Zum Liveticker

Der KSV Hessen Kassel bedankt sich für das Interesse und wünscht noch ein schönes Wochenende.

Das Optimale herausgeholt

Interview mit Mirko Dickhaut
Zwölf Jahre war Mirko Dickhaut auf Tour. Vier Spielzeiten Eintracht Frankfurt, fünfeinhalb Jahre VfL Bochum, dann noch einmal zweieinhalb beim österreichischen Erstligisten Casino Bregenz. Vor wenigen Wochen ist er in seine nordhessische Heimat zurückgekehrt, in die Region, in der er sich bis 1993 für höhere Aufgaben empfohlen hatte.
Dickhaut soll dabei mithelfen, den KSV Hessen Kassel fit für die Regionalliga zu machen. Auf dem Rasen und hinter den Kulissen. Der 34-Jährige ist mit einem Drei-Jahres-Vertrag beim Oberligisten ausgestattet. Es ist geplant, ihn Zug um Zug in die Vereinsarbeit einzubinden. Als Spieler liegt der Allrounder, dessen Marktwert im Internet-Portal www.transfermarkt.de immerhin noch auf 175 000 Euro taxiert wird, momentan auf Eis. Ein Fersensporn verurteilt ihn seit seiner Auswechslung in der Halbzeitpause des ersten Saisonspiels in Schwalmstadt zum Zuschauen. Auch gegen die SG Bruchköbel ist er heute (15 Uhr) im Auestadion nur Zaungast. HA-Redakteur Jochen Breideband hat sich mit Mirko Dickhaut unterhalten.

Herr Dickhaut, was wissen Sie über die SG Bruchköbel?

Mirko Dickhaut: „Relativ wenig. Das hat aber nichts mit Überheblichkeit zu tun. Ich bin ja erst seit 1. Juli wieder in der Oberliga, da sagen mir viele Clubs noch relativ wenig. Auf Grund der Tabelle ist Bruchköbel sicherlich ein unangenehmer Gegner.”

In der vergangenen Saison hießen Ihre Gegner noch Rapid Wien und Sturm Graz. Warum die Rückkehr in die 4. deutsche Liga?

Dickhaut: „Weil Nordhessen meine Heimat ist. Mein Heimatverein ist zwar der KSV Baunatal, aber der Verein in Nordhessen ist nun einmal der KSV Hessen Kassel. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem man sich Gedanken um die berufliche Zukunft machen sollte. Diese Perspektive sehe ich in Kassel. Das Thema Bregenz hatte sich erledigt, weil der Verein schlecht gewirtschaftet und Konkurs angemeldet hat."

Was wären die Alternativen gewesen?

Dickhaut: „Ich hatte drei Möglichkeiten, in die Regionalliga zu gehen. Aber ich war zwölf Jahre unterwegs, irgendwann reicht es auch. Ich habe meine Familie und Freunde in Kassel.”

Eine Fortsetzung der Laufbahn im bezahlten Fußball war nicht möglich?

Dickhaut: „Das wäre ein Traum gewesen. Aber man muss Realist sein. Wem stehen mit 34 in der 1. und 2. Liga noch die Türen offen? Da muss man ehrlich zu sich sein, irgendwann ist es eben soweit.”

Wie fällt das Resümee der Profi-Karriere aus?

Dickhaut: „Recht positiv. Ich habe das realisiert, was für jeden Jungen ein Traum ist. Bei der Eintracht und in Bochum war ich jeweils ein Jahr Kapitän, das war eine schöne Sache. Ich bin stolz auf das, was ich geleistet habe, auch wenn es für ganz oben nicht gereicht hat. Im Großen und Ganzen habe ich das Optimale aus meinen Möglichkeiten gemacht.”

Welche Verhältnisse haben Sie bei Hessen Kassel vorgefunden?

Dickhaut: „Gute - und professionelle, auch wenn sich das bei einem Oberligisten blöd anhört. Ich bin überrascht, wie weit der Verein hinsichtlich der Manpower hinter den Kulissen ist. Jetzt muss man zusehen, eine bessere Infrastruktur reinzubringen.”

Wie fällt der Vergleich zwischen dem KSV Hessen von 1993 und von 2005 aus?

Dickhaut: „Das kann ich nicht richtig beurteilen, das ist so lange her. Damals war ich ein junger Kerl, der einfach nur gespielt hat. Heute bin ich erfahrener und stärker in interne Vorgänge eingebunden. Das ist eine ganz andere Plattform. Was geblieben ist, sind das Stadion und das Gelände mit den Kabinen.”

Entsteht in Kassel wieder ein Regionalligist?

Dickhaut: „Ich will es hoffen. Man muss da trennen: Es gibt die sportliche Vorleistung, die die Mannschaft erbringen muss. Auf diesem Gebiet haben wir mit dem FSV Frankfurt einen riesigen Konkurrenten. Auf der anderen Seite müssen die Strukturen und das Umfeld weiterwachsen. Da sind wir auf einem guten Weg. Ich kann nicht versprechen, dass es schon diese Saison mit der Regionalliga klappt. Aber es ist das kurzfristige Ziel.”

Sehen Sie Ihre Mannschaft auf einer Stufe mit dem FSV?

Dickhaut: „Nein, sehe ich nicht. Ich halte den FSV für stärker. Die Frankfurter scheinen gefestigter und konstanter, so ehrlich muss man sein. Man sieht es schon an der Tabelle. Wir wollen so lange wie möglich Tuchfühlung halten, vielleicht ist dann etwas möglich. Mit der Leistung vom Mittwoch in Vellmar (2:3, Anm. der Redaktion) können wir diese Ansprüchen natürlich nicht stellen.”

Wie sehr fehlt der Spieler Dickhaut?

Dickhaut: „Das müssen andere beurteilen. Pluspunkte wären sicherlich meine Erfahrung und dass ich verbal weiterhelfen kann. Für mich ist die Verletzung ganz bitter. Mit Marc Arnold, Francis Bugri und mir sind schon Erwartungen verknüpft. Ich muss eben Geduld haben und die momentane Lage akzeptieren.”

Quelle: Hanauer Anzeiger vom 27. August 2005

Veröffentlicht: 07.09.2005

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 25.04.2024