Einsatzstarke Löwen und Bauers Doppelpack

Bayern München II - KSV Hessen 0:2 (0:1)
Gelungener Regionalliga-Auftakt für den Aufsteiger! Mit 2:0 (Halbzeit 1:0) siegte der KSV Hessen vor 695 Zuschauern im altehrwürdigen Stadion an der Grünwalderstraße verdientermaßen gegen den "kleinen" FC Bayern München am 1. Spieltag (an dem es bei fünf Auswärtssiegen nur einen Heimsieg gab!). Thorsten Bauer per Doppelpack, Rückhalt Oliver Adler im Tor und leidenschaftlicher Einsatz(wille) der Elf um den wiedergenesenen Kapitän und Abwehrchef Thorsten Schönewolf, der dem Defensiv-Verbund die nötige Sicherheit und Stabilität gab, waren ausschlaggend, dass die Schützlinge von Trainer Matthias Hamann weiterhin im Jahre 2006 auswärts ohne Punktverlust bleiben.
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Der verdiente 2:0-Sieg des KSV Hessen beim FC Bayern II ist ein Erfolg für das gesamte Team und für Coach Matthias Hamann gegen seinen ehemaligen "Lehrmeister" Hermann Gerland, der den 38jährigen vor Jahren als Spieler bei Tennis Borussia Berlin unter seinen "Fittichen" hatte. Überhaupt war für den KSV-Trainer (auch beim Deutschen Rekordmeister hatte Matthias Hamann eine seiner Wirkungsstätten als Fußball-Profi) vieles vertraut beim Wiedersehen mit dem FC Bayern und in München, wo ja auch seine beiden älteren Töchter zur Schule gehen und selbstverständlich ihrem Vater im Stadion an diesem von der Witterung her gesehen eher tristen Samstag "moralische Unterstützung" leisteten.
Vertraut kam einem auch dieses erste Serienspiel in der neuen Liga vor, weil es durchaus Parallelen zum letzten der zurückliegenden Spielzeit in der Oberliga (1:0 am "Bornheimer Hang") verriet.
Wiederum enorme Einsatzbereitschaft, wieder trifft Thorsten Bauer, wieder Hoffen und Bangen zum Spielende hin (wenn auch diesmal "nur" bis zur 87. Minute), wieder ein schier unüberwindlich scheinender KSV-Keeper Oliver Adler mit Glanztaten, wieder dieses sich "in die Schüsse des Gegners" werfen seitens der Hintermannschaft, wieder bewölkter Himmel.
Nur...diesmal bot das Team um Regisseur Marc Arnold fußballerisch mehr.
Dank "Rückkehrer" Thorsten Schönewolf, der zuletzt wegen einer Achillessehnenreizung pausierte, stand die zuletzt gescholtene Vierer-Abwehrkette, in der der etatmäßige Offensivspieler Martin Wagner (früher B-Jugend beim FC Bayern) einmal mehr den Part des Linksverteidigers für den verletzten Christoph Keim, der die Reise in die Isar-Metropole am Freitag erst gar nicht antrat, übernahm.
Vor der Abwehr vertraute Trainer Hamann auf das zentrale Defensiv-Duo Sebastian Busch und Jan Fießer (die einzigen beiden Neuzugänge in der Startformation), während für Routinier Mirko Dickhaut (auch nach eigener Einschätzung) nach seinem Faserriß im Pokalspiel in Vellmar ein Einsatz noch zu früh gekommen wäre.

Ab der 13. Minute übernahm KSV Hessen das Spielgeschehen

Gerade rechtzeitig zugute kommt den Löwen, dass sie über ein eingespieltes und im Aufstiegs-Jahr gewachsenes, aufeinander abgestimmtes Team verfügen.
Die Gastgeber begegneten dem erwartungsgemäß mit jugendlicher Frische und Unbekümmertheit (8 U-23-Spieler in der Start-Elf, doch auch der KSV Hessen hatte immerhin neun U-23-Spieler im Kader und drei davon von Beginn an spielend). Gerlands Talentschmiede "brannte" und ergriff zunächst die Initiative, ohne sich jedoch in Strafraumnähe des KSV entscheidend durchsetzen zu können.

Nach einem Positionswechsel im Mittelfeld brachten sich die Löwen nach zehn Spielminuten besser ins Spiel und den FCB zunehmend von einer Verlegenheit in die andere. Vor allem Youngster Matthias Schwarz hatte seine Müh und Not mit dem 35jährigen Michael Mason, worüber sich sein Trainer Gerland später bei der Pressekonferenz echauffierte ("das war ja wie bei Hase und Igel").
In der 13. Minute eilte Michael Mason in seiner unnachahmlichen Art nicht nur Schwarz davon, sondern überlief gleich die gesamte gegnerische Abwehr und schob den Ball im hohen Tempo an Keeper Michael Rensing vorbei, doch leider auch am Tor. Irgendwie kam der herbei eilende Marc Arnold noch an den Ball, doch bei seinem Nachschuß war Rensing auf dem Posten bzw. am Pfosten.
Dann war auch der talentierte Nachwuchs-Torwart, der am Dienstag noch Oliver Kahn bei den Profis im Premierie-Ligacup gegen Schalke 04 vertrat und beim Elfmeterschießen für Furore sorgte, geschlagen. Und wie! Marc Arnold nahm sich aus 18 Metern ein (Löwen-) Herz und drosch den Ball über Rensing hinweg ans Lattenkreuz. Während die gegnerischen Akteure noch zu staunen schienen, hatte Thorsten Bauer bereits reagiert und wuchtete die abprallende Lederkugel zum umjubelten Führungstreffer ins Netz. Und zwar auf Höhe des Gäste-Fanblocks, wo sich ca. 250 Löwen-Fans lautstark bemerkbar machten. Weitere 100 KSV-Anhänger fanden sich auf der Haupttribüne ein, während Michael Rensing, der bei seinen Einsätzen im Team des "großen" FC Bayern noch keine Niederlage verbuchte, die ihm hier mit dem Rückstand drohte, gegen diesen "Totti-Torpedo" machtlos blieb.

Kleine Randnotiz: Michael Rensing spielte vor Jahren in der Jugend wiederholt mit KSV-Innenverteidiger Dominik Suslik in der Niedersachsen-Auswahl (der KSVer absolvierte ja auch mal in der Jugend ein Probetraining beim FC Bayern), sodass beide nach Spielschluß noch Zeit zum "Small-Talk" fanden.

Bis die "Jung-Bayern" nach dem 0:1 ins Spiel zurückfanden, dauerte es fünf Minuten. Ausgerechnet der an diesem Tag beim Trainer in Ungnade gefallene Matthias Schwarz setzte sich über die linke Seite kommend im KSV-Strafraum durch und gegen den satten Schuß war Olli Adler erstmals in diesem Spiel so richtig gefordert.
Im weiteren Spielverlauf bis zur Pause waren "die Weißen" (passend zur weißen Auswärts-Weste in 2006) aus Kassel am Drücker. Zunächst wird eine Beyer-Flanke abgeblockt, ehe Jan Fießer sein überzeugendes Serienspiel-Debüt fast mit einem Tor gekrönt hätte, doch Torhüter Rensing lenkt den Kopfball des gebürtigen Heidelbergers gerade noch über die Torlatte (30.). Wegen Wadenkrämpfen musste Fießer später in der 62. Minute das Feld verlassen und wurde durch Pascal Groß ersetzt.
Zuvor hatte Thorsten Bauer noch eine hochkarätige Torchance, doch als der 28jährige über links allein auf Rensing zulief, ließ der Bayern-Keeper "Totti" keine Einschuß-Lücke. In dieser Szene machte sich die gute Torwart-Schule und die Qualität von Rensing bemerkbar. Erwähnenswert ist noch die Entwicklung dieses sehenswerten KSV-Konters. Michael Mason hatte gegen Schwarz den Ball erobert, auf Sebastian Busch weitergeleitet, ehe "Kassels Nr. 5" mit einem genialen Pass Bauer mustergültig freigespielt hatte.

Während die Löwen bei ihren Offensiv-Aktionen variabel agierten, versuchte sich der FC Bayern meist über lange Bälle auf seinen "Langen", den mit 2,02 Meter längsten Spieler auf dem Platz - Stefan Maierhofer. Auch der Österreicher hat bereits einen "Schnupper-Kurs" im Bundesliga-Kader von Trainer Felix Magath (übrigens damals beim Hamburger SV der erste Bundesliga-Trainer vom KSVer Michael Mason) hinter sich und wurde in dieser Partie tadellos von Dominik Suslik oder Thorsten Schönewolf "beschattet".

Offener Schlagabtausch nach Wiederbeginn

Nach der Halbzeit-Pause brachte der frühere Bundesliga-Profi des VfL Bochum - Hermann Gerland - mit Borut Semler und dem Österreicher Daniel Sikorski zwei neue Offensivkräfte, die auch sofort auf sich aufmerksam machten und von denen noch zu berichten sein wird.
Zu Protokoll gegeben sei auch, dass nach dem Wiederanpfiff des souveränen Unparteiischen Deniz Aytekin aus Nürnberg die zehn Minuten des "offenen Schlagabtausches" folgen. Für diejenigen, die vor Ort waren, nichts für schwache Nerven,oder?!
Zuerst prüfte der eingewechselte Semler mit einem satten Flachschuß Keeper Oliver Adler (47.), dann folgte auf der Gegenseite die Großchance für Michael Mason, der frei vor und an Rensing scheiterte (49.).
Postwendend war wieder der FC Bayern dran und Keeper Olli Adler gerade noch mit der linken Hand am 18-Meter-Volleyschuß des eingewechselten Sikorski. Gegenüber flitzte Michael Mason wieder auf und davon, paßte von rechts quer, doch Thorsten Bauer traf wenige Meter vor dem Bayern-Tor den Ball nicht richtig, sodass Rensing keine Mühe hatte.
Im Zwei-Minuten-Takt ging dieser "Torchancen-Reigen" weiter und Christian Saba (der optisch an den ghanaischen Ex-Bayernprofi Sammy Koufour erinnerte) zog vor der Strafraumgrenze fulminant ab, doch traf (zum Glück für die Löwen) Turgay Gölbasi, von dessen Körper der Ball über die Toraußenlinie prallte.

Der FC Bayern probierte es nunmehr mit der "Brechstange" (namentlich Maierhofer). Doch nach einem Eckball war der aufmerksame Thorsten Schönewolf per Kopf wieder einen Tick schneller am Ball, ehe Saba aus kurzer Distanz freistehend in Adler seinen Meister fand, der in dieser Szene goldrichtig stand (77.).
Auch beim 25-Meter-Knaller von Sikorski hatten die Gastgeber den Torschrei bereits auf den Lippen, als der Ball knapp am Lattenkreuz vorbei sauste (82.).
Inzwischen waren die "Roten" nurmehr mit 10 Mann auf dem Platz. Was war passiert? Pascal Groß hatte Borut Semler am Trikot festgehalten, wofür der KSVer wegen Unsportlichkeit die gelbe Karte erhielt. Der Münchner benutzte jedoch gar den Ellbogen und wurde demzufolge wegen grober Unsportlichkeit "zum Duschen" geschickt (76.).

Bevor in der Schlußphase, als die dezimierten Bayern unverdrossen weiter auf den Ausgleich auswaren, für den KSV eventuelles, sportliches Unheil drohte, drosch Thorsten Schönewolf den Ball erst mal mit einem Befreiungsschlag aus der "Gefahren-Zone", um urplötzlich zum Vorlagengeber zu avancieren. Kurz hinter der Mittellinie in des Gegners Hälfte leistete sich der letzte Mann des FCB einen Fauxpas und so hatte Thorsten Bauer "freie Bahn", steuerte allein auf Rensing zu, umkurvte den Bayern-Keeper, ehe ein herbei geeilter Abwehrspieler in höchster Not den Ball vor der Torlinie weg bugsierte. Doch Thorsten Bauer wäre nicht Thorsten Bauer, würde der unermüdliche Rackerer mit dem Synonym für "personifizierten Fleiß" nicht nachsetzen! So holte sich deer 28jährige den Ball noch mal zurück, um aus nicht gerade einfachem Torwinkel mit einem feinen Schlenzer ins lange Toreck für die Entscheidung zu sorgen. Der mit 25 Treffern Oberliga-Torschützenkönig des Vorjahres machte also am 5. August 2006 da weiter, wo die "Nr. 10 des KSV" am 26. Mai am Bornheimer Hang aufgehört hatte und erzielte somit seine ersten Regionalliga-Tore. Amüsante Geschichte am Rande: vor dem Spiel fragte ein Bild-Journalist, wer denn der Thorsten Bauer sei....nach dem Spiel wußte er es!

Dass am Ende hinten "die Null" stand, war in der Schlußminute ein Verdienst des wiedererstarkten Turgay Gölbasi, der gegen einen der besten Bayern - Daniel Sikorski - eine brenzlige Situation vereitelte.
Dann war das Spiel beendet und der Erfolg dieser kompakt auftretenden KSV-Elf war denn auch einer des langjährigen Müncheners Matthias Hamann.

Des KSV-Trainers Kommentar zum Spiel:
"Die Mannschaft hat heute eine stabile Leistung gezeigt. Vor allem im defensiven Verband, dem das ja viele zuletzt nicht zugetraut hatten. Wir haben heute gezeigt, dass wir Regionalliga-Niveau besitzen. Die Führung zur Pause war vollauf verdient. Wir wußten, dass die Bayern hochmotiviert aus der Kabine kommen werden, doch haben die Phase bis zur 60. Minute gut überstanden. Danach besaßen wir klare Torchancen, um noch höher zu führen und frühzeitig alles klar zu machen".

Und Herrmann Gerland (in seiner typischen, direkten Art) zum Spiel:
"Das erste Tor war ein kurioses aus der Distanz, als plötzlich nur ein Spieler aus Kassel zum Abpraller kam. Unsere beiden Spitzen hatten heute keine klare Torchance. Einige Spieler werden zu schnell hochgelobt. Der Ball sollte manchmal größer sein, das wäre besser für einige. Das wird eine harte Saison für uns".

Abschließend: auch wenn es nach einem Sieg leichter fallen mag, doch ein besonderes Kompliment und Dank zugleich für die Gastfreundlichkeit gebürt den Verantwortlichen, Funktionären und Ordnern des FC Bayern sowie dem Hotel Huber in Unterhaching und der SpVgg Unterhaching, die ermöglicht hat, dass die Löwen im dortigen Sportpark am Freitag trainierten.

Laut Spielplan-Rhytmus trifft die "FCB-Zweite" im übrigen ab nächsten Samstag jeweils auf jene Vereine, gegen die der KSV Hessen einen Spieltag zuvor antritt.
D.h.: nächster Heimgegner des FC Bayern II ist am kommenden Samstag die TSG Hoffenheim, die am nächsten Mittwoch zum ersten Heim-Auftritt in dieser Saison ab 18 Uhr im Auestadion gastiert.
Da bei diesem Spiel mit großer Zuschauer-Resonanz zu rechnen ist, die Besucher-Kapazität in Anbetracht der aktuellen Baumaßnahmen im Auestadion jedoch derzeit bei 6.904 Plätzen liegt, empfiehlt es sich frühzeitig (im Karten-Vorverkauf!) Eintrittskarten für dieses mit Spannung erwartete Kräftemessen mit dem Top-Aufstiegsfavoriten der Liga zu erwerben. Da das Hessen Fernsehen von diesem Spiel eine Aufzeichnung (wird nach 22 Uhr gesendet) produziert, wird die vorgesehene Anpfiffzeit um 18 Uhr KEINE Verzögerung des Spielbeginns möglich machen! Bitte um Verständnis und Beachtung!

FC Bayern II: Rensing - Müller, Niedermeier, Kokocinski, Krause (46. Sikorski)- Fürstner, Heinze (46. Semler), Saba, Schwarz - Maierhofer (C), Ngwat Mahop (65. Wagner). Trainer: Hermann Gerland.

KSV Hessen: Adler - Gölbasi, Schönewolf (C), Suslik, Wagner - Busch, Fießer (62. Groß) - Beyer (82. Cesar da Rosa), Arnold, Mason - Bauer (87. Turhan). Trainer: Matthias Hamann

Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Nürnberg)
Zuschauer: 695

Tore: 0:1 (16.), 0:2 (87.) beide Bauer.

Rote Karte: Borut Semler (grobe Unsportlichkeit, 76.)

Herbert Pumann
Presse-Referent KSV Hessen

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Veröffentlicht: 05.08.2006

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Datum des Ausdrucks: 23.04.2024