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von Jan » 22. Aug 2004, 11:46
"Ich sehe die Oberliga nicht als Abstieg"
Einst galt Patrick Falk als eines der größten Fußball-Talente in Deutschland. Den Durchbruch hat der inzwischen 24 Jahre alte offensive Mittelfeldspieler jedoch weder bei Eintracht Frankfurt noch bei Bayer Leverkusen, Eintracht Braunschweig, Rot-Weiß Oberhausen oder Kickers Offenbach geschafft. Nun tritt Falk beim Oberligisten Buchonia Flieden gegen den Ball, heute soll er im Heimspiel gegen den SV Erzhausen sein Debüt geben. Im Interview verrät Falk, warum er in die vierte Liga gegangen ist und wie er sich seine Zukunft vorstellt.
Frankfurter Rundschau: Herr Falk, was war für Sie der Grund, nach Flieden zu wechseln?
Patrick Falk: Der erste Grund war, dass ich in der Nähe meines Zuhauses Fußball spielen wollte, weil meine Tochter Michelle jetzt in den Kindergarten kommt. Da ist es nicht gut, wenn man ständig umziehen muss. Außerdem ausschlaggebend war, wie sich Trainer Jörg Meinhardt um mich bemüht hat. Darüber hinaus hat Flieden hier in der Gegend einen Super-Ruf.
Sie haben bisher stets in der ersten, zweiten oder der Regionalliga gespielt. Bedeutet ein Wechsel in die Oberliga einen Abstieg für Sie?
Nein, ich sehe die Oberliga eigentlich nicht als Abstieg. Für mich ist entscheidend, dass ich mal eine Saison durchspielen kann. Und dann werden wir sehen, was herauskommt.
Wollten Sie unbedingt wieder nach Hause, oder wären Sie auch noch einmal woanders hin gewechselt?
Es wäre darauf angekommen, wohin. Ich wäre gerne ins Ausland gegangen, das hat aber leider nicht geklappt (es gab Gespräche mit dem spanischen Zweitligisten UD Levante, Anm. d. Red.). In Deutschland wollte ich allerdings nirgend woanders mehr hin als hier in die Gegend.
Viele sehen sich jetzt bestätigt, die schon immer gesagt haben: Aus dem Falk wird nichts. Haben diese Skeptiker Recht?
Die Skeptiker müssen mal sehen, wo sie selbst gespielt haben. Wenn einer wie Charly Körbel (Ex-Eintracht-Profi und Bundesliga-Rekordspieler, Anm. d. Red.) das sagen würde, dann hätte er Recht. Wenn mir aber einer etwas erzählen will, der Bezirksliga gespielt hat, den sehe ich nicht als Skeptiker.
Würden Sie denn trotzdem sagen, dass Sie in Ihrer bisherigen Karriere irgendetwas versäumt haben?
Ja. Es hat an mir gelegen, dass ich in den Momenten, als es darum ging, einen Sprung zu machen, den Sprung nicht gemacht habe. Damals bei Eintracht Frankfurt unter Trainer Felix Magath (in der Saison 2000/2001, Anm. d. Red.) hätte ich mich beispielsweise durchbeißen müssen. Diesen Vorwurf mache ich mir.
Mit 24 Jahren sind Sie noch ein junger Spieler. Haben Sie den Profifußball abgehakt?
Nein, abgehakt habe ich ihn noch nicht. Aber in Deutschland wird es ganz schwer für mich.
Warum?
Wenn ich die Bundesligamannschaften hier durchschaue, dann muss man mindestens 1,90 Meter groß sein, damit man auf die Bank kommt. Ich probiere es nochmal zu schaffen, wenn es klappt, ist es gut, wenn nicht, dann habe ich Pech gehabt. Aber die Hoffnung, dass ich in ein oder zwei Jahren noch mal Bundesliga spiele, die habe ich nicht.
Ist das Ausland für Sie denn ein Thema?
Ins Ausland würde ich sofort gehen. Egal wohin. Darin besteht nämlich der Unterschied zu Deutschland. Dort wird geguckt: Wer kann am besten kicken, und der spielt. Das hat man ja bei der EM gesehen. Ich bin eben einer, der versucht, Situationen fußballerisch zu regeln. Defensiv bin ich halt nicht der Stärkste. In Deutschland heißt es dann immer, der arbeitet nicht nach hinten. Und wenn dein Name erst mal durch ist, dann ist es vorbei.
Nun also Flieden. Was erwarten Sie von der Saison und Ihrer neuen Mannschaft?
Ich möchte mal durchspielen und so viele Spiele wie möglich gewinnen. Außerdem gehe ich davon aus, dass Sascha Gies (Torjäger von Buchonia Flieden, Anm. d. Red.) und ich voneinander profitieren können.
Befürchten Sie, dass die Oberligaspieler einen wie Sie besonders hart rannehmen werden?
Damit muss ich rechnen, aber das war in der Regionalliga oder Bundesliga nicht anders. Ich gehe nicht blauäugig in die Saison, gemäß dem Motto: Ich mache hier den Affen, und die lassen mich gewähren.
Interview: Andreas Hunzinger