Möller vor der Rückkehr zur Eintracht

Gerüchteküche Oberliga Hessen
VON JÜRGEN HEIDE
Eine Rückkehr von Andreas Möller zum Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt wird immer konkreter. Spätestens von der kommenden Saison an soll der einstige Eintracht-Star, der von 1985 bis 1988, 1990 bis 1992 und 2003 bis 2004 insgesamt 115 Erstligaspiele für die Frankfurter bestritt, die U-23-Mannschaft der Eintracht betreuen. Weil das Team in der Oberliga Hessen trotz etlicher Abstellungen aus dem Profikader als Tabellen-13. bisher weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, könnte der Weltmeister von 1990, der im März 2004 seine aktive Karriere beendet hatte, sogar schon in der Winterpause den derzeitigen U-23-Trainer Bernhard Lippert ablösen, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft. "Ich habe mir zum Ziel gesetzt, spätestens im Sommer als Trainer zu arbeiten", sagt Möller, der im Juli seine Fußball-Lehrer-Lizenz gemacht hat.

Bei der Eintracht sähe man eine Rückkehr Möllers nicht ungerne. "Andreas Möller ist immer Eintrachtler geblieben und hat Bock auf die Eintracht. Einem Verein kann nichts Besseres passieren, als so ein Fußball-Idol, das alles gewonnen hat, an sich zu binden", sagt Vereinspräsident Peter Fischer, der mit dem mittlerweile 38-Jährigen befreundet ist. Auch Möller fände ein Engagement am Riederwald durchaus charmant. "Es wäre eine tolle Sache, bei der Eintracht als Amateurtrainer zu arbeiten. Das würde passen und wäre ein guter Einstieg für mich", sagt Möller, der sich mit seiner Lebensgefährtin Sigrid in Bad Homburg niedergelassen hat.

Lötzbeier: Verpflichtung macht Sinn

Klaus Lötzbeier, für den Amateur- und Jugendfußball zuständiger Vizepräsident der Eintracht, bestätigt, dass er "dreimal mit Andreas gesprochen habe. Denn wir können es uns nicht erlauben, dass so ein Mann vielleicht nach Dortmund geht und wir nicht mit ihm geredet haben." Laut Lötzbeier würde eine Verpflichtung des Europameisters von 1996 "Sinn machen. Ich habe mit Andreas abgemacht, dass ich ihm im Januar entweder absage oder ein Angebot mache."

Zuvor will er mit Bernhard Lippert über die Perspektiven reden; eine Verlängerung der Zusammenarbeit ist aber höchst unwahrscheinlich. Einiges spricht für eine Trennung bereits in der Winterpause, denn wenn im Januar 2006 Lipperts Abschied zum Saisonende bekannt würde, wäre seine Autorität bei der Mannschaft wohl geschwächt, worin Lötzbeier "eine Gefahr sieht". Präsident Fischer sagt zwar, "dass ich Andreas empfehlen würde, vor einer neuen Saison anzufangen, wo er Einfluss auf den Co-Trainer und weitere Rahmenbedingungen hat und eine Mannschaft in der Stunde Null übernehmen kann". Die könnte bereits zum Jahreswechsel schlagen, wenn die Eintracht, derzeit auf Platz 16, in der Oberliga dann immer noch im Abstiegskampf steht.

Möller selbst wollte ein Engagement vor der neuen Saison nicht ausschließen, "das kommt auf die Aufgabe an", sagt er. Allerdings gibt er zu, "dass es mein Wunsch wäre, jungen Spielern beim Sprung ins Profigeschäft zu helfen". Dies wäre genau die Aufgabe, die ihn als Trainer bei der U 23 der Eintracht erwarten würde. Sollte er bei der zweiten Mannschaft der Hessen in der Winterpause das Zepter übernehmen, hätte er mehr als zwei Monate Zeit, sein Team kennen zu lernen, weil dieses zwischen den Partien gegen den SV Erzhausen (11. Dezember) und bei der TSG Wörsdorf (18. Februar 2006) spielfrei ist.

Dass wegen der schlechten Ergebnisse "der Druck auf Lippert immer größer wird", gibt Fischer zu. "Fehlenden Teamgeist und eine katastrophale Chancenauswertung" sieht er als größtes Manko an, wobei es auch den abgestellten Profis bisweilen an der Einstellung fehle. "Nur weil wir Eintracht Frankfurt heißen, bedeutet das nicht, dass wir nicht absteigen können", sagt Fischer. Obwohl er Lippert die Misere nicht ankreiden will, weil der Trainer zwischen den frustrierten Amateurkickern und den Jungprofis steht, "zählt am Ende nur der Verein".

Derweil geht Möller davon aus, dass es in der kommenden Woche weitere Gespräche geben wird. "Ich will der Fairness halber nicht viel sagen. Die Eintracht muss erst einmal intern klarkommen", sagt der Ex-Nationalspieler, der sich gut vorstellen kann, auch bei Schalke 04 unterzukommen. Als Amateurcoach eines Erstligisten hätte Möller indes eine gute Ausgangsposition, sein langfristiges Ziel, Bundesligatrainer zu werden, zu verwirklichen. Das weiß auch Eintracht-Proficoach Friedhelm Funkel, der wohl auch deshalb ein mögliches Engagement Möllers zurückhaltend kommentiert: "Als Fußballer war Möller einer der größten Stars in Europa, aber als Trainer muss er sich seine Lorbeeren erst noch verdienen."


Quelle: http://www.eintracht.de/aktuelles/presse/details/16816/

Veröffentlicht: 05.11.2005

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