3:0, weil Fußball so ist

KSV Hessen - 1.FC SaarbrĂŒcken
KSV Hessen Kassel gewinnt gegen SaarbrĂŒcken - zwei Freistoßtreffer.
Gäbe es die Fernsehsendung über die stillen Stars nicht nur für Nobelpreisträger, sondern auch für Fußballer, dann hätte Oliver Adler gute Chancen, dort als Gast aufzutreten. Als Held, der ohne große Gesten auskommt. Wie am Samstagnachmittag: Als seine Teamkollegen sich nach dem 3:0-Sieg gegen den 1. FC Saarbrücken aufmachten zum Humba-Humba-Tätärä mit den Fans, da verschwand der Torhüter des Fußball-Regionalligisten KSV Hessen Kassel in den Katakomben des Auestadions - ohne großes Tamtam.

Dabei war es der Mann mit den fast 40 Jahren, der zum Hauptdarsteller der Schlüsselszene in diesem Duell zweier abstiegsbedrohter Mannschaften wurde. Es war die Szene in der 50. Minute. Umstrittener Elfmeter für Saarbrücken - Mahir Saglik läuft an, er ist der Torschützenkönig der Regionalliga. 15-mal hat er getroffen bisher. Er schießt in die linke Ecke. Er schießt nicht fest, aber auch nicht locker. Er schießt - und Adler fliegt. Er fliegt in die richtige Ecke. Er pariert. Er hält das 1:0 fest. Nichts mit 1:1. Die Zuschauer springen auf. Einer schreit: "Oliver Adler, Fußballgott."

Und was macht Adler? Analysiert nachher die Situation - so als ob er gerade beschreibt, wie er die Sommerreifen auf seinen Kia gezogen hat: "Sicherlich. Das war eine Schlüsselszene. Wenn er reingeht, könnte das Spiel kippen. So haben wir Oberwasser bekommen. Im Fußball ist das eben so." Vielleicht ist das eine der wichtigsten Erkenntnisse, wenn einer schon eine Ewigkeit dem Ball hinterherjagt: Es gibt Dinge, die sind eben so.

Im Fußball ist es auch manchmal so, dass ein Spiel mit zwei Geschichten fast gänzlich erzählt ist. Geschichte Nummer zwei ist die der Freistoßschützen Denis Berger und Marc Arnold. Sie erzielten aus fast identischer Lage jeweils ein ganz wichtiges Tor für den KSV.

Berger schlenzte in der 48. Minute den Ball aus halbrechter Position mit links über die Mauer zum 1:0, Arnold tat dies in der 73. Minute mit rechts zum 2:0. Auch ein Erfolg des Fleißes: "Wir haben das am Morgen extra noch eine halbe Stunde geübt", erzählte Berger. "Und alle Bälle sind reingegangen."

Es passte zum Spiel, dass diese Freistöße am Ende entscheidend waren. Kassel war wieder defensiv ausgerichtet, ließ Saarbrücken kommen. Es entwickelte sich eine Begegnung ohne große Höhepunkte, ohne zwingende Torchance - außer einer in der ersten Halbzeit: Auch da reagierte Adler in Gemeinschaft mit Dominik Suslik gegen den heranstürmenden Jonathan Jäger äußerst gut.

Zur Not eben 0:0

Trainer Matthias Hamann hatte auch für die zweite Halbzeit nicht das Signal zur Offensive gegeben. "Zur Not spielen wir hier 0:0", sagte er seinen Spielern in der Kabine. Wohl wissend, dass bei einem Unentschieden der Gegner des Tages weiterhin hinter dem KSV in der Tabelle rangieren würde. Aber die Standardsituationen verhalfen dem KSV dann doch zum Erfolg. Dass in der Schlussminute Sebastian Wojcik seinen ersten Treffer im Löwen-Trikot markierte, gehörte zu den schönen Nebengeschichten dieses Tages.

Die Hauptgeschichte endete so: Eine Stunde nach dem Spiel saß Oliver Adler auf der Tribüne, sprach in eine Fernsehkamera. Wahrscheinlich, dass es manchmal so ist, wie es ist. Gerade im Fußball.

 

Der Held hieß Adler

Einzelkritik - Warum Klinger auch mal schwach sein muss.

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zoom Ohne Gegentreffer immer Sicher auf seinem Posten Oliver Adler
Foto: Roland Sippel

Oliver Adler: Hielt den Elfmeter, der zum 1:1 hätte führen können. Mehr braucht es nicht, um Held des Tages zu sein.

Turgay Gölbasi: Holte den Freistoß vor dem 1:0 heraus und war kurz darauf an der Aktion beteiligt, die zum Elfmeter führte. Licht und Schatten. Trotzdem: Gölbasi ist auf dem Weg zur Topform.

Thorsten Schönewolf: Leistete sich vor der Elfmetersituation einen Fauxpas, als er den Ball dem Gegner in den Fuß spielte. Nicht immer sicher.

Dominik Suslik: Nach nervösem Beginn auf seiner angestammten Position als Innenverteidiger sehr dynamisch.

Michael Kümmerle: Hinter seinem Namen steht auf dem Zettel mit der Einzelkritik - nichts. Nichts Positives, nichts Negatives. Durchschnitt.

Mario Klinger: War schwächster Mann auf dem Platz. Aber das steht hier nur, damit es nicht wieder heißt, die Zeitung schreibt den Klinger weg, weil sie ihm immer so gute Kritiken gibt. Die Wahrheit ist: Klinger war gut, wenn auch nicht überragend.

Mirko Dickhaut: Dass der KSV kein Gegentor kassierte, ist auch sein Verdienst. Unauffällig, aber als Stütze vor der Abwehr sehr wichtig.

Daniel Beyer: Gefiel mit guten Vorstößen auf der rechten Seite. Ließ ein wenig nach.

Marc Arnold: Hatte in Thorsten Nehrbauer mal wieder einen unangenehmen Gegenspieler. Wie gut, dass er dem KSV-Spielmacher nicht auch noch beim Freistoß zum 2:0 auf dem Fuß stand.

Denis Berger: Verdribbelte sich manchmal bei seinen Soli, glänzte dafür aber auch gelegentlich. Klasse sein Freistoß zum 1:0.

Thorsten Bauer: Der Stürmer wich diesmal des Öfteren auf die Flügel aus, hatte einige gute Aktionen, aber nicht die entscheidenden.

Jan Fießer: Ein Sternchen für die Vorarbeit zum 3:0.

Sebastian Wojcik: Ein Sternchen für das 3:0.

Sebastian Busch: Ohne Wertung.

 

Von Florian Hagemann | HNA-Sportredaktion | Montag, 23. April 2007

Veröffentlicht: 23.04.2007

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Datum des Ausdrucks: 20.04.2024