beginnt im März. Das erste Training findet Anfang Februar statt.

Von Gerd Brehm


Foto: Trainingsalltag:Jan Schezina beobachtet einen seiner Spieler


<i>(HNA-Sportredaktion, Foto: NH, 30.01.03) </i>

Veröffentlicht: 30.01.2003

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Datum des Ausdrucks: 23.04.2024