Der Spielaufbau lahmte

HNA-ZUSAMMENFASSUNG VOM 0:0 GEGEN AALEN
Ohne Arnold ging beim KSV nach vorn fast nichts.
Tage können sehr unterschiedlich beginnen. Matthias Hamann hatte schon am Morgen ein schlechtes Gefühl. Die Sonne schien, es war warm. „Fast Föhn“, sagt der Trainer des KSV Hessen Kassel, „irgendwie habe ich da geahnt, dass das heute schwer wird.“ Frank Wormuth dagegen hat den Morgen genossen. „Wir haben uns in Kassel umgeschaut. Wir haben uns wohl gefühlt. Das wollten wir mit nach Hause nehmen“, erzählt Aalens Coach. Am Nachmittag trafen ihre Mannschaften dann aufeinander. Der Spielverlauf bestätigte die Vorahnungen der Trainer, das Ergebnis aber nicht ganz. Das 0:0 vor offiziell 5050 Zuschauern sorgte bei Hamann zumindest für die erleichterte Feststellung: „Wir haben einen Punkt, wir sind weiter ungeschlagen.“ Wormuth war zufrieden mit dem Auftritt seiner zuletzt kriselnden Mannschaft und ahnte doch: „Wir hätten hier gewinnen können.“

Damit lag er nicht falsch. Der VfR war die spielbestimmende Mannschaft mit den besseren Möglichkeiten. Szenen wie in der 28. Minute, als Schiele freistehend vergab, oder Mitte der zweiten Halbzeit hätten leicht zum Sieg der Gäste führen können - Steegmann schob allein vor dem Tor die Verantwortung an Sailer weiter, der abgedrängt wurde .

Die Gastgeber dagegen zeigten den bisher schwächsten Auftritt seit dem Aufstieg. „Das war nicht der KSV der ersten Spiele. Das war langsam und pomadig“, kritisierte Hamann. „Nach vorn ging nicht viel zusammen“, monierte Thorsten Bauer. Der Torjäger hing völlig in der Luft. Weil von den Außen Daniel Beyer und Martin Wagner diesmal wenig Gefahr ausging. Und weil der Spielaufbau nach dem frühen Ausfall von Spielmacher Marc Arnold regelrecht erlahmte. Die Anzahl an Fehlpässen, schwachen Anspielen und unnötigen Ballverlusten war erschreckend hoch. Erstmals wirkten die Löwen in ihren Aktionen auch langsamer und schwerfälliger als der Gegner.

Chancen hatten deshalb eher Seltenheitswert. Bauers Distanzschuss (44.) und ein Solo des Stürmers, dessen Zuspiel Beyer direkt nahm (54.), dazu drei gefährliche Freistöße von Saky Noutsos, von denen vor allem der dritte (84.) von der Strafraumgrenze für Wulnikowski kaum zu halten gewesen wäre - das war es für die Löwen.

Zumindest kämpferisch aber war der Auftritt erneut tadellos. Und in der Defensive standen die Gastgeber um den erneut überragenden Thorsten Schönewolf sicher. Die Bilanz der Gastgeber fiel deshalb eher positiv aus. Im Kampf gegen den Abstieg - und darum geht es für den Aufsteiger trotz des guten Saisonstarts - zählt schließlich jeder Punkt. Christoph Keim bilanzierte: „Wir sind als Neuling ohne Niederlage. Wir sind 24 Spiele ungeschlagen. Das Stadion war wieder voll. So kann es weitergehen.“ So gesehen war es schließlich doch ein halbwegs zufrieden stellender Tag.


<i>Von Frank Ziemke
HNA-Sportredaktion

Montag, 21. August 2006</i>



<span class="smallfett">Die Stärksten standen in der Defensive</span>

<i>Die Einzelkritik: Schönewolf war immer zur Stelle / Fießer schwächelte / Bauer allein gelassen</i>


Oliver Adler: Der Torhüter war ein sicherer Rückhalt und einer der besten Löwen. Abgeklärt bei allem, was auf ihn zukam.

Turgay Gölbasi: Hatte Glück, dass sein Einsatz gegen Alder (61.) keinen Elfmeter zur Folge hatte. Ansonsten souverän in der Defensive. Schade, dass er sich nach vorn nicht so einbringen kann.

Thorsten Schönewolf: Bester Mann auf dem Platz. War immer da, wenn es brenzlig wurde. Ob mit dem Kopf oder mit der Fußspitze wie in der 55. Minute, als er vor zwei Aalenern klärte.

Dominik Suslik: Ordentliche Zweikampfwerte, großer Einsatzwillen. Bildet mit Schönewolf im Strafraum weiter ein gut funktionierendes Duo. Wenn nur die Ballverluste im Vorwärtsgang nicht wären.

Christoph Keim: Sein erster Regionalliga-Einsatz. Gewohnt kampfstark und körperlich robust. Beim Anspiel des eigenen Mitspielers aber mal an eins denken: Der Ball darf auch flach kommen. Statt halbhoch. Das würde dem Nebenmann die Sache einfacher machen.

Sebastian Busch: Über sein Laufpensum, seine Wühlarbeit, muss man nicht reden. Aber sein Spiel nach vorn war Samstag äußerst schwach. Immer wieder landeten seine Zuspiele beim Gegner.

Jan Fießer: Der bisher schwächste Auftritt des Neuzugangs. Kam nie richtig in Tritt. Hatte im Aufbau ähnliche Probleme wie Busch. Und ließ sich in der Defensive einige Male böse verladen.

Martin Wagner: Begann auf der ungewohnten rechten Seite gut, tauchte später aber unter. Das änderte sich auch nicht mehr, als er nach 70 Minuten auf der linke Seite auftauchte.

Marc Arnold: Ein Pass-Versuch, ein Griff an den Oberschenkel, das Zeichen für die Bank: auswechseln. Nach 14 Minuten war sein Auftritt beendet.

Daniel Beyer: Kam diesmal nicht so zum Zug. Gewann wenige Zweikämpfe und vergab auch noch eine gute Chance.

Thorsten Bauer: Wurde fast allein gelassen und konnte nicht viel machen. Wenn er mal den Ball hatte, machte er fast alles richtig. Ein undankbares Spiel für den Torjäger.

Saky Noutsos: Kam für Arnold. Die Wucht seiner Freistöße ist grandios. Bei drei Versuchen war ein Tor drin. Um das Spiel zu leiten, fehlt ihm aber noch die Kraft.

Pascal Groß: Mühte sich nach der Einwechslung, die Zügel in die Hand zu nehmen. Doch dafür war es längst zu spät.

Tobias Oliev: Das Debüt des früheren Sanders in der Regionalliga. Zeitpunkt und Verlauf des Spiels ließen nicht zu, dass er sich in Szene setzen konnte.

<i>Von Frank Ziemke
HNA-Sportredaktion

Montag, 21. August 2006</i>



Veröffentlicht: 21.08.2006

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 24.04.2024