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Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

Vier Wochen Sperre für Busch

URTEIL DES SPORTGERICHTS
Der KSV Hessen muss bis zum Oberliga-Derby am 4.Mai gegen den KSV Baunatal auf Sebastian Busch verzichten.
Der Kasseler Fußballer wurde vom Rechtsausschuss des Hessischen Fußball-Verbandes für vier Wochen gesperrt.

Was auf den ersten Blick wie die logische Folge eines konsequent bestraften Fehltritts aussieht, ist tatsächlich das Urteil eines Sportgerichts, das in Grünberg auf einem schmalen Grat wandelte und sein Urteil allein auf Zeugenaussagen von Betroffenen, Journalisten und Zuschauern stützt.

Denn unter dem Vorsitz von Horst-Günther Konlé (Mittenaar) wurde der 22-jährige Mittelfeldspieler bestraft, weil er während des Oberliga-Spieles der Löwen in Klein-Karben am Ostersamstag seinen Gegenspieler Abdelkader Jellouli kurz vor Schluss als "Drecksausländer" beschimpft haben soll.

Buschs angebliche Aussage, die von ihm vehement bestritten wird, hat Schiedsrichter Unsleber (Reinheim) nicht gehört und demzufolge auch nicht im Spielbericht vermerkt. "Er stand drei bis fünf Meter vom Geschehen entfernt, bei ihm hat sich während oder nach dem Spiel auch niemand vom KSV Klein-Karben beklagt, was ja normal gewesen wäre", erläuterte Horst Günther, der als zweiter Vorsitzender des KSV Hessen den Spieler Busch beim Gerichtstermin begleitete.

Buschs Entgleisung gehört hat indes ein Frankfurter Journalist, der den Stein ins Rollen brachte. Er legte zur Verhandlung eine schriftliche Erklärung vor. Der Klein-Karbener Spieler bestätigte als Zeuge eine rassistische Äußerung.

Busch und die Löwen werden das Urteil ohne Berufung akzeptieren. Doch Günther sprach später nicht nur von einer aufgebauschten Angelegenheit, sondern bewertete den gesamten Fall als "sehr problematisch". Der langjährige Funktionär habe es "noch nie erlebt, dass Zuschauer oder Journalisten etwas aufgreifen und der Verband darauf hin tätig wird." Da werde ein Spieler von Außen belastet und demzufolge bestraft.

Sebastian Busch beteuert weiter seine Unschuld. "Ich habe keine ausländerfeindliche Äußerungen gemacht. Ich distanziere mich schon immer auf das Schärfste von jeglicher Form von Ausländerfeindlichkeit, da ich seit vielen Jahren ... mit 'Ausländern ' zusammen spiele, die auch zu meinem engsten Freundeskreis gehören. Eine aberwitzige Anschuldigung in bösartigster Form", wird Busch in einer KSV-Presseerklärung zitiert. Er sei zutiefst enttäuscht über diese Form des "Rufmords".

Rückendeckung erhält Busch von den Ober-Löwen: "Ich stelle mich auch persönlich voll hinter ihn, Sebastian hat nichts zu tun mit Ausländerfeindlichkeit", erklärte Holger Günther im Bemühen, Busch zu "schützen, nicht in eine Ecke gestellt zu werden". Auch KSV-Chef Jens Rose sieht keinen Anlass zu internen Sanktionen gegen Busch und bekräftige die nach wie vor gültige generelle Haltung im Verein: "Rassistische Äußerungen entsprechen nicht dem Geist des Fairplay und werden vom Vorstand mit aller Schärfe verurteilt."

<b>Spagat mit Sorge</B>
Dass TV-Bilder nachträglich Fehltritte von Fußballern entlarven und so auf Umwegen noch zu Sperren führen, ist Alltag. Dass nicht Augen- sondern Ohrenzeugen den KSV-Kicker Sebastian Busch derart belasten, dass er vor den Kadi treten muss, das hat eine andere Qualität. Zumal der Kasseler allein auf Grund von Zeugenaussagen bestraft wird.

Wohlgemerkt: Jeder Anflug von Ausländerfeindlichkeit oder gar Rassismus ist zu verachten und hart zu bestrafen. Im Fall Busch aber steht Aussage gegen Aussage. Und die Fußball-Offiziellen vor Ort, die Schiedsrichter nämlich, konnten nichts zur Klärung beitragen. Sie haben nichts gehört und keinen Beweis.

Es bleibt ein fader Beigeschmack. Und die Sorge, dass beim richterlichem Spagat zwischen verbalem Foul Buschs und menschlichem Rufmord an Busch nicht Recht gesprochen sein könnte.

<i>GER / HNA-Sportredaktion, 12.04.2005 </I>

Veröffentlicht: 13.04.2005

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Datum des Ausdrucks: 25.04.2024