Derby-Duell der Supertechniker
VOR DEM SPIEL KSV BAUNATAL - KSV HESSEN KASSEL Und während der Eine als Fußballprofi seinen Unterhalt verdient, büffelt der Andere für sein Sportstudium. Selbst ihr Markenzeichen, das lange Haupthaar unterscheidet sie: beim einen endet die grau melierte Mähne in einem Pferdeschwanz. Der andere bändigt seine dunkle Lockenpracht mit einem Stirnband.Doch eines zeichnet Jan-Moritz Lichte und Slawomir Chalaskiewicz, die am 15.11.2003 (14.30 Uhr, Parkstadion) im Oberliga-Derby zwischen dem KSV Baunatal und dem KSV Hessen aufeinander treffen, gemeinsam aus: es sind exzellente, technisch überragende Fußballspieler, Kopf und Herz ihrer Mannschaften.
Und beide Spielmacher haben Respekt vor dem Können des anderen. âWas der Mann mit seinen 39 Jahren noch mit und ohne Ball kann, das ist großartig. Vor dieser Leistung muss ich meinen Hut ziehenâ, sagt Lichte über den Löwen-Regisseur. Und Chalaskiewicz gibt das Lob an den Baunataler Kapitän zurück: âIch habe ihn zwar erst das eine Mal beim 2:2 im Hinspiel gesehen. Aber da hat er mir imponiert. Ein technisch guter Mann, der seine Mannschaft motivieren und mitreißen kann.â
Genug der Blumen. Am Derby-Samstag werden sicher weniger Nettigkeiten ausgetauscht. Für die Löwen geht es um die Meisterschaft, für den KSV Baunatal ums Prestige. Und das wertet Lichte als Vorteil. âWir haben nichts zu verlieren. Darum sollten wir gegen Kassel auch ruhig etwas offensiver, also mit zwei Spitzen agieren, damit der Druck auf unsere Abwehr nicht zu groß wirdâ, erklärt der mehr defensiv orientierte Mittelfeldchef der VW-Städter. Die zuletzt gezeigten Leistungen und vor allem das 3:3 in Darmstadt haben die junge Baunataler Mannschaft selbstbewusst gemacht. âDie jungen Spieler, die in der A-Jugend eine andere Spielart besaßen, mussten sich erst an die Oberliga gewöhnen. Jetzt schaffen wir es, kompakter zu stehen. Und auch unser Zusammenspiel ist besser gewordenâ, gibt der 23-jährige Lichte als Gründe für die Formsteigerung seiner Elf an.
Natürlich wollen die Baunataler auch die Kreise von Wirbelwind Chalaskiewicz stören. Vielleicht durch Carsten Laun, der sich in Darmstadt erfolgreich um 98-Spielmacher Anicic gekümmert hat.
Manndeckung für Chala? âDas interessiert mich nicht, ist auch kein Problem, wenn die Mannschaft spurt und mich nicht allein lässtâ, erklärt der laufstarke Löwen-Chef, der sich seine Super-Kondition - zusätzlich zum Mannschaftstraining - noch dreimal in der Woche im Fitness-Studio erarbeitet.
Der Ehrgeiz des ballsicheren und torgefährlichen (neun Treffer) Routiniers ist ungebrochen. Dennoch bleibt er selbst in der Hektik ruhig und besonnen. âIch bin kein Typ, der auf dem Platz herumschreit. Ich versuche lieber positiv auf meine Mitspieler einzuwirkenâ, stellt Chalaskiewicz klar, der zugibt, âdass ich zu Saisonbeginn etwas Angst hatte, ob ich die Hoffnungen der Fans erfüllen kann.â
Den Beweis seiner Klasse hat der bundesligaerfahrene Pole mittlerweile erbracht. Um erfolgreich Revanche zu nehmen für den Baunataler Schlussminuten-Coup im Hinspiel, muss sich die Löwen-Elf - so Chalaskiewicz - im Parkstadion âmehr konzentrieren, geschlossener auftreten und nicht die Fehler aus dem Hinspiel wiederholen.â
Ob am Samstag im Parkstadion der Offensivdruck des KSV Hessen oder die Konterstärke des KSV Baunatal den Ausschlag über Sieg oder Niederlage gibt, wird zu einem großen Teil auch davon abhängen, wessen Regie im Mittelfeld besser ist: die von Jan-Moritz Lichte oder die von Slawomir Chalaskiewicz.
<i>(BRE/HNA-Sportredaktion, 13.11.2003)</i>
Veröffentlicht: 12.11.2003