Die Selbstzerstörung droht

NACH ERNEUTER NIEDERLAGE
Der abstiegsbedrohte KSV Hessen steht vor einem Trümmerhaufen.
Vom Traum zum Albtraum. Schon vor Halbzeit der aktuellen Oberliga-Saison steht der KSV Hessen vor einem Trümmerhaufen aus zerbröselten Titelträumen, zerbrochenen Spitzenplatz-Illusionen und zerstörtem Selbstvertrauen. Der Glaube an die eigene Stärke ist futsch, das Resultat erschreckend. Der grausame 0:3-Kick gegen den Tabellenletzten SV Bernbach muss auch dem letzten Optimisten im Auestadion die Augen geöffnet haben. Diese blutleere, kopfscheue, bis auf die Knochen verunsicherte Löwen-Truppe ist drauf und dran, ihre Selbstzerstörung einzuleiten. Kopfschütteln und Ratlosigkeit wohin man nach dem Schlusspfiff dieser denkwürdigen Partie blickte. Fragen über Fragen - und keine Antworten. Warum ist der Vizemeister der Vorsaison unfähig, die biederen Balltreter aus Bernbach in Schach zu halten? Warum leistet sich Torhüter Zeljko seit dem Schwalmstadt-Spiel sein provokantes Privatduell mit den Fans? Warum trifft der Torschützenkönig Bauer selbst in den aussichtsreichsten Situationen nicht mehr ins Tor? "Wenn mir einer das Patentrezept nennen kann, ich würde ihm mein Monatsgehalt geben", erklärte der frustierte Thorsten Bauer nach dem erneuten Debakel. "Bei uns stimmt es überall nicht mehr. Wir stehen hinten schlecht zum Mann, verlieren im Mittelfeld zu viele Bälle und können uns vorne nicht durchsetzen." Das Fazit des gefrusteten Stürmers ist gleichzeitig der spielerische Offenbarungseid. Auch für Neu-Trainer Bernd Sturm, dem es bisher nicht gelungen ist, seine Mannschaft aus dem Leistungstief zu führen. Auch den Coach scheint angesichts des bemitleidenswerten Zustands seiner Truppe der Mut zu verlassen. Sonst hätte er zur Pause - beim Stande von 0:2 - , als Abwehrchef Thorsten Schönewolf wegen einer Zerrung passen musste, eigentlich zum Generalangriff blasen müssen. Doch anstatt neben Jörg Odensaß noch einen weiteren Angreifer auf das Spielfeld zu schicken, übernahm Sven Teichmann den verwaisten Abwehrposten. Das 0:3 war das Ende vom Klagelied, das Trainer Sturm einen ziemlich dicken Hals bescherte. "Jetzt", so der Coach, müsse er eine Mannschaft präsentieren, die engagierter zu Werke geht, die Ärmel aufkrempelt, "denn für uns hat der Abstiegskampf begonnen." Und gerade diese Tatsache bereitet KSV-Vorstandsmitglied Jochen Gabriel Magenschmerzen, denn diese Situation kennt die Mannschaft doch gar nicht. Das stimmt, aber jetzt wird sie sie kennen lernen.


<i>Von Rolf Wiesemann,

HNA-Sportredaktion, 25.10.04</i>

Veröffentlicht: 25.10.2004

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Datum des Ausdrucks: 20.04.2024