Eine Heimat für die Löwen

VEREINSHEIM
Viele ältere Fans rollen verklärt die Augen, viele jüngere zucken ahnungslos mit den Schultern. Nein, die Rede ist nicht von der aktuellen sportlichen Situation der Kasseler Löwen. Die Rede ist vom Clubhaus des KSV Hessen. Oder besser gesagt von der dazugehörigen Gaststätte.
<br clear="all">Bis weit in die 80er Jahre hinein war das Clubhaus in der Damaschkestraße 35 die Heimat des gesamten Vereins. Hier wurde bis in die Nacht gefeiert, fachgesimpelt, gegessen und getrunken. Hier trafen sich Fans, Spieler, Geschäftsleute, Politiker und alle anderen, denen der KSV Hessen am Herzen lag. Und das an jedem Tag in der Woche, nicht nur nach den Spielen. Nachdem der legendäre Club-Wirt Henner Thomas Ende der 80er Jahre die Gaststätte abgab, wurde es ruhiger. In den neunziger Jahren wurde aus dem gutbürgerlichen Clubhaus ein elitäres Steak- Haus. Ein Konzept, das nicht aufging. Nach wenigen Monaten wurden die toten Stiere wieder woanders gegessen. Nach dem Konkurs des FC Hessen wurde die Immobilie endgültig zur Konkursmasse.

Nun ist es für viele in der Löwen- Familie ein Traum. Ein Treffpunkt für den Verein, eine Begegnungsstätte zwischen Spielern, Fans und Sponsoren. Wo man gutes Essen bekommt und ein frisch gezapftes Bier. Wo man nach Spielen genauso zu Hause ist, wie an einem beliebigen Wochentag. Gesucht ist eine Mischung aus „Düsseldorfer Hof” und der „La-Ola-Bar” in der Fußball-Halle von Mirko Dickhaut. Mit einer Identifi kationsfi gur am Tresen. Was macht eigentlich Gerd Grau?

<b>Der Mythos Henner Thomas</b>

Wenn man mit älteren KSVFans über das Thema Clubhaus spricht, glänzen viele Augen. Und immer wieder fällt ein Name. Der von Henner Thomas. Thomas war von 1959 an fast 30 Jahre Club-Wirt beim KSV Hessen. Zusammen mit seiner Ehefrau Gisela „schmiss” er den Laden. „Henner war ein absolut netter Mensch. Er war bodenständig, ruhig, still und fleißig”, erinnert sich Ex-Löwen- Spieler Dieter Vollmer. „In der Gaststätte war immer was los. Es gab einen guten Service, eine tolle Küche und man hat sich einfach wohl gefühlt”. Die Spieler schätzten vor allem eines am dunkelhaarigen Thomas - seine Verschwiegenheit. „Wenn man mal länger da war, hat er gegenüber dem Trainer keinen angeschwärzt”. Die Stimmung in der KSV-Gaststätte war einmalig. „Wir hatten ein ordentliches, gutbürgerliches Publikum. Und es war immer lustig”, schwärmt Vollmer noch heute von den alten Zeiten. Der Gastronom mit Leib und Seele ist seit einigen Jahren tot. Aber im Herzen vieler KSV-Fans lebt er heute noch weiter.

<b>Der Hintergrund </b>

Ein vereinseigenes Clubhaus ist die Heimat eines Vereins. Im Clubhaus treffen sich Fans, Mitglieder und Freunde des Vereins, hier wird geschnackt und gefachsimpelt. Das war früher so und hat sich bis heute nicht geändert. Der KSV Hessen Kassel hatte immer sein vereinseigenes Clubhaus. Das heutige „Wirtshaus zur Aue” in der Damaschkestr. 35 war Jahrzehnte lang im Vereinsbesitz. Der KSV Hessen Kassel hatte es u.a. an Henner Thomas verpachtet. Der „Clubwirt” sorgt im Sinne des Vereins und im Sinne der Fans für ein entsprechendes Ambiente. Getreu dem Motto, geht es Verein und Fans gut, dann geht es auch mir als Wirt gut. Eine Gleichung, die funktioniert.

Im Juli 1993 meldete der KSV Hessen Kassel Konkurs an und verlor das bis dahin vereinseigene Clubhaus samt Umkleidekabinen und Geschäftsstelle. Nach diversen Eigentümerwechseln gehörte die Immobilie jahrelang dem Kasseler Immobilienhändler Karl- Heinz Flach. Anfang des Jahres ging Herr Flach mit seinem Unternehmen in die Insolvenz. Nun wird für die Immobilie ein neuer Eigentümer gesucht. Das könnte vielleicht auf lange Sicht eine einmalige Chance sein, wieder ein vereinseigenes Clubhaus zu bekommen. „Es wäre toll, wenn der Verein nach den vielen Jahren endlich wieder seine Heimat zurückbekommt. Wir sollten alles dafür tun, um diese Chance zu nutzen” so der 1. Vorsitzende Jens Rose. „Derzeit ist der Verein alleine nicht in der Lage die Finanzierung eines solchen Projekts zu realisieren” so Jens Rose weiter. „… jedoch mit den richtigen Partnern und der Unterstützung von unseren Mitgliedern und Sponsoren könnte es uns gelingen das Clubhaus wieder zu dem zumachen, was es einmal war, zur Heimat des KSV Hessen Kassel” gibt sich der Clubboss kämpferisch. Derzeit arbeiten die Verantwortlichen daran, aus der Vision „Clubhaus für die Löwen”, ein handlungsfähiges und klares Projekt zu schaffen. Neben den finanziellen Voraussetzungen müssen auch strukturelle und personelle Konzepte erarbeitet werden. Denn in einem Punkt sind sich alle einig; Ein gutes Clubhaus funktioniert nur mit einem guten Clubwirt. Auch wenn es sich derzeit noch um eine Vision handelt, hat der KSV Hessen Kassel über seinen Rechtsanwalt Christian Franz bereits ein entsprechendes Treuhandkonto einrichten lassen. Zweckgebundene Spenden zur Realisierung des Projekts „Clubhaus für die Löwen” können auf das Konto 1052 03 12 46 bei der Kasseler Sparkasse (BLZ 520 503 53) einbezahlt werden.

<i> KSV Hessen</i>

Veröffentlicht: 19.09.2005

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Datum des Ausdrucks: 19.04.2024