Wenn Tobi trifft und Fränkie gut drauf ist

VOR DEM OBERLIGADERBY - EINE TRAININGSBEOBACHTUNG
Der Ball läuft jetzt glänzend durch die eigenen Reihen. Fünfzehnter Kontakt, sechzehn, siebzehn. bevor ein Abwehrbein ihn ins Aus befördert.
"Einwurf für Schwarz bei 17", ruft Thomas Freudenstein. Im Dämmerlicht auf dem Hartplatz an der Auefeld-Halle trainiert der KSV Hessen Kassel. Gelb gegen Schwarz. Keine Tore. Wichtig ist allein die Anzahl der Ballkontakte. Die Spieler sind konzentriert. Nicht verbissen, aber energisch. Es wird wenig gesprochen. Auch nicht über das bevorstehende Derby in Baunatal. "Es ist trotzdem seit Tagen Thema", sagt Mittelfeldspieler Tobias Nebe, "wir reden viel darüber, wie es werden wird."

Bernd Sturm, der sportliche Berater, friert als Beobachter bei eisigen Temperaturen an der Seitenlinie. Mit der Arbeit auf dem Platz ist er zufrieden, denn: "Es darf keinen Unterschied machen, ob der Gegner Braunfels oder Baunatal heißt." Freudenstein findet trotzdem: "Die Anspannung ist spürbar."

Szenenwechsel: Dichter Nebel wabert über den Hartplatz am Baunataler Parkstadion. Bernd Lichte kann einen Teil seiner Spieler kaum erkennen. Die umdribbeln Hütchen und schließen mit Torschuss ab. Klasse Nils, lobt der Trainer, als Mittelfeldakteur Gertenbach einen Ball im Netz versenkt. Die Stimmung ist gut. "Wir sind auch durch das Darmstadt-Spiel schon lange ungeheuer konzentriert. Das ist positive Spannung", findet Gertenbach. Das Derby-Prickeln ist da. Bei allen. Ob in Baunatal oder Kassel. Sie wissen, um was es geht und was sie erwartet. "Das ist ja kein Larifari-Spiel", sagt Gertenbach. Trotzdem gibt es besonnene Stimmen - schließlich kennt man sich lange.

"Die Baunataler haben uns geärgert. Dafür wollen wir uns revanchieren. Aber man darf es nicht überdrehen", meint Kassels Torhüter Zoran Zeljko. "Ich treffe einige KSVer an der Uni. Natürlich unterhalten wir uns dann. Wäre doch albern, wenn ich in dieser Woche plötzlich auf Distanz ginge", sagt Gertenbach.
Und der Ex-Baunataler Artur Tews erklärt: "Man muss sich vor und nach dem Spiel die Hände schütteln können. Die Freundschaft sollte nicht leiden." Das sieht allerdings nicht jeder so. Markus Krause, Mann fürs Grobe bei den Hessen, meint trocken: "Ich kann die Baunataler nicht leiden. Das wird auch nach Samstag so bleiben." Angriffslustig fügt der Abwehrspieler, der im Hinspiel am Rande des Platzverweises stand und bereits in der 38. Minute ausgewechselt wurde, hinzu: "Die Stimmung ist aggressiv. Und am Samstag soll es auch aggressiv werden. Das ist schließlich kein normales Punktspiel."

Welche Gangart Krause im Derby vorschwebt, bekommt Mitspieler Matthias Rudolph beim abschließenden Trainingsspiel zu spüren. Nach einem Zweikampf mit dem Verteidiger krümmt sich der Flügelspieler am Boden und hält sich den Unterleib.

In Baunatal geht es weniger aggressiv zu. Es ist größere Gelassenheit und Vorfreude zu spüren beim Herausforderer. Sie haben ja nicht den Druck der Löwen. Auch Bernd Lichte ordnet am Ende Trainingsspiele an. Fünf gegen Fünf zunächst. Fünf Minuten auf kleinem Feld. Der Trainer fordert Einsatz: "Was wir hier spielen sind die ersten Minuten von Samstag. Da können wir die Zügel auch nicht schleifen lassen."

Die Defensiv-Abteilung steht der Offensive gegenüber. Und gewinnt 2:1. Ein Fingerzeig fürs Derby? Als am Ende mit größeren Teams gespielt wird, fällt vor allem einer auf: Oldie Frank Höhle dribbelt und schießt aus allen Lagen.

"Der Fränkie ist gut drauf", sagt Lichte. Das macht Hoffnung für das Spiel. Auf dem Platz an der Auefeldhalle hat Tobias Nebe das Leder bekommen. Aus 20 Metern jagt er es stramm in den Winkel des Tores. Heute wird der ehemalige Baunataler erstmals im Dress der Löwen ins Duell KSV gegen KSV gehen. "So ein Tor im Derby", sagt er, "das wäre ein Traum."

<i>(Frank Ziemke/HNA-Sportredaktion, 15.11.2003)</i>


<hr>Erschwerte Zufahrt zum Derby<hr>
5000 Zuschauer könnten es werden, die heute im Parkstadion das Fußball-Derby zwischen dem KSV Baunatal und dem KSV Hessen sehen.

Die Baunataler Polizei rät allen Besuchern, bei der Anfahrt möglichst öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.

Die Anfahrt per Pkw wird erschwert durch die Kreisel-Baustelle auf der Altenritter Straße. Deswegen ist die nördliche Stadion-Zufahrt dicht. Die Sperrung wird am 15.11.2003 vor und nach dem Spiel aufgehoben. Autos können ab 12.30 Uhr vom Kreisel auf die Parkplätze rollen.

Nach Spielende wird ein Polizeibeamter die Fahrzeuge am Kreisel in den Verkehr einwinken. Die Schulze-Delitzsch-Straße parallel zu den Stadion-Parkplätzen bleibt dicht.

Wann genau die Zufahrt am Kreisel bei Spielbeginn und -ende geschlossen beziehungsweise erneut geöffnet wird, will die Polizei von Andrang und Spielverlauf abhängig machen.

Immer offen ist die Zufahrt zum Parkstadion über die Friedrich-Ebert-Allee. Die Straßenbahn-Linie 5 fährt ab der Haltestelle Stadtmitte im üblichen Viertelstundentakt.

Nach Spielschluß soll bei Bedarf eine Zusatz-Bahn fahren


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Veröffentlicht: 15.11.2003

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Datum des Ausdrucks: 20.04.2024