Zahme Löwen ohne Mittel gegen Eintracht-Bollwerk

KSV Hessen - Eintr. Frankfurt U23 0:0 (0:0)
Die Chala-Trikots haben ihren Zauber verloren! Nach drei ungefährdeten Siegen in Folge und eine Woche nach dem tollen 3:1 in Waldgirmes musste der KSV Hessen einen unerwarteten Rückschlag einstecken. Gegen die U23 der Frankfurter Eintracht langte es nur zu einem 0:0-Unentschieden. Die Löwen bestimmten die Partie zwar, verzweifelten aber regelmäßig an der kompakten Frankfurter Defensive und kamen somit nur zu wenigen nennenswerten Chancen.
Das Spiel hätte wohl auch noch zwei Stunden länger dauern können, und dennoch hätten die Löwen gegen den abstiegsgefährdeten Tabellen-15. kaum ein Tor geschossen. Nein, mangelnden Einsatz konnte man ihnen am diesem Nachmittag nicht vorhalten. Vielmehr war es am Ende die Ideenlosigkeit in der Offensive, die sich für den Punktverlust verantwortlich zeigte. Insbesondere in den ersten 45 Minuten plätscherte das Spiel nur so vor sich hin, ohne dass den Zuschauern viel Sehenswertes präsentiert wurde. Die Frankfurter Innenverteidigung um Marco Roth und Bundesligakapitän Alexander Schur, der nach einem Kreuzbandriss in der Oberliga Spielpraxis sammelt, ließ kaum Torchancen zu. Abgesichert von den zwei „Sechsern“ im Mittelfeld (Örtülü und Grüter) wurden die Räume in der Mitte dicht gemacht, ein Durchkommen war für die hilflosen Löwen um den engagierten, aber überforderten Spielmacher Marc Arnold eine absolute Seltenheit.

Auch die beiden Kasseler Außenspieler konnten nicht an ihre guten Leistungen von Waldgirmes anknüpfen. Weder Daniel Beyer auf rechts noch Michael Mason auf links bekamen einen Stich gegen ihre Frankfurter Kontrahenten Lang und Kunkel. Die Konsequenz war, dass Mitte der zweiten Halbzeit die Positionen getauscht wurden, was allerdings ebenfalls keine sichtbare Besserung mit sich brachte.

Vor allem Winter-Neuzugang Vesselin Gerov dürfte sich seinen ersten Oberliga-Einsatz für die Löwen anders vorgestellt haben. Denn auch der 35-jährige Ex-Profi konnte sich kaum in Szene setzen. Nur wenige Ballkontakte und eine halbe Torchance (74.) standen bei ihm am Ende zu Buche, den fehlenden Thorsten Bauer (Kapselverletzung) konnte er nicht ersetzen. In der letzten halben Stunde fungierte der 1,87 m große Bulgare dann zusammen mit dem aufgerückten Schönewolf als eine Art „Funkturm“ im Eintracht-Strafraum, zumal das Spiel der Löwen mit der Zeit immer statischer geworden und die Brechstange inzwischen als letzter Hoffnungsschimmer ausgepackt worden war. Lang und hoch wurden die Bälle in den Strafraum geschlagen - Gefahr entstand allerdings nicht. Genauso wenig wie aus den vielen Eck- und Freistößen, die von Marc Arnold fast ausschließlich viel zu nah zum abfangbereiten Torwart getreten wurden.

Das Kreativzentrum der Löwen also in einer Krise, während die Rechnung von Frankfurts neuem Coach Petar Houbtchev aufging. Ohne die zum Profikader beorderten Nachwuchshoffnungen Stroh-Engel, Russ und Cimen hatte der ehemalige Bundesliga-Profi sein Team sehr defensiv eingestellt, viel auf die mannschaftliche Geschlossenheit gesetzt. Und das klappte. Diszipliniert zogen sich alle elf Mann bei jedem Ballverlust in die eigene Spielhälfte zurück, um dann schnell zu kontern. Vor allem die drei hängenden Spitzen um Capobianco, Raimondi und Schneider brachten die Löwen-Abwehr Mitte der ersten Halbzeit einige Male in Verlegenheit, auch wenn weder Schneider (29.) per Kopf noch Raimondi (30.) per Weitschuss, Mittelstürmer Metzger (35.) per Drehschuss oder erneut Schneider (43.) nach einem Abwehr-Fehler Profit daraus schlugen. Und auch im zweiten Spielabschnitt blieben die Gäste bei ihren schnellen Gegenstößen brandgefährlich, die beste Gelegenheit vergab Capobianco nach 61 Minuten, als er von Abstimmungsproblemen zwischen Gölbasi und Wagner profitierte und das Leder aus 15 Metern nur ganz knapp am Tor vorbei setzte.

Auf die erste Chance der Löwen mussten die 1.800 Zuschauer da schon etwas länger warten. Fünf Minuten vor der Pause endlich ein erster guter Ansatz. Nach einer Hereingabe in den Strafraum kommt Daniel Beyer an den Ball, zielt aus halbrechter Position aber genau in die Arme von Keeper Zimmermann. Ähnliche Situation kurz vor dem Halbzeitpfiff, als mit Julio Cesar der beste Löwe ebenfalls am Frankfurter Torwart scheitert.

Auch nach dem Seitenwechsel keine grundlegenden Änderungen, einzig der trickreiche Brasilianer hätte dem Spiel noch eine entscheidende Wende geben können. Nach einer Stunde läuft er zwei Verteidigern davon, hat dann aber nicht mehr genug Kraft für einen platzierten Schuss und scheitert zum wiederholten Male an Zimmermann. Weil auch die Verlegenheitsschüsse von Mason (69.) und Wagner (90./+2) nicht mehr den gewünschten Erfolg bringen, bleibt es schließlich bei einem zauberlosen 0:0.

Weiter geht es für die Löwen in den nächsten Wochen mit einem Marathonprogramm. Allein acht der letzten zwölf Saisonspiele werden im April ausgetragen - im Europapokal-Modus wird also regelmäßig gleich zweimal pro Woche gespielt. Die Löwen starten mit zwei Auswärtsspielen in den neuen Monat, an dessen Ende wohl eine Vorentscheidung in Sachen Titelkampf gefallen sein dürfte. Zunächst steht am Samstag das Derby in Baunatal an, ehe vier Tage später die Nachholpartie in Bruchköbel angesetzt ist. Am 8. April steht dann das nächste Heimspiel auf dem Programm, Gegner im Auestadion wird der SV Erzhausen sein.

Von Michael Brehme


KSV Hessen: Adler - Dellova, Gölbasi, Schönewolf, Wagner - Beyer, Dickhaut, Arnold, Mason - Gerov, Cesar

Frankfurt: Zimmermann - Kunkel, Roth, Schur, Lang - Örtülü, Grüter - Capobianco, Raimondi, Schneider - Metzger

Spieler-Wechsel: 79. Malinov für Beyer und Groß für Mason - 62. Männel für Lang, 67. Neppe für Örtülü, 89. Heydel für Metzger

Reservebank: Bitzer (Tor), Suslik, Cihan - Cue (Tor), Paetzold, Amiri, Zer

Tore: keine

Schiedsrichter: Timo Ide (Frielendorf) - Zuschauer: 1.800


<b>Stimmen zum Spiel:</b> <i>(aufgezeichnet von Carsten Müller)</i>
Matthias Hamann (Trainer KSV Hessen): "Das wird für einige Spieler Konsequenzen haben. Zwei, drei spielten heute mindestens 100 Prozent schlechter als letzte Woche. Wir haben nicht über die Flügel gespielt, wir haben ohne Emotionen gespielt, das war gar nichts."

Petar Houbtchev (Trainer Eintracht Frankfurt U23): "Letzte Woche haben wir gegen eine Spitzenmannschaft zu Hause 3:0 verloren <i>(Klein-Karben; d. Red.)</i>, heute haben wir gegen die beste Mannschaft der Oberliga einen Punkt geholt. Ich bin zufrieden, unsere defensive Ausrichtung ist aufgegangen."

<i>Foto: Vesselin Gerov gab bei seinem ersten Einsatz für die Löwen alles, spielte aber genauso glücklos wie seine Teamkollegen.</i>

Aufstellung

Veröffentlicht: 25.03.2006

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Datum des Ausdrucks: 16.04.2024