Sepp Herberger hat gelogen!

Die KSV-Kolumne von Christof Dörr ĂŒber Corona, Spieler und ein besonderes Tor - vielleicht das Tor des Monats MĂ€rz?

Aaaaaargh – 90 Plus 2! Das ist soooooooooooo ärgerlich und schade und Mist und blöd und …. Fußball eben. BOAH, was hatte ich Puls! Durch seinen verwandelten Elfmeter in der Nachspielzeit, hat der Spieler mit dem wohlklingenden Namen Alessandro Abruscia, gebürtig selbstverständlich aus Waiblingen, uns zwei Punkte entrissen. Wir waren so nah dran, verfluchte Hacke. Überlagert wurde dieses Missgeschick in letzter Sekunde aber von deutlich wichtigeren Meldungen rund um den KSV.

Den Löwen geht es nämlich nicht so gut – Corona verhagelt uns Fans nicht nur unser Fan sein im Stadion, mit Bierchen, Bratwurst und dem schönsten Gefühl der Welt, sondern dem Verein auch gründlich die Bilanz. Alles, was der KSV sich in den letzten Jahren in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut hat, scheint mal wieder in Frage zu stehen und das wegen eines dummen Dreckskerls mit dem wenig wohlklingen Namen SARS-CoV-2. Löwen können ja wirklich so ziemlich alles bekämpfen, zerfetzen und zerfleischen, aber bei einem Virus, das einen Durchmesser von etwa 0,12 Mikrometern hat, hilft auch kein festes Zubeißen mehr. Das schlüpft einfach zwischen den Zähnen durch.

Nun wird Alarm geschlagen, Gehälter müssen reduziert werden. Der erste Spieler ist auch schon weg, na Bravo! Sprich: Wir Fans müssen jetzt etwas tun. Aber was? Mein erster Gedanke: Der KSV braucht Geld, also kaufen wir jetzt gemeinsam den Fanshop leer und jeder, der das hier liest, bucht sich über den Online Ticketshop so viele „freiwillige Löwen-Livestream-Tickets“ wie möglich. Bitte alle mitmachen – schließlich brauchen wir unseren Verein.

Nach zwei schlechten Nachrichten, gibt’s aber auch noch eine Gute: Ihr könnt noch bis übermorgen dabei helfen, unseren Ingmar Merle zum Torschützen des Monats März zu machen. Einfach unter sportschau.de beim Tor des Monats für ihn abstimmen. Wäre doch super, wenn ausgerechnet zum 50. Geburtstag des Baller Spektakels ein waschechter Nordhesse gewinnen würde.

Zur Erinnerung: Am 26. Spieltag hatte Ingmar beim Sieg gegen Homburg einen echten Zauberball aus seinem Fußgelenk gehext und aus sagenhaften 51 Metern Entfernung das runde Leder über den verdutzten Torwart schweben lassen. In meiner damaligen Kolumne habe ich im Überschwang der Gefühle geschrieben: „Das wird in der Sportschau ganz sicher zum Tor des Monats, da lege ich mich einfach mal fest!“ Nun gut, jetzt bitte alle mitmachen und mithelfen, damit Ingmar zum zweiten KSV-Spieler nach Basti Schmeer wird, der diese Auszeichnung bekommt.

Lukas Podolski ist übrigens der am häufigsten ausgezeichnete Torschütze des Monats. Insgesamt heimste er die Ehrung 12 Mal ein, eine Bestmarke, die Ingmar mit seinen 31 Jahren wohl nicht mehr knacken wird. Der allererste Preisträger war Gerhard Faltermeier. Der damalige Mittelfeldspieler des SSV Jahn Regensburg zimmerte im März 1971 einen 20-Meter-Freistoß so gekonnt und knallhart in den Winkel, dass der Ball dort im Netz hängen blieb.

Der älteste Torschütze des Monats war zum Zeitpunkt seiner Auszeichnung unfassbare 48 Jahre älter als Herr Merle. Ihr fragt Euch: Wie geht denn das bitte? Ganz einfach: Der damals 79-Jährige Kurt Meyer wurde im Januar 2001 für eine Reportage über Altherrenfußball von einem Fernsehteam zum Ü-40-Spiel zwischen Blau-Weiß Post Recklinghausen und dem FC Jungsiegfried Hillerheide begleitet. In der 38. Minute schlug er eiskalt zu und brachte seine Recklinghausener mit einem schönen Schlenzer in den Winkel mit 1:0 in Führung. Der Rest ist Geschichte.

Und Achtung, lieber Ingmar, solltest Du gewinnen, warten bei der Ziehung im Studio echte Stolperfallen auf Dich. Der jüngere Herr Rummenigge kann davon ein Liedchen singen, denn er sorgte im April 1985 für einen echten Skandal. Michael Rummenigge, der Torschütze des Monats, sollte aus der legendären Lostrommel den Sieger des Gewinnspiels ziehen, zog auch tatsächlich zwei Postkarten heraus – und schmiss sie nach kurzer Betrachtung gedankenverloren wieder hinein. Zehntausende potenzieller Sieger fühlten sich um ihren Gewinn geprellt. Nach der Sendung soll Michael seinen großen Bruder Karl-Heinz angerufen haben. Dass Telefonat begann angeblich mit den Worten: "Ich habe Mist gebaut..."

Die KSV-Kolumne von Christof Dörr
Die KSV-Kolumne von Christof Dörr

Statistisch gesehen hat Ingmar Merle übrigens sehr gute Chancen, dass sein Tor gewinnt, denn Distanzschüsse sind bisher am häufigsten zum Tor des Monats gewählt worden. Mit deutlichem Rückstand folgen Volleyschüsse und erst an dritter Stelle kommen Fallrückzieher. Also, liebe Löwenfans: Ab in dieses ominöse weltweite Netz und Ingmar wählen, Tor Nummer 2!

Am Samstag reist Herr Merle zusammen mit dem Rest der Löwenmeute nach Mainz, zur zweiten Mannschaft des FSV. Mit einem Sieg könnte der KSV nach Punkten an den Rheinland-Pfälzern vorbeiziehen. Ach was schreibe ich! Könnte, könnte …. WIRD! So! Und bitte, liebe Löwen, denkt dieses Mal daran: Sepp Herberger hat gelogen! Ein Spiel dauert manchmal halt doch 92 Minuten! Aber zur Beruhigung kann ich sagen: Der Ball ist tatsächlich noch immer rund.

Um unsere Mannschaft in die richtige Stimmung für das Spiel zu versetzen, möchte ich euch in guter alter Tradition auch am Ende dieser Kolumne um ein kleines aufmunterndes Liedchen für Tobis Löwenrudel bitten. Wie immer alle zusammen so schaurig, schön und laut, dass ganz Nordhessen uns hören kann: „Schalalalaaaaaaa, der KSV ist wieder da!“

Veröffentlicht: 15.04.2021

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 16.04.2024