Als Kapitulski die KSV-Fans erzürnte

HISTORIE
Der KSV Hessen Kassel und der FK Pirmasens standen sich zuletzt in der Bundesliga-Aufstiegsrunde 1964 gegenüber.
<br clear="all">Noch heute ärgert sich Karl Loweg schwarz, wenn er an die Szene mit Helmut Kapitulski denkt. Der Stürmer des FK Pirmasens hatte vor mittlerweile 42 Jahren im Bundesliga-Aufstiegsduell Fans und Spieler des KSV Hessen gegen sich aufgebracht, als er sich beim Stand von 4:1 für sein Team im Auestadion während des Spiels einfach auf den Ball setzte. Das Publikum pfiff, Kapitulski lachte. Loweg, der damals im Tor der Löwen stand: "Eine Unsportlichkeit sondergleichen."

Als Favorit war der KSV Hessen damals am dritten Spieltag der Aufstiegsgrunde in die Partie gegangen. "Wir waren gut drauf", erinnert sich der damals 26-jährige Torhüter. "Hatten vielleicht die beste Mannschaft, die jemals für Kassel auf dem Platz stand."

Eine 1:2-Niederlage gegen Hannover 96 hatte man sich am ersten Spieltag eingefangen, dem ein 2:1-Sieg beim Top-Favoriten Alemannia Aachen folgte. Der Südwestmeister FK Pirmasens spielte bei den Experten keine allzu große Rolle. "Wir waren davon überzeugt, das Spiel zu gewinnen", sagt Loweg, der heute in der Nähe Gießens lebt.

Konter der Gäste

Und die Löwen machten denn auch vor 24 000 Zuschauern zunächst mächtig Dampf. Der KSV belagerte den Kasten der Gäste, die Stürmer schossen aus allen Rohren. Loweg: "Nach einer halben Stunde hatten wir schon zehn Ecken getreten, hätten auf Grund der Chancen mindestens 2:0 führen müssen." Doch nicht der KSV lag zu dieser Zeit in Front, sondern die Gäste mit ihrem Trainer Adi Preißler. Deren erster Konter saß (16.). Loweg kennt sogar noch den Namen des Schützen: "Dausmann schloss unhaltbar ab." Neue Hoffnung schöpften die Löwen, als Peter Jendrosch quasi im Gegenzug für den Ausgleich sorgte. Doch die Erwartungen wurden enttäuscht. Brill (29.), Kapitulski (42. Foulelfmeter) und erneut Dausmann (69.) sorgten für das 1:4 aus Kasseler Sicht. Loweg traf es noch schlimmer: Der Keeper erlitt eine Oberschenkelzerrung, musste in der 75. Minute vom Platz. Für ihn rückte Horst Assmy ins Tor. Ein Feldspieler, da Einwechslungen damals noch nicht erlaubt waren. Der KSV beendete die Begegnung also nur noch mit zehn Mann. Balljunge in diesem Spiel war übrigens das spätere nordhessische Fußball-Idol Holger Brück. Sechs Tage später dann ging’s zum Rückspiel nach Pirmasens. Ohne den immer noch angeschlagenen Loweg. Im Kasten stand Karl-Willi Nolte. Vor ausverkauftem Haus drehten die Löwen den Spieß um. Horst Assmy (3) und Johnny Kuster sorgten mit ihren Treffern für einen 4:2-Sieg. Jendrosch setzte noch einen drauf, indem er nach dem Treffer zum 4:2-Endstand den Ball schnappte und sich draufsetzte. Diesmal waren es die Kasseler, die lachten.

Geholfen hat es letztlich nichts. Denn nicht der KSV, sondern Hannover 96 stieg auf. Entscheidend war ihr 3:1-Erfolg im letzten Aufstiegsspiel vor über 70 000 Zuschauern zu Hause gegen die Löwen.

Am Samstag treffen im Auestadion im Spiel der Regionalliga Süd beide Teams wieder aufeinander (Anpfiff: 14.30 Uhr). Es ist die erste Begegnung beider Mannschaften seit damals. Nach der Aufstiegsrunde 1964 kickten die Pirmasenser zunächst in der damaligen zweitklassigen Regionalliga Südwest weiter. Mitte der 70er-Jahre stieg der Klub in die damals zweigleisige 2. Bundesliga auf. Zu einem Zeitpunkt, als die Löwen nur drittklassig waren. Zu den Gegnern des FKP zählte damals übrigens auch der KSV Baunatal. Vier Partien gab es, dreimal siegte Baunatal, ein Spiel endete unentschieden.


<i>Von Ulrich Brehme
HNA-Sportredaktion

Donnerstag, 02. November 2006</i>

Veröffentlicht: 02.11.2006

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 23.04.2024