"Gas geben und gewinnen"

DOMINIK SUSLIK
KSV-Verteidiger Dominik Suslik hat sich trotz vieler Verletzungen durchgesetzt.
In der 80. Minute bekam Erzhausen seine einzige Chance aus dem Spiel heraus. Der eingewechselte Yusuf stand frei im Strafraum, hatte das Tor im Visier. Doch als der Stürmer schießen wollte, war der Ball wieder weg. Dominik Suslik war herangerauscht, hatte die Fußspitze ausgefahren und im letzten Augenblick geklärt. Eine Szene vom letzten Samstag. Und eine typische für den Manndecker des KSV Hessen Kassel. Der 21-Jährige ist nach wenigen Spielen zur festen Größe geworden im Abwehrverband des Fußball-Oberligisten.

Athletisch, energisch und ungeheuer selbstbewusst - so hat Suslik sich im zweiten Jahr bei den Löwen einen Stammplatz erobert. Vor allem auch mit unbedingtem Einsatzwillen. "Wir sind keine Übermannschaft. Wir müssen für den Erfolg kämpfen. Und dazu trage ich meinen Teil bei," sagt er. Worte, die jeder Trainer gerne hören wird. Matthias Hamann ist so auch voll des Lobes: "Er ist aggressiv im Zweikampf, robust, schnell, kopfballstark. Er spielt so, wie ich mir einen Verteidiger vorstelle und ist ein Garant dafür, dass wir hinten sicher stehen."

Dass Suslik sich im Team des KSV durchgebissen hat, gehört zu den Überraschungen dieser Saison. Ebenso überraschend ist allerdings, dass er überhaupt noch Fußball spielt. "Ich hatte mit dem Sport fast schon abgeschlossen", sagt der Student aus Göttingen. Grund: Eine fast unglaubliche Verletzungsliste in den letzten vier Jahren hätte seine Laufbahn fast beendet, bevor sie richtig begonnen hat. Die Misere begann bei einem A-Jugendspiel für Göttingen 05 gegen Eintracht Braunschweig. "In der 89. Minute, das werde ich nie vergessen", erinnert sich Suslik. In dieser Minute erlitt der Verteidiger einen Mittelfußbruch. Der allerdings wurde lange Zeit nicht erkannt. "Ich habe fast ein halbes Jahr mit dem Bruch gespielt", sagt Suslik. An den Folgen hatte er lange zu leiden. Sein angegriffener Körper machte schlapp. Es folgten Ermüdungsbrüche des Schienbeins und erneut des Fußes sowie im Sommer letzten Jahres ein gebrochenes Wadenbeinköpfchen.

"Den Großteil meiner Zeit habe ich in Rehazentren verbracht." So schildert Suslik seine Leidenszeit. Derzeit aber fühlt er sich wohl. Vor allem durch Massagen hat er die Probleme in den Griff bekommen. Er leistet zusätzliche Trainingseinheiten, sagt aber auch: "Ich höre jetzt viel mehr auf meinen Körper."

Gelassener haben ihn die Verletzungen gemacht. Und realistisch bei der Zukunftsplanung. "Ich setzte nicht alles auf die Karte Fußball", erklärt der Nachwuchsmann, dem Trainer Hamann "mindestens den Sprung in die Regionalliga" zutraut. Früher, mit 17, nach seinen ersten Oberliga-Einsätzen, durfte der Göttinger bereits vom Profitum träumen, absolvierte ein Probetraining beim FC Bayern. Jetzt aber "nehme ich es wie es kommt". Jetzt treibt er sein Studium voran. Freut sich, dass es derzeit passt beim KSV, wo sein Vertrag am Saisonende ausläuft. Und wo er nicht vom Aufstieg, sondern nur von den nächsten Spielen, den Derbys gegen Wattenbach und Vellmar reden will. Für die gilt Susliks Motto: "Gas geben und gewinnen."


<I>Von Frank Ziemke

HNA-Sportredaktion

Mittwoch, 12. April2006</i>

Veröffentlicht: 12.04.2006

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Datum des Ausdrucks: 24.04.2024