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Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

DER LETZTE FLUG DES ADLER - EIN GROSSER SAGT TSCHÜSS

DER LETZTE FLUG DES ADLER - EIN GROSSER SAGT TSCHÜSS

KABINENGEFLÜSTER - FOLGE 34
Das letzte KABINENGEFLÜSTER sei in aller AusfĂŒhrlichkeit einem zu Ehren gewidmet, der eine Ehrerbietung und (literarische) Laudatio verdient: OLIVER ADLER. Der 40jĂ€hrige tritt am Samstag von der Fußball- BĂŒhne. In Kassel, im Auestadion, beim KSV Hessen!

Chapeau! Oliver Adler – seit 22 Jahren Beruf: Fußball- Torwart. Bis kommenden Samstag, dann tritt in diesen Tagen zum zweiten Mal ein (Torwart-) Olli von der Fußball- Bühne ab, um die Handschuhe an den viel zitierten Nagel zu hängen. Nach Oliver Kahn beim FC Bayern München, hört nunmehr auch Keeper Oliver Adler nach einer nicht minder stolzen, aktiven Laufbahn auf. Und zwar beim KSV Hessen Kassel. Wie im Vorjahr am letzten Samstag im Mai beendet also nach Marc Arnold ein weiterer Fußball- Profi, der sich in Fußball- Deutschland einen Namen gemacht hat, seine Karriere in Kassel, beim KSV Hessen Kassel und im Auestadion.

Zweitliga- Debüt gegen Uerdingen zu Null

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zoomOliver Adler im Trikot von RWO
Foto: nh

Sein erstes von 224 Zweitliga- Spielen bestritt der 1,89m Große übrigens erst im Alter von 29 Jahren! Und hielt sein Tor sauber! Geschehen am Sonntag, den 2. August 1998, unter Trainer Gerd vom Bruch, als der damalige Aufsteiger Rot- Weiß Oberhausen vor 7.500 Zuschauern im Niederrheinstadion 0:0 gegen den KFC Uerdingen 05 spielte. Damals spielte vor Oliver Adler (erhielt die Kicker- Note 2,5) als Abwehrspieler der zwischenzeitliche Kasseler Peter Quallo. Eine Woche später unterlag RWO mit Olli 0:2 bei den Stuttgarter Kickers, mit dem der Keeper später in seiner „Löwen- Zeit“ bessere Erlebnisse haben sollte. Am Saisonende lag Ollis Oberhausen mit Rang 12 und 41 Zählern vor den Stukis. Aufsteiger in die 1. Bundesliga waren damals: Arminia Bielefeld, SpVgg Unterhaching und der SSV Ulm.{BLAETTERN}

Absteiger: FC Gütersloh 2000, KFC Uerdingen 05, SG Wattenscheid 09 und Fortuna Düsseldorf. In seinen sieben Zweitligajahren mit RWO hatte Oliver Adler einige Trainer (am längste spielte er unter Alexandar Ristic), traf auf viele renommierte Vereine Deutschlands und viele namhafte Fußballer (u.a. Lukas Podolsky). 2003/2004 fehlte nur ein Punkt, um in die 1. Bundesliga aufzusteigen, was damals der 1. FC Nürnberg, Arminia Bielefeld und Mainz 05 schafften. Vor 38.200 Zuschauern siegten Olli Adler und Co. gar am vorletzten Spieltag mit 3:1 beim Zweitliga- Meister 1. FC Nürnberg und zuvor bei Aufsteiger Armina Bielefeld am 1. Spieltag in der Schüco- Arena mit 3:1. Nach der erfolgreichsten Zweitliga- Saison stieg Oliver Adler mit den „Kleeblättern“ unter Trainer Jörn Anderson und später Eugen Hach jedoch im nächsten Jahr ab.

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Olli Adler in Oberhausen & Kassel weltberühmt

Jahrelang zählte Oliver Adler zu den besten Zweitliga- Torhütern und in seiner Heimat Oberhausen ist seine Popularität ohnehin nicht mehr zu toppen. Und während Ollis langjähriger Klub RWO zeitgleich am Samstag bei Union Berlin als Tabellenzweiter der ReLi Nord noch einen Punkt benötigt, um als Aufsteiger den Durchmarsch von der Oberliga in die 2. Bundesliga perfekt zu machen, werden dort wohl auch einige Fans der „Kleeblätter“ in Gedanken bei Olli Adler im Auestadion sein. Zehn Jahre Rot- Weiß Oberhausen, davon sieben in der 2. Bundesliga, und drei Jahre KSV Hessen Kassel mit 96 Einsätzen (1 Jahr Ober-, 2 Jahre Regionalliga) ohne eine Sekunde zu fehlen. Welch ein bodenständiger, pflicht- und verantwortungsbewusster Fußballer! Mit Seltenheitswert in heutigen Zeiten, wo manche in punkto Professionalität und Charakter Defizite aufweisen.

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zoomOliver Adler bei der Ankunft am Stadion
Foto: Klaus Rainer Krieger

Am Samstag absolviert Adlers Olli sein 97. Liga- Spiel für den KSV Hessen Kassel, für den der 40jährige stets 100prozentigen Einsatz & Einstellung gezeigt hat. Von wegen in „biblischen Fußballtagen“ ausruhen. Nicht mit Olli. Ohne ihn wären die Löwen nicht in die Regionalliga aufgestiegen und im Vorjahr drin geblieben. Hätten alle sein Engagement gezeigt, wäre in dieser Saison die historische Chance nicht verpasst und die Mission Quali 3. Liga erreicht worden.

Statt VfB Stuttgart lieber zum KSV Hessen Kassel

Der KSV- Vorsitzende Jens Rose war im August 2005 nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Torhüter Mirko Bitzer für den Transfer verantwortlich und holte in einer seiner vielen erfolgreichen „Bauch- Entscheidungen“ Oliver Adler aus dessen gerade begonnenen Fußball- Rentner- Dasein. „Es geschah im zweiten Anlauf, denn wir waren zuvor schon an ihm interessiert“, erinnert sich Jens Rose und weiter „damals wusste ich, dass ich einen hervorragenden Torwart kenne, heute kenne ich außerdem einen hervorragenden Menschen!“

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zoomOlli Adler stimmt vor den Löwen-Fans im Auestadion die Humba an
Foto: Roland Sippel

Oliver Adler hatte damals mit 37 Jahren eine Offerte vom Bundesliga- Renommeeklub VfB Stuttgart als zweiter Keeper hinter Timo Hildebrand und könnte somit heute den Titel Deutscher Meister haben. Doch Originalkommentar Oliver Adler: „ich setz mich doch jetzt in der Bundesliga nicht mehr auf die Bank. Ich will spielen!“ Typisch Olli, wobei sein Comeback bzw. die Adler- Ära beim KSV Hessen Kassel am 25. August 2005 mit dem Oberliga- Spiel gegen Aufsteiger SG Bruchköbel begann. Endstand vor 2.050 Zuschauern im Auestadion 3:0 durch zwei Tore von Marc Arnold (darunter ein Foulelfmeter) und dem Last- Minute-Tor von Thorsten Bauer. Olli Adler damals zu seinem Einstand: „Mir fehlte die Spielpraxis und die Abstimmung, aber es hat einen Riesenspaß gemacht, hier zu spielen.“ Zwei Anekdoten sind außerdem geblieben. Zum einen fing Oliver Adler einen Ball ab, um dabei jedoch zu übersehen, dass er bereits die Strafraumgrenze überschritten hatte und zum anderen, wollte Oliver Adler nicht nach Spielende sogleich im VIP- Raum präsentiert werden. Dazu Olli: „Ich will erst bei der Mannschaft sein und mit ihr auslaufen“.

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Mit Oliver Adler beeindruckende Erfolgsserie bis zum Aufstieg

Ja, er hat sich stets vor Rummel, großer Öffentlichkeit, Medien- Resonanz etc. zurückgezogen (Zitat: „das brauch ich alles nach so vielen Profijahren nicht mehr“). Beim nächsten, seinem ersten Auswärtsspiel, kassierte Kassels Nr. 30 seine ersten Gegentore. Beim Freitagabend- Spiel in Bad Vilbel ärgerte Angreifer Acar Adler mit einem Doppelpack zwischen der 51. und 56. Spielminute. Arnold rettete mit einem verwandelten Foulelfmeter noch ein 2:2 für die Löwen, die früh durch Malinov 1:0 führten. Was folgte waren zwei bittere Heimniederlagen gegen den SC Waldgirmes (1:3) und den KSV Baunatal (0:1), doch dann sollten Oliver Adler und Co. nur mehr Ende Oktober in Klein- Karben unterliegen, ehe eine beeindruckende Erfolgs- Serie folgte, in der der Torwart- Titan in 29 Spielen nur 20 Treffer zuließ.

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zoomDer "Aufstiegs- Held" trägt sich in das Goldene Buch der Stadt Kassel ein.
Foto: Roland Sippel.

Abgerundet mit dem historischen Finale und Happy End in Frankfurt am 25. Mai 2006, dem Himmelfahrtstag. Ein historischer, unvergesslicher Donnerstag für den KSV Hessen! Auch und vor allem dank Oliver Adler, der Spitzenreiter FSV Frankfurt wie ein Magier vorgekommen sein mag und nach Bauers Siegtor den Aufstieg des KSV Hessen festhielt.

Auch in der Regionalliga hielt der gebürtige Duisburger zu Beginn nach Siegen beim FC Bayern München II (2:0) und gegen den späteren Aufsteiger und inzwischen gar 1. Bundesligisten TSG Hoffenheim (1:0) seinen Kasten sauber. Auch gegen den VfR Aalen (0:0), beim Karlsruher SC II (1:0) und gegen den 1. FC Kaiserslautern II (2:0) stand dank Olli Adler hinten die Null.

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zoomSchaltete sich in der Not auch in den Angriff ein...hier gegen den FC Bayern München II.
Foto: Roland Sippel

Erst am 10. September, nach 25 Ligaspielen ohne Niederlage, verbuchte der KSV Hessen mit 0:2 beim spielstarken VfB Stuttgart II erstmals in 2006 keinen Zähler. Beim Blick ins Adler-Archiv eine denkwürdige Partie war das damalige Aufsteiger- Duell beim SSV Reutlingen am 28. Oktober 2006. Beim Stand von 2:1 für die Gastgeber köpfte Adler in der Nachspielzeit nach einem Eckball von Martin Wagner den Ball ins Toreck, wo SSV-Schlussmann Langner gerade noch die Hand dran bekam und Ollis Treffer sowie somit den 2:2- Endstand verhinderte.

Nervenstark & cool vorm Gegner und bei Elfmetern

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zoom"Elfmeter- Killer" Oliver Adler
Foto: Klaus Rainer Krieger

Seine ganze Klasse im eigenen Strafraum bewies Oliver Adler beim darauf folgenden Auswärtsspiel, einem der bis heute wohl besten KSV- Regionalliga- Partien seit dem Aufstieg. Beim damaligen Aufstiegs- Kandidaten Stuttgarter Kickers, der zuvor noch Bundesliga- Urgestein Hamburger SV aus dem DFB- Pokal warf, siegen die Löwen in jenem Flutlichtspiel am Mittwoch, dem 8. November 2006, mit 3:1. Dabei war der Endstand schon zur Pause nach einer mitreißenden, begeisternden 1. Halbzeit perfekt und Oliver Adler parierte mit dem Pausenpfiff einen Strafstoß von Okpala und sogar noch den Nachschuss. Auch im weiteren Saisonverlauf beim 3:0- Heimsieg gegen den 1. FC Saarbrücken am 21. April 2007 hielt Oliver Adler gegen Mehir Saglik, einen der Top- Torjäger der Liga, zu einem enorm wichtigen Zeitpunkt einen Foulelfmeter, um dann im Rückspiel gegen die Stuttgarter Kickers am 19. Mai, dem drittletzten Spieltag, beim 2:1-Erfolg ebenfalls maßgeblich am vorzeitigen Klassenerhalt der Löwen beteiligt zu sein. Eine, vielleicht sogar die bitterste Stunde, erlebte der KSV- Rückhalt dann allerdings beim letzten Saisonspiel, dem 3:8 daheim gegen den TSV 1860 München II, als Oliver Adler unberechtigterweise von einigen Zuschauern im Auestadion verhöhnt wurde. So wurde applaudiert, als er den ersten Ball (ich glaube sogar, nach einem Kopfball- Rückpass) festhielt, worauf der KSV- Keeper sein Temperament raus ließ und den Ball gen Tribüne drosch.

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Mit 40 Jahren noch Top- Leistungen

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zoomDer Keeper und der Kapitän (Thorsten Schönewolf) - ein eingespieltes Team
Foto: Roland Sippel

Es ist Oliver Adler sicher nicht leicht gefallen, nach dieser Demütigung, die er nicht verdient hat, überhaupt noch ein Jahr beim KSV Hessen dran zu hängen und dann mit 40 Jahren weiter auf hohem Level zu halten. Ausgerechnet an jenem Oktober- Wochenende als sein 40. Geburtstag war, fand auch das Testspiel zwischen Rot-Weiß Oberhausen und dem KSV Hessen Kassel statt, in dem die Löwen eine Stunde lang wie aus einem Guss spielten und 3:0 ja gar 4:0 führten. Doch es war halt kein Ligaspiel und so folgte eine Woche nach diesem 4:2-Sieg die bittere Alltags- Realität - 0:4 beim FC Bayern München II. Gegen den folgte im Rückspiel dann vor der Rekordkulisse von 17.200 Zuschauern auch die Flutlichteinweihung, als neben dem Flutlicht auch die Sonne über den zu diesem Zeitpunkt Tabellenzehnten KSV Hessen lachte. Inzwischen sind binnen weniger Wochen düstere Wolken aufgezogen und ging es bergab. Doch was hilft´s: nunmehr ist in dieser schwierigen Situation strategisches Handeln, konstruktives Krisen- Management und Aufbau- Arbeit nötig.

Familien- Mensch Oliver Adler

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zoomOliver Adler bei der Flutlicht- Einweihung im Auestadion am Freitag, den 2. Mai 2008
Foto: Michael Homburg.

Leider nicht mehr mit Oliver Adler, für den im Januar schon klar war, dass er nicht als Co- Trainer für die neue Saison zur Verfügung stehen wird und es ihm wichtig ist, bei seiner Familie in Moers zu sein. Das verdient Respekt! Oliver Adler war und ist bei aller seiner Fußball- Leidenschaft ein Familien- Mensch. Und das ist denn auch die menschliche Seite…wie schwer muss es ihm gefallen sein, drei Jahre lang – so wohl er sich auch in Kassel und dank der fürsorglichen Gastlichkeit von Kosta Vick im Düsseldorfer Hof gefühlt haben mag – ein Hotel- Leben zu führen. Seit 25 Jahren ist er mit seiner Frau zusammen – einzigartig heutzutage und in der Fußball- Szene ohnehin. Ist seinem Sohn, der ihn oft bei den KSV- Spielen begleitete, und seiner Tochter ein liebender Vater! Er braucht seine Familie und sie braucht ihn! Alles Gute auch diesbezüglich, Olli!

"Tagesgeschäft Fußball" hautnah miterlebt

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zoomGeballte Ladung Emotion...Olli Adler lässt alles raus, doch wenig rein ins Tor. Foto: Andreas Lang /Eibner- Pressefoto

Wie im Schnelldurchlauf einer langen Fußball- Zeit erfuhr Oliver Adler beim KSV Hessen in gut drei Jahren, was in diesem Sport alles passiert. Gefeiert, gedemütigt, gebeutelt, getragen, gehoben…hat er stets gehalten (manchmal auch den Mund, was einer so ehrlichen Haut sicher nicht immer leicht fiel) und solide und professionell seinen Job gemacht. Der selbsternannte Fußball- Bekloppte aus dem Ruhrgebiet war mit Leib und Seele dabei, voller Emotionen, Leidenschaften. Von wegen zum Ende noch mal ausruhen…nicht mit Oliver Adler, dessen Ehrgeiz und vorbildliche Einstellung stets ungebrochen und EWIG JUNG blieben. Selbst in bittersten Momenten. In Karlsruhe, als ihn gegnerische Fans beim Stand von 1:5 verhöhnten, Olli Adler es schluckte, um sich Genugtuung zu verschaffen und mit Bravour einen Elfmeter sowie gar den Nachschuss zu halten, dass jene Zuschauer- Stimmen jäh verstummten! Oliver Adler ist ein wahrer Fußball- Held, ohne sich selbst als solcher sehen zu wollen (Zitat: „ich mach nur meinen Job“ oder angesprochen von Journalisten nach einem gehaltenen Elfmeter „ich bin Torwart, da muss ich auch mal nen Ball halten“). Der Torwart- Titan hat sich alles verdient und erarbeitet. In jedem Training und mit dem treuen KSV- Torwart- Trainer Michael Gibhardt. Beide haben sich schätzen gelernt. Für den ebenfalls ehrgeizigen Michael Gibhardt war die Zusammenarbeit auch ein besonderes Erlebnis.

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Loyal und fleißig mit seinem Torwart- Trainer

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zoom KSV- Torwart- Trainer Michael "Skiibbi" Gibhardt
Foto: Roland Sippel

KSV- Torwart- Trainer Michael Gibhardt: „Mit Oliver Adler durfte ich in den letzten drei Jahren einen Profitorwart kennen lernen, der nicht durch die Unterschrift unter einen Vertrag Profi ist, sondern diesen Profi in 360 Tagen im Jahr gelebt und vorgelebt hat. Ob nun in der täglichen Trainingsarbeit mit der Mannschaft bzw. beim speziellen Torwarttraining lebte er dieses Torwartleben aus, ob mit kritischen Worten, Aufmunterungen bzw. Hilfestellungen für die Kollegen, er war dabei immer ein Vorbild und hat Verantwortung übernommen. Beim speziellen Torwarttraining hatte er kein Problem damit, auch mit Jugendtorhütern zu trainieren, sondern hat sich im Training voll eingebracht. Es zeichnet ihn weiterhin aus, dass er immer ehrlich gegenüber sich und seinen Mitspielern und auch den Trainern war, auch auf die Gefahr hin, dass er aneckte.

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zoomStets auf seine Mitspieler (hier Christoph Keim) einredend, helfend. Foto: Roland Sippel.

 

 

Ihm war es immer ein Bedürfnis, der Mannschaft weiterzuhelfen, ohne sich dabei selbst in den Vordergrund zu stellen. Er hatte im Training und im Spiel immer den absoluten Willen zu gewinnen, wobei er nach Niederlagen nicht immer sofort ansprechbar war! Aber auch bei Siegen war er immer kritisch, weil er immer perfekt sein wollte. Für mich als Torwart- Trainer war es eine große Bereicherung, solch einen Mensch und Torwart kennen gelernt zu haben. Ich wünsche ihm für seine private und sportliche Zukunft ehrlich und von Herzen alles Gute.“

The Man in Black mit der Nr. 30 animierte seine Mitspieler

 

 

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zoomRiskierte oft Kopf und Kragen...um am Ende den Ball zu haben!
Foto: Roland Sippel

Der Ruhrpottler Oliver Adler ist ein Fußball- Malocher, ein vom Ehrgeiz befallener von Kopf bis Fuß! Ein bodenständiger Typ. Ja, überhaupt Typ, von deren Sorte es heutzutage nur wenige gibt. Obendrein Mensch geblieben mit jeder Menge Charakter, eine ehrliche Haut! Ihm am Samstag bei seinem letzten Flug durch den Strafraum die Ehre zu erweisen, sehe ich – wie hoffentlich viele von Euch/Ihnen – als Pflicht an! Denn Oliver Adler ist ein Stück KSV Hessen. Schade nur, falls der „Man in Black“ in seinem letzten Spiel womöglich nicht seinen geliebten schwarzen Dress tragen darf, da Wacker Burghausen in schwarzen Trikots auflaufen könnte, was allerdings wiederum der gastgebende Verein entscheidet.

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Persönliche Wertschätzung & Würdigung

Abschließend meine literarische Widmung an Dich persönlich, Olli Adler (weiß nicht, ob ich am Samstag dazu komme, weil viele Dich sicher noch mal drücken und Dir die Hand schütteln wollen):

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zoomGroß, größer, am größten...Oliver Adler
Foto: Natalie Nollert

„OLLI ADLER, Du bist ALLER EHREN WERT! Mit Dir konnte ich mich in vielem identifizieren. Deine Geradlinigkeit, Deine Unbeugsamkeit, Dein standhafter Charakter, Dein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, Deine positive Fußballverrücktheit, Deine Emotionalität, Dein Temperament, Dein unbändiger Ehrgeiz. Auch mir geht es ähnlich wie dem Herzensmenschen und –Löwen Jens. Will heißen: ich erinnere mich noch vor zehn Jahren, als ich für neun Monate beruflich in Bochum tätig war und mir neben den Spielen des VfL Bochum mit Mirko Dickhaut auch oft Freitagabend (im Ruhrpott liegt ja alles zusammen) oder an anderen Tagen Spiele von Rot- Weiß Oberhausen in der 2. Bundesliga oder im DFB- Pokal, wo Du ja ein Mal gar bis ins Halbfinale gekommen bist, ansah.

Du warst ein überdurchschnittlicher Zweitliga- Torwart, über Jahre der beste in Liga Zwei, mit großer Ausstrahlung auf dem Spielfeld. Du hast mich damals als Torhüter beeindruckt. Und plötzlich kommt so ein Klasse- Keeper zum Ende seiner Karriere Ende August 2005 nach Kassel. Als mir Jens Rose das damals zwecks Publikation einer Pressemitteilung sagte, dachte ich zunächst, „das gibt´s doch gar nicht“. Und dann das erste Telefonat mit Dir und Deine Worte „lass das Sie weg, ich bin der Olli…“.

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zoomImmer vorwärts...Olli Adler
Foto: Roland Sippel

Du warst nicht Oliver Adler oder der Herr Adler, warst keiner mit Star- Allüren, hast Dich nicht verbiegen lassen, warst stets der Olli. Und zwar für alle, die Dich in Kassel und beim KSV Hessen kennen lernten. Für viele Spieler, die überwiegend Deine Söhne sein könnten, ein Vorbild. Du hast Dich stets und jedem gegenüber korrekt, respektvoll und menschlich gezeigt. Hast vor Spielen Kaffee regelrecht in Dich reingeschüttet, weil Du das brauchtest. Mensch Olli, was wird der Kasseler Kaffee-Konsum ab Juni 2008 hier rapide sinken! Bist Du Dir dessen bewusst? Du magst die Geselligkeit, brauchst dabei Deine Zigarette und auch Dein Bier.

Deine sportliche Leistung hat es nie beeinträchtigt. Und dann Deine Sprüche…köstlich, unnachahmlich. Dein Humor…wie von den Ruhrpottlern Herbert Knebel oder Jürgen von Manger bekannt. Natürlich bliebst Du auch hier einzigartig! Es waren so viele Attacken auf meine Lachmuskeln, dass ich Deine Scherze nicht mehr zusammen bringe. Köstlich auch Dein Spruch, wenn Spieler erkältet oder Grippe erkrankt waren: „Grippe, Erkältung, Verletzung…was ist das“. Du hast Deine Knochen im wahrsten Sinne des Wortes für den Verein hingehalten.

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zoomUnvergessene Sprüche...
Foto: Roland Sippel

Die vielen Auswärtsfahrten, wobei es mir in der Regionalliga vergönnt blieb, ebenso wie Dir, bei keinem Auswärts- und Heimspiel zu fehlen. Für mich, und ich denke für viele in Kassel und beim KSV Hessen, bist Du eine Persönlichkeit und wirst es auch bleiben. Ich könnte ein Buch über Dich schreiben und würde es gar tun, wenn Du es wolltest. Mich packen jetzt bei Niederschrift dieser Zeilen schon die Emotionen und obwohl ich mich stets bemühe in solchen Momenten zu beherrschen, wird es mir am Samstag bei Deinem letzten Spiel wohl nicht ganz gelingen und emotional übermannen. Ich hoffe, ich darf Dich noch mal ankündigen, auch wenn leider die Lautsprecheranlage noch nicht optimal funktioniert, und dass sich alle Zuschauer dabei Dir gegenüber von ihren Plätzen erheben werden. Du hast es Dir verdient, auch wenn ich weiß, dass Du – wie bisher – auch am Samstag keinen großen Rummel um Deine Person wünschst.

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zoomMit dem Ball per Du...
Foto: Roland Sippel

Ich weiß, dass Du jetzt lachst, wenn Du diesen Satz liest, doch so sind wir Waage- Menschen halt…! Du hast Dir – ohne Wenn und Aber, weil stets ohne Fehl und Tadel – einen würdigen Abgang verdient. Du hast beim KSV Hessen Kassel Geschichte geschrieben! 412 Liga- Einsätze hast Du in den letzten 13 Jahren für Rot- Weiß Oberhausen (92 in der Reli, 224 in der 2. Liga) und den KSV Hessen Kassel absolviert. Bist nur in Deiner ersten Regionalliga- Saison für Rot- Weiß Oberhausen, wenn auch gleich zwei Mal, des Feldes verwiesen worden (Jugend- Sünden...), ansonsten in den 12 darauf folgenden Spieljahren kein Mal mehr! Am Samstag nun ist im „Oberhausen/Kassel-Paket“ das 413., das 97. und letzte Spiel im Löwen- Dress. Zeitgleich, wenn Dein Heimatverein Rot- Weiß Oberhausen mit dem Aufstieg in die 2. Liga Dir aus der Ferne womöglich ein schönes Geschenk zum Karriere- Ende bereitet. Du triffst derweil im Auestadion auf einen ehemaligen Zweitligisten, den Du selbst aus Deinen Zweitliga- Zeiten kennst und wirst bestimmt wieder hoch konzentriert sein. Vielleicht motiviert es Dich ja zusätzlich, Olli, in sechs Zweitligaspielen mit Oberhausen und auch im Hinspiel mit dem KSV hast Du noch nie gegen die Bayern nahe der österreichischen Grenze gewonnen.

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zoomTemperamentvoll...hier mit dem Sandhausener Stürmer Velimir Grgic
Foto: Roland Sippel

Ironie des Schicksals: Beim SV Wacker Burghausen könnte Dein Gegenüber Manuel Riemann Dein Sohn sein, der mit 18 Jahren das erste Mal auf sich aufmerksam machte, als er zu Beginn dieser Saison im DFB- Pokal mit seinen Paraden fast den späteren Pokalsieger und Deutschen Meister FC Bayern München aus dem Wettbewerb warf und beim Elfmeterschießen nur von…genau…Olli Kahn übertroffen wurde. Ob der zweifellos talentierte Wacker- Keeper seinen Weg macht, wird sich zeigen! Du, Olli, hast Deinen Weg (siehe auch am Artikel- Ende „Fußballerische Stationen Oliver Adler“) als gestandener Torwart gemacht und kannst stolz darauf sein. Das Trikot mit der Nr. 30 dürfte wohl so schnell beim KSV Hessen nicht vergeben werden. Und siehst Du…der Verband hat sogar die Anstoß- Zeit Dir zu Ehren auf 13 Uhr DREISSIG vorverlegt. Und diesmal wird Dir hoffentlich jeder Zuschauer, entgegen dem letzten Spieltag vor einem Jahr, mit Respekt begegnen!

Während ein anderer (junger) Adler zur EM nach Österreich fliegt, fliegst Du am Samstag das letzte Mal durch den Strafraum, beendest Deine Karriere da, wo sie 1995 mit 27 Jahren erst so richtig begann, in der Regionalliga West/Südwest bei Rot-Weiß Oberhausen.

Olli, ich weiß nicht, welche Bedeutung Dein letztes Spiel für Dich hat, doch ich kenne Dich inzwischen gut genug, um zu wissen, dass Du am Samstag auch zu Deinem Karriere-Ende nur Deinen Job machen und hernach am liebsten bei einem Bier (und ner Zigarette) Deine Ruhe haben willst. Doch, Olli, Du hast unzählige Gegentore mit Deinen Glanz- Taten in Deiner Fußball-Karriere verhindert, das, glaube ich, wirst Du nicht verhindern können. Nimms mit Deiner Dir ureigensten Gelassenheit, Deinem Humor und als Wertschätzung hin.

Du hast Dir diese Aufmerksamkeit und Anerkennung über viele Jahre erarbeitet und verdient. Bist halt ein Großer! Als Fußballer Deiner Zunft und als Mensch! DANKE von Herzen und alles GUTE, Olli!“

Chapeau!

Herbert Pumann

Dienstag, 27. Mai 2008

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zoomServus, Olli Adler!
Foto: Benedikt Altschuh

Fußballerische Stationen Oliver Adler

Jugend & Senioren FV Duisburg 08

1990 – 1992 Schwarz- Weiß Essen, Oberliga Nordrhein

1992 – 1994 SC Viktoria 08 Köln, Oberliga Nordrhein

1994 – 1995 SCB Preußen Köln, Oberliga Nordrhein

1995 – 1998 Rot- Weiß Oberhausen, Regionalliga West- Südwest

1998 – 2005 Rot- Weiß Oberhausen, 2. Bundesliga (224 Spiele)

2005 – 2006 KSV Hessen Kassel, Oberliga (29 Spiele)

2006 – 2008 KSV Hessen Kassel, Regionalliga Süd (67 Spiele + 1)

Veröffentlicht: 27.05.2008

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Datum des Ausdrucks: 25.04.2024