Hoher Aufwand, geringer Ertrag

KSV Klein-Karben - KSV Hessen 3:1 (1:0)
Trotz eines deutlichen Plus an Spiel- und Torchancenanteilen kehrte der KSV Hessen "mit leeren Händen" aus Klein-Karben, wo es bereits bei den letzten drei Auftritten (zwei Mal 0:1, ein Mal 1:1)nichts zu holen gab, zurück. Thorsten Bauer gelang mit einem an ihm selbst verursachten Foulelfmeter der Ehrentreffer (90.)bei der 1:3-Niederlage für die in Trikots der Gastgeber angetretenen Löwen, die ohne die fehlenden Marc Arnold (private Gründe)und Julio Cesar da Rosa (Sprunggelenkverletzung) antraten.
Ali Cakici - Co-Trainer des gastgebenden KSV und vor einem Jahrzehnt als Stürmer für die Löwen aktiv - atmete während der Partie am "Günter-Reutzel-Sportfeld" mehrfach durch, um nach Spielende erleichtert seinem befreundeten KSV Hessen-Kapitän Thorsten Schönewolf aufrichtig zu sagen: "Ihr ward der stärkste Gegner, den wir in dieser Saison hatten!"

Ein schwacher Trost für den Löwen-Abwehrchef, denn warum hieß der Sieger dann am Ende KSV Klein-Karben?

Lapidare Blitz-Erklärung: weil die Gäste, die gerade mal einen einzigen(!) gelernten Stürmer im Team hatten, es zwar keineswegs an Einsatzwillen und Spielvermögen fehlen liessen, jedoch im Angriff an Durchschlagskraft und in den entscheidenden Szenen an Professionalität!
Naivität kam hinzu, was auch später Trainer Matthias Hamann kritisierte. "Wir haben so viele erfahrene Spieler in unseren Reihen, deswegen kann ich das nicht akzeptieren," kündigte der 37jährige Coach interne Gespräche in der nächsten Trainings-Woche an.

Durch das Fehlen von Spielmacher Marc Arnold sah sich Hamann nach der überzeugenden Darbietung seines Teams vor einer Woche gegen den Tabellenzweiten Flieden, der zeitgleich im übrigen ja Spitzenreiter FSV Frankfurt die erste Saisonniederlage bescherte, folgerichtig lediglich zu einer personellen Änderung veranlasst:
Daniel Beyer rückte von Beginn an, der sich im übrigen zeitlich um zehn Minuten verschob, in die Elf und sorgte auf seiner angestammten rechten Außenposition in der Anfangsphase für viel Belebung, wenn auch der finale Pass bzw. die präzise Flanke fehlten.

Francis Bugri (siehe Foto) sollte in Abwesenheit von Julio Cesar da Rosa im Angriff Thorsten Bauer zur Seite stehen, doch es wurde schnell deutlich dass der Filigrantechniker nun mal kein Stürmer, respektive Torjäger ist. Der engagierte Bugri wurde an diesem spätsommerlichen Herbsttag fast zur tragischen Figur, nachdem der 24jährige zunächst als Antreiber Akzente setzte.
So ging es - wie so oft bei Auswärtsspielen - offensivfreudig und elanvoll los für den KSV Hessen.
Cihan per Diagonalflanke auf Wirbelwind Wagner, dessen Volley-Schuß aus 13 Metern bei seinem Namensvetter im Klein-Karbener Tor landete. Eine sehenswerte Aktion, die einen Treffer wert gewesen wäre (10.).
Statt 1:0 für die Gäste, dann blankes Entsetzen im Löwen-Lager auf der Gegenseite! Mit der einzigen Torchance der ersten Spielhälfte kam die kampfstarken Klein-Karbener, im übrigen gestärkt durch zwei Heimsiege und drei Saisonsiege in Folge, zur ebenso überraschenden wie glücklichen Führung.
Amir Mustafic legte sich aus 18 Metern - halblinke Position - den Ball zurecht, um mit seinem Freistoß Thorsten Bauer in der Mauer an der Schulter zu treffen, von wo aus die Lederkugel derart die Richtung veränderte, um sich für den völlig machtlosen Keeper Oliver Adler ins lange Eck zu senken (16.).

Wieder Mal lief der KSV Hessen auswärts einem Rückstand hinterher und brauchte sichtlich einige Zeit, um Spielordnung und -Rhytmus wieder zu finden.
Dann die 30. Minute: Christoph Keim, in der Offenisve gewohnt auffällig als Impulsgeber, flankte schulmäßig auf Francis Bugri, der per Volleyschuß aus 8 Metern am tadellosen Keeper Wagner scheiterte, der auch noch den Nachschuß parierte.

Dann folgte die Drangphase der Löwen mit Chancen im Minutentakt:
41. - nach einem Eckstoß schoss Francis Bugri wieder volley, hatte den Torschrei bereits auf den Lippen, ehe Gajda auf der Torlinie rettete.
42. - Bugri diesmal per Kopf - drüber.
44. - spektakulärer Hechtkopfball von Martin Wagner - am "langen" Pfosten vorbei - Halbzeit!

Mit Beginn der zweiten Hälfte blieb der zwar stets bemühte, doch diesmal nicht so effektive, Turgay Gölbasi draußen und Armand Dellova kam und schaltete sich sogleich in die Offensive ein. Der letztjährige Vellmarer flankte von rechts auf Thorsten Bauer, dessen Kopfball jedoch nicht den nötigen Druck erhielt und klar über das Gehäuse des Gegners ging (46.).
Dennoch lief die Aufholjagd der Löwen unverdrossen weiter. Frühes, aggressives Stören in des Gegners Hälfte - ein Indiz: die Löwen wollten! Wenn auch in den meisten Aktionen zu überhastet und mit dem Mute der Verzweiflung. Symptomatisch bzw. exemplarisch dafür: der Volleyschuß des unermüdlichen Christoph Keim über das Tor (55.).

Die Löwen bäumten sich weiter auf! Ex-Profi Mirko Dickhaut setzte mit einer rüden Attacke am Mittelfeld noch mal eine Art "taktisches Zeichen"...! Die Gäste suchten den Ausgleich, waren jedoch für Konter anfällig, sodaß Klein-Karben zu seiner zweiten Torchance kam!
Einer hochkarätigen! Stürmer Özkan Can tauchte plötzlich völlig frei vor dem bis dato nahezu beschäftigungslosen Oliver Adler auf und schoss vorbei (63.).
Im Gegenzug versuchte sich Martin Wagner mit einem feinen Solo im Strafraum, doch dem Drehschuß des agilen 19jährigen fehlte die Präzision (drüber, 64.).

Auch "Torschütze vom Dienst" Thorsten Bauer, der in den letzten drei Partien regelmäßig traf, verfehlte mit seinem Schuß aus 20 Metern das Ziel (66.) und hatte dann auch noch Pech. Nach einer Freistoßhereingabe des eingewechselten Pascal Groß, landete Bauers-Hechtkopfball am Pfosten (75.).

Kurz danach wurde Martin Wagner unsanft vor der gegnerischen Strafraumgrenze zu Fall gebracht, doch die Pfeife des ansonsten hervorragend leitenden Schiedsrichters Karsten Vollmar aus Bad Hersfeld blieb in dieser Szene stumm.
Inzwischen hatte sich längst KSV-Abwehrorganisator Thorsten Schönewolf, der verletzungsbedingt seit Wochen nur eingeschränkt trainieren kann, in den Angriff eingeschaltet.
Ohne Happy-End für die Löwen!

Denn zu allem Überfluß folgte dann, was Trainer Hamann wohl auch mit Naivität gemeint haben dürfte: Erst wurde Eren Cihan mit einem völlig unnötigen Querpaß vor dem eigenen Strafraum in die Bredoullie gebracht, dass er sich nur durch ein Foulspiel zu helfen wußte. Statt jedoch die Ausführung des fälligen Freistoßes zu blockieren, ließen die Löwen den Gegner schnell ausführen und der eingewechselte Kocatürk sah sich allein vor Adler wieder, umkurvte den KSV-Keeper, um zum 2:0 einzuschieben.

Auch jetzt gaben die Löwen nicht auf und als der sich erneut "aufreibende" Thorsten Bauer im gegnerischen Strafraum "geklammert" zu Fall kam, um selbst sicher zu seinem neunten Saisontor zu verwandeln, witterten die mitgereisten Kasseler Fans die allerletzte Hoffnung auf zumindest ein Remis.
Doch der Gedanke wurde in Windeseile im Keim erstickt, denn während der Stadionsprecher noch das Anschlusstor verkündete, fiel postwendend die Entscheidung zum 3:1-Endstand durch den eingewechselten Andreas Baufeldt.

<b>Fazit der Trainer nach dem Spiel:</b>

<u>Alex Conrad - KSV Klein-Karben: </u>"Das war für uns ein Arbeitssieg und im End-Effekt glücklich. Auch, weil meine Mannschaft nach dem Nachholspiel am Mittwoch auf dem Zahnfleisch ging und bei Bauers Pfostenkopfball Glück hatte."

<u>Matthias Hamann - KSV Hessen: </u>"Der Sieg von Klein-Karben geht in Ordnung. Sie sind belohnt worden für ihr aufopferungsvolles Spiel, wenn sie auch kaum Torchancen hatten. Wir dagegen vergeben auswärts eine Unzahl von Torchancen. Das ist unser Manko! Bezeichnend ist somit, dass unser Tor aus einem Elfmeter entsprang. Außerdem kommen wir damit nicht klar, auswärts immer einem Rückstand hinterher zu laufen und haben uns - wie beim 0:2 - in den entscheidenden Szenen zu naiv angestellt."

<b>KSV Klein-Karben: </b>Wagner - Jellouli (46. Al Malqui), Ali Can, Sarfo, Gajda - Strenkert, Mustafic, Fouad, Yasaroglu - Dittrich (60. Baufeldt) - Özkan Can (70. Kocatürk). Trainer: Alex Conrad.

<b>KSV Hessen Kassel: </b>Adler - Gölbasi (46. Dellova), Schönewolf, Cihan, Keim - Beyer, Malinov (72. Groß), Dickhaut, Wagner - Bugri, Bauer. Trainer: Matthias Hamann.

<b>SR: </b>Vollmar (Bad Hersfeld) - <b>Zuschauer: </b>500.

<b>Tore: </b>1:0 Mustafic (abgefälschter Freistoß, 16.), 2:0 Kocatürk (83.), 2:1 Bauer (Foulelfmeter, 90.), 3:1 Baufeldt (90. + 1).



<i>Herbert Pumann
Presse-Referent KSV Hessen</i>

Aufstellung

Veröffentlicht: 29.10.2005

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Datum des Ausdrucks: 23.04.2024