Erfolgsmodell mit Anlauf

TSG HOFFENHEIM
Mäzen Dietmar Hopp will seinen Heimatklub TSG Hoffenheim bundesligareif machen.
Spötter nennen den Verein bereits „TSG Hoppenheim“. Doch das ist nicht nur orthografisch falsch, sondern auch übertrieben. Unternehmer Dietmar Hopp ist zwar sprudelnder Geldquell und Antriebsmotor der Turn- und Sportgemeinschaft e.V. im Sinsheimer Vorort Hoffenheim, doch der Klub - am Mittwoch (18 Uhr) erster Regionalliga-Gast des KSV Hessen im Auestadion - steht eigentlich aus einem anderen Grund noch im Blickpunkt des allgemeinen Fußball-Interesses. Die TSG Hoffenheim ist ein Modellversuch, der das nationale „Erfolgsmodell Klinsmann“ auf regionaler Ebene bestätigen soll.

Dabei begann der kometenhafte Aufstieg der TSG mit einem sportlichen Desaster. 1990, der Verein aus der 3000-Seelen-Gemeinde im Kraichgau war gerade aus der Bezirksklasse in die A-Klasse abgestiegen, meldete sich Dietmar Hopp per Telefon beim Vorsitzenden Peter Hoffmann. Hopp, der in der Jugendzeit selbst für die TSG-Jugend erfolgreich auf Torejagd gegangen war, erkundigte sich nach dem Grund für das sportliche Dilemma - und er versprach Abhilfe.

Es blieb keine leere Versprechung. Hopp, der mit 24 Jahren sein Heimatdorf verlassen hatte, ist Mitbegründer der Software-Schmiede SAP und hatte es inzwischen zum Milliardär gebracht.

Hopp griff ein. Nach mehreren Aufstiegen über Bezirks-, Landes- und Verbandsliga feierten die Hoffenheimer im Jahr 2001 auf Anhieb die Meisterschaft in der Fußball-Oberliga Baden-Württemberg.

Doch in der Regionalliga endete die Hoffenheimer Erfolgsstory vorerst einmal. Zuletzt verpasste Trainer Lorenz-Günther Köstner den lange angepeilten Aufstieg in die 2. Bundesliga. Köstner ging und mit ihm der prominente Berater und Ex-Nationalspieler Karlheinz Förster.

Kein Grund aber für Dietmar Hopp, sein kostspieliges Hobby beiseite zu legen. Im Gegenteil - der SAP-Krösus sattelte noch drauf. Gewaltig sogar. Zunächst stellte er im Frühjahr die Pläne für ein neues, 30 000 Zuschauer fassendes Stadion („Kurpfalz-Arena“) bei Heidelberg vor, das bis 2008 erbaut werden soll. Dann soll dort die TSG Hoffenheim als neu gegründete Spielbetriebs-GmbH unter dem Namen „FC Heidelberg 06“ spielen.

Damit dann in dem neuen Großstadion nicht etwa weiter die Regionalligisten vor wenigen hundert Zuschauern kicken, hat Hopp auch noch das Management-Umfeld kräftig aufgerüstet. Als Chefcoach engagierte der Mäzen keinen Geringeren als den Ex-Schalker Ralf Rangnick für die nächsten fünf Jahre, dem er den vom Deutschen Fußball-Bund verschmähten Hockey-Nationaltrainer Bernhard Peters als Direktor für Sport- und Jugendförderung zur Seite stellte.

Eben mit dieser Jugend will Hopp - in Anlehnung an Klinsmanns Methodik - sein eigentliches Erfolgsmodell verwirklichen. Hopp hat für etliche Millionen ein Jugend-Förderzentrum gebaut, in dem die Spieler ganzheitlich (also auch schulisch) betreut werden. Spezialisten sind eingesetzt, die ihre Trainingsmethoden nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ausrichten. Eine Infrastruktur, die besser ist als bei manchem Bundesligaklub. Hopps Nachwuchsförderung wurde von Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann als beispielhaft gelobt. Die finanzielle Unterstützung seitens Hopp natürlich auch.


<i>Von Rolf Wiesemann
HNA-Sportredaktion

08. August 2006</i>

Veröffentlicht: 08.08.2006

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Datum des Ausdrucks: 23.04.2024