Können gleich Basketball spielen

KSV HESSEN - VFB MARBURG
Beim KSV Hessen herrscht nach dem 1:1 gegen Marburg Empörung über den Schiedsrichter.
Thorsten Schönewolf verstand die Welt nicht mehr. "Es ist unglaublich, was an den ersten beiden Spieltagen gepfiffen wurde", schimpfte der Mannschaftskapitän des KSV Hessen Kassel nach dem bitteren 1:1 gegen Marburg. "Jeder Zweikampf ist plötzlich ein Foul. Die wollen aus einem Kampfspiel ein körperloses machen", ärgert sich Schönewolf. Sein Vorschlag: "Da können wir ja gleich Basketball spielen."
Der Ärger war groß bei den Löwen nach einer Partie, in der Schiedsrichter Karsten Vollmar mit den umstrittenen Gelb-Roten Karten gegen Nico Steffen und Rudi Istenic in der Schlussphase entscheidenden Einfluss nahm. Die dezimierten Gastgeber kassierten nach einem überlegen geführten Spiel in der 90. Minute durch Rechners Freistoß noch den Ausgleich. Auch in Thomas Freudenstein brodelte es. Eigentlich wollte der Trainer überhaupt nichts zur Schiedsrichter-Leistung sagen. Aber der Ärger musste heraus: "Ich habe ihn schon zur Halbzeit gefragt, warum er so viele Gelbe Karten zeigt. Diese Platzverweise waren ein Witz." Die Löwen - übrigens ohne FFH-Logo auf dem Trikot - machten allerdings nicht den Fehler, vor lauter Ärger über den Unparteiischen die eigenen Schwächen zu übersehen. Sicher wären die offensiv harmlosen Marburger gegen vollzählige KSVer kaum noch zum Ausgleich gekommen. Doch so weit hätte es halt gar nicht kommen dürfen. "Wir haben einfach nicht entschieden genug auf das 2:0 gedrängt", sagt Freudenstein. Und die sich bietenden Chancen nicht energisch genug genutzt. Bestes Beispiel: Slawomir Chalaskiewicz. Der 39-Jährige spielte tolle Pässe, glänzte bei Standardsituationen und begeisterte mit seinem Laufvermögen. Selbst in der 88. Minute hatte Chala die Kraft zu einem Spurt über das gesamte Spielfeld. Vor dem Tor des Gegners aber versagten auch dem Ex-Profi die Nerven. Gleich zweimal scheiterte er frei an Torhüter Steinbrenner. "Solche Chancen muss ich nutzen", gestand er. Vier Tage vor dem Derby gegen Baunatal gab es auch im Aufbauspiel noch einiges zu verbessern. So wurde der starke Torschütze Christoph Keim auf dem linken Flügel zu selten eingesetzt. Im Angriff fand Adem Usta bei seinem Debüt noch keine rechte Bindung zum Spiel. Und im Mittelfeld wechselten bei Rudi Istenic und Silas Owusu zu oft Licht und Schatten. All das änderte aber nichts daran, dass der KSV eigentlich einen klaren Sieg verdient gehabt hätte. Und am Ende durch Schiri Vollmar auch noch um einen Elfmeter gebracht wurde, als Schönewolf umgerissen wurde. "Auf dem ganzen Platz ist Trikotziehen ein Foul. Nur im Strafraum nicht", wunderte sich Schönewolf. Wie gesagt: Nach diesem Spiel verstand der KSV-Kapitän die Fußball-Welt nicht mehr.


<i>Von Frank Ziemke

(HNA-Sportredaltion, 11.08.2003)</i>

Veröffentlicht: 11.08.2003

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 23.04.2024