Zum Liveticker

Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

"Wir müssen an uns glauben"

INTERVIEW
Die KSV-Spieler Thorsten Schönewolf und Thorsten Bauer im Redaktionsgespräch.
Heute um 14.30 Uhr schlägt der KSV Hessen in München ein neues Kapitel seiner bewegten Fußballgeschichte auf. Vor dem Regionalliga-Auftakt bei den Amateuren des FC Bayern führten wir folgendes Gespräch mit Mannschaftskapitän Thorsten Schönewolf und Torjäger Thorsten Bauer.


Die letzten beiden ernsthaften Tests gegen Braunschweig und Baunatal haben deftige Niederlagen gebracht. Ist das Selbstvertrauen gestört?

Thorsten Bauer: Die Partie gegen Braunschweig war nicht so schlecht, wie es das Ergebnis aussagt. Daraus können wir doch viel Positives - gerade für unser Spiel nach vorne - mitnehmen. In Baunatal haben wir uns als Mannschaft schlecht präsentiert. Aber auch daraus kann man Lehren ziehen.

In beiden Spielen fehlten vor allem in der Abwehr einige Stammspieler wegen Verletzungen. War das Vorbereitungsprogramm zu hart?

Thorsten Schönewolf: Nein, war es nicht. Bis auf die Pokalspiele wurden wir Stammspieler doch höchstens eine Halbzeit lang eingesetzt. Dass es jetzt gerade uns Ältere wie Mirko Dickhaut, Christoph Keim und mich getroffen hat ist Zufall.

Aber der Hauptgrund für die Abwehrschwäche.

Schönewolf: Uns fehlt noch die Sicherheit vom Ende der letzten Saison. Wir haben die Fehler erkannt und werden sie abstellen. Aber die Vorbereitungsphase ist jetzt eh abgehakt. Jetzt beginnen wir alle wieder bei Null.

Welche Fehler sind denn gemacht worden?

Schönewolf: Bis auf das Spiel gegen Frankfurt haben wir nie unsere Wunschelf aufbieten können. Dazu haben wir viel ausprobiert, Spieler auf den unterschiedlichsten Positionen eingesetzt. Es war halt eine Experimentierphase. Das hat sich dann leider Gottes auch in den Ergebnissen niedergeschlagen.

Ist dabei zu viel experimentiert worden?

Bauer: Nein, wichtig ist, dass man daraus die richtigen Schlüsse zieht.

Schönewolf: Und für diejenigen Spieler, die nicht zur Stammelf zählen, ist es wichtig zu sehen, kann ich mich vielleicht für einen vakanten Posten empfehlen, auf dem ich bislang noch nicht gespielt habe.

Vielleicht findet sich ja auf diesem Weg einer für die linke Mittelfeldseite, die von der Besetzung her noch Probleme bereitet.

Schönewolf: Es gibt eben viel mehr Rechts- als Linksfüßer. Dadurch hat man auf der rechten Seite auch immer mehr Möglichkeiten. Das ist selbst bei unserer Nationalmannschaft nicht anders. Christoph Keim, Martin Wagner und Christoph Osterhold sind Linksfüßer. Weitere Alternativen fehlen.

Aber in anderen Bereichen sollten die jungen Neuzugänge doch wertvolle Ergänzungen sein. Wer ist denn schon so weit, die Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt vollwertig unterstützen zu können?

Bauer: Nehmen wir das Beispiel Jan Fießer. Er hat bisher schon gezeigt, dass er Fähigkeiten und Anlagen besitzt, um in der Serie häufig und vielleicht sogar auf einem Stammplatz zu spielen.

Ist die neue taktische Ausrichtung, mit nur einer Angriffsspitze anzutreten, die Erfolg versprechende Überlebensstrategie?

Bauer: Das ist im Moment, um in die Liga reinzukommen, ein sehr gutes System. Für die Mannschaft ist jetzt wichtig, dass wir hinten kompakt stehen, so wenig Gegentore wie möglich kassieren. Gegen Cheltenham und Frankfurt hat das gut geklappt. Und nach vorne haben wir auch mit mir als einziger Spitze immer unsere Chancen gehabt.

Das Hauptproblem aber ist doch, wenn etwas aus der Hauptachse Adler - Schönewolf - Dickhaut - Arnold - Bauer herausbricht, dann wackelt die ganze Mannschaft.

Schönewolf: Da sind wir wieder bei den jungen Spielern. Ob die uns mit ihrem fraglos vorhandenem Talent gleich weiterhelfen können, werden die nächsten Spiele zeigen. Auf jeden Fall müssen wir routinierten Spieler ihnen helfen.

Wie soll die Hilfe aussehen?

Schönewolf: Wir müssen ihnen Selbstvertrauen vermitteln. Ihnen sagen: Wovor habt ihr Angst, ihr bringt doch alles mit. Außerdem vom taktischen Verständnis und vom Einsatz her viel mit ihnen zusammen arbeiten.

Bauer: Wichtig ist auch, dass wir sie darauf vorbereiten, was sie in der Liga erwartet. Regionalliga ist eine andere Nummer. Da heißt es Kampf bis zum Umfallen.

Aber gerade was Athletik und Körpergröße der Spieler angeht, erreichen nur wenige Löwen Gardemaß. Ein entscheidender Nachteil?

Schönewolf: Zuletzt war unsere Mannschaft verhältnismäßig klein, was uns in der Abwehr beim Kopfballspiel Probleme bereitet hat. Und solche Fehler werden in den oberen Klassen fast immer sofort bestraft.

Bauer: Die jungen Spieler müssen halt schnell lernen, dass sie lieber zwei Schritte nach vorne und drauf gehen sollen, als zwei Schritte zurück und den Gegenspieler flanken lassen.

Welches Plus bringt der KSV Hessen als Aufsteiger mit in die neue Liga?

Schönewolf: Wir haben eine eingespielte Mannschaft. Diesen Vorteil müssen wir gerade zu Beginn nutzen, um zu punkten. Dass es schwer wird ist uns allen klar, aber wir müssen auf jeden Fall die Ruhe bewahren.

Bauer: Ja, wir alle müssen auch darauf eingestellt sein, dass es nicht so gut laufen kann. Dann hilft kein lamentieren, dann dürfen wir auch nicht in Panik verfallen. Wir müssen weiter an uns glauben, egal was auch passiert.


<i>Von Rolf Wiesemann
HNA-Sportredaktion

Samstag, 05.August 2006</i>

Veröffentlicht: 05.08.2006

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 25.04.2024