Ein Jungbrunnen namens Cesar

OSC VELLMAR - KSV HESSEN
Not macht erfinderisch und schafft Raum für Experimente. Aus diesem Grund griff auch KSV-Trainer Bernd Sturm vor dem Oberliga-Derby in Vellmar in die Trickkiste.
Schönewolf und Keim verletzt, Tews krank - Personalnotstand in der Abwehr. Da sollte Routinier Slawomir Chalaskiewicz zum Retter in der Not werden. Doch als die Löwen zur Halbzeit auf Hauskätzchen-Format geschrumpft waren, sah die Zwischenbilanz des Experiments für die Gäste verheerend aus: der OSC hatte eindeutig dominiert, zwei Treffer vorgelegt und das konfuse Angriffsspiel der Kasseler im Keim erstickt. �Das waren doch Zufallstore.

Das lag nicht an mir�, verteidigte sich der später in seiner Spielmacherrolle wieder überzeugende Chala, der von Trainer Sturm Unterstützung erhielt: �Das Problem war nicht Chala, sondern Lakies�. Und in der Tat, erst als der OSC-Torjäger durch Markus Krause an die Kette gelegt wurde, war die größte Torgefahr für den KSV Hessen gebannt.

Den hatte Bernd Sturm durch Abänderung seines taktischen Konzepts bis zur Halbzeit schon auf Erfolgskurs getrimmt. Die frühe Hereinnahme des spielfreudigen Julio Cesar wirkte sich wie ein Jungbrunnen auf die müden Aktionen der Gäste aus.

Und weil plötzlich Daniel Beyer (�Ich hoffe, dass ich damit meine Anwartschaft auf einen Stammplatz unterstrichen habe�) als Vollstrecker und Vorbereiter zum 2:2 Gas gab, das Mittelfeldspiel der Löwen dank der Vorkämpfer Matthias Rudolph und Sebastian Busch auf Hochtouren lief, und der �Hase� Cesar seinen Bewachern zu drei blitzsauberen Kontertoren entwischte, landeten drei schon verloren geglaubte Punkte doch noch auf dem KSV-Konto.

�Wir haben heute einiges getan, damit der KSV wieder Selbstvertrauen tanken konnte�, stellte OSC-Trainer Ralph Kistner nach Spielschluss mit einem Schuss Sarkasmus fest. Seine so imponierend gestartete Mannschaft musste später dem hohen Anfangstempo sowie der taktischen Neuausrichtung und der Kampfbereitschaft des Kasseler Teams Tribut zollen. �Nach dem 3:2 ging bei uns nichts mehr�, gestand Lakies ein.

Und noch ein weiterer Grund war ausschlaggebend für den krassen Leistungsabfall des OSC nach der Pause. Das verletzungsbedingte Ausscheiden von Eugen Wagner und Armand Dellova hinterließ Lücken, die nicht gleichwertig geschlossen werden konnten. Kistner: �Wenn beide Spieler ausfallen, werde ich mich wohl vor dem nächsten Spiel bei den Altherren nach Ersatz umsehen müssen�.

Personalnotstand also auch beim OSC. Und damit Raum für neue Experimente.


SPIELER DES TAGES
<b>Julio Cesar</b>

Wehe, wenn er losgelassen! 25 Minuten schmorte Julio Cesar da Rosa am Samstag in Vellmar auf der Bank. Dann stand es 0:2, im KSV-Strafraum brannte es lichterloh, und Trainer Sturm schickte den flinken Brasilianer als Feuerwehr auf den Platz.

Und der 25-jährige Stürmer zeigte sich von seiner besten Seite. Antrittsschnell, einsatzfreudig und trickreich brachte er sofort den lahmenden KSV-Angriff auf Touren. Immer wieder stellte er die OSC-Abwehr vor Probleme, die diese zuletzt nicht mehr zu lösen vermochte, sodass Cesar mit einem Hattrick die Saisontore sechs bis acht erzielte.

Eine Serie, die ihm schon beim 8:1 über Aschaffenburg gelungen war, und die er mit den Worten quittierte: Heute wird mir das Bier schmecken.

<i>(Rolf Wiesemann/HNA-Sportredaktion, 08.11.2004)</i>

Veröffentlicht: 08.11.2004

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Datum des Ausdrucks: 19.04.2024