FSV übt sich in Gelassenheit

Vor dem Spitzenspiel
Manager Reisig bemüht sich vor Spitzenspiel in Kassel um Ruhe
Betont gelassen geben sich die Verantwortlichen des FSV Frankfurt in diesen Tagen. Nur nicht die Ruhe verlieren, nur nicht den Anschein erwecken, der schmelzende Vorsprung des Spitzenreiters der Fußball-Oberliga Hessen könnte beunruhigen. „Wir haben immer gesagt, an der Rechnerei beteiligen wir uns nicht”, sagt etwa FSV-Manager Bernd Reisig. „Und das tun wir jetzt auch nicht. Wir wollen nichts beschönigen, aber auch nicht ins andere Extrem fallen.” Sicher, als der FSV vor zwei Wochen mit elf Zählern vor Buchonia Flieden die Tabelle anführte, war man in Bornheim ebenso bestrebt, den Ball flach zu halten wie jetzt, da der Vorsprung noch sechs Zähler beträgt.

Allerdings hat es auch Reisig nicht gefallen, wie der Spitzenreiter sich zuletzt präsentierte. Vor allem die Abschlussschwäche, die mangelnde Laufbereitschaft im Mittelfeld und die Fehler in der Abwehr sind ihm aufgestoßen. „Ich spüre, dass wir im Moment nicht so überzeugend spielen. Daran müssen wir arbeiten”. Spielerisch hatte das Team schon seit längerem nicht mehr überzeugt, was aber keinen kümmerte, so lange der FSV im Stile eines Spitzenteams Punkte sammelte - glanzlos, aber zahlreich. Dann kam der Bruch mit der ersten Saisonniederlage in Flieden, zuletzt das Unentschieden gegen Klein-Karben und die Erkenntnis des Managers, dass „wir an jedem Wochenende den Dampfkessel auf 100 Prozent hochfahren müssen. Wir sind nicht so gut, dass wir nur mit 60 Prozent Meister werden”.

Nun führt der FSV zwar immer noch die Tabelle an, was aber, wenn das Team in Kassel verliert? Kommt dann das große Nervenflattern? „Nein, die Mannschaft ist stark genug”, sagt Reisig, der bemüht ist, die Verhältnisse gerade zu rücken. Schließlich habe vor der Saison niemand geglaubt, dass der FSV derart souverän die Tabelle anführen könnte. „Alle sind von einem Kampf zwischen Wörsdorf, Baunatal, Kassel und uns ausgegangen.” Freilich profitierte der FSV, der sich bis zum Spiel in Flieden keinen entscheidenden Ausrutscher leistete, von der Schwäche der vermeintlich gefährlichsten Gegner. Eine kurze Periode mit drei Unentschieden in Folge wusste die Konkurrenz jedenfalls nicht zu nutzen.

Echte Bewährungsprobe

Nun steht das Spitzenspiel an, und obwohl Kassel in dieser Saison alles andere als souverän auftrat, ist diese Begegnung eine erste echte Bewährungsprobe für den FSV. Auch wenn die Nordhessen mit zehn Punkten Rückstand auf dem dritten Tabellenplatz liegen. „Wenn sie einen guten Tag erwischen, sind sie gefährlich”, sagt Reisig. „Aber die wären froh, wenn sie unsere Probleme hätten”. Auch Reisig hatte die Nordhessen mit ihrem Kader voller bekannter Namen wie etwa Marc Arnold oder Mirko Dickhaut als größten Mitfavoriten auf der Rechnung. Nun, da Kassel weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, sieht Reisig nicht den FSV, sondern die Nordhessen unter Druck. „Wenn sie gegen uns gewinnen, haben sie noch eine minimale Chance auf die Meisterschaft. Alles andere als ein Sieg würde jegliche Träume für sie beenden.”

ASE (Frankfurter Rundschau, 09.11.2005)

Veröffentlicht: 11.11.2005

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