Wen interessieren denn schon Fakten, so es denn Fakten sind?! Der Blick durch meine Vereinsbrille zeigt mir ein Häusle irgendwo ein Baden-Württemberg. In diesem Häusle sitzen ein etwas verhuschter Trainer, der frappierende Ähnlichkeit mit Ralle Rangnick hat - der übrigens mal kurz für Aspach aktiv war -, ein angegrauter Mittfünfziger mit einem dicken Portemonnaie und ein findiger Manager. Der Trainer hat die famose Idee, die C-Ware der exzellenten Nachwuchsarbeit der regionalen Profi-Clubs in einigen kleineren, möglichst unvorbelasteten Teams aus der Nachbarschaft zu verwerten, denn der Ausschuss ist immer noch besser als viele andere Spieler auf dem Markt. Der Angegraute findet die Idee famos, stattet unter verschiedenen Namen jedes Jahr einen anderen bis dato bedeutungslosen Club mit einer umfassenden Anschubfinanzierung aus, und das Manager-Wiesel zückt das Telefon und lockt die jungen Wilden, die nicht gut genug für die A-Mannschaften waren, mit Aufstiegsperspektive und Fünfjahresplan auf die Dörfer.
Dort geschieht regelmäßig das Wunder: Die zumeist drittliga-tauglichen Nachwuchskicker schlagen mit sehenswertem Fußball und ein paar Kniffen aus ihrer Ausbildung (Schwalben, Schwalben, und, äh, Schwalben) die bierbäuchigen Mittvierziger aus den umliegenden Käffern, steigen auf, steigen wieder auf, und - steigen wieder auf. Zack-bumm, vierte Liga.
Und jetzt? Kann man auch schon mal B-Ware auf's Dorf locken, mit der man dann zunächst mal "den Klassenerhalt schaffen und sich dann mittelfristig etablieren" will. "Mittelfristig" heißt: So ab dem zwanzigsten Spieltag der Aufstiegssaison. Da steht man nämlich völlig überraschend auf Platz Vier, hat Tuchfühlung zur Tabellenspitze. Also wird mit der ganz unerwarteten Perspektive in der Winterpause nachgebessert, vielleicht geht da ja noch was.
Und siehe da: Ende Mai können's alle Beteiligten kaum glauben! Ein Wunder wird herbeigeschrieben, doch außerhalb des eigenen Landkreises will es kein Schwein glauben. Sei's drum, die Fakten sprechen für sich, die kleine TSG 1899 v.Chr. Großheidenaspachheim spielt in der kommenden Saison dritte Liga. Und dort will man selbstredend erst einmal den Klassenerhalt schaffen, um sich dann...
Und in ihrem Häusle sitzen der Trainer, der Angegraute und der Manager und lachen sich ins Fäustchen, haben sie doch wieder einen Dorfclub in den Profifußball geführt. Noch wähnen sie sich in Sicherheit, noch halten sie die Marionetten im Präsidium und auf der Trainerbank "ihrer" Vereine für einen besseren Bluff als das trojanische Pferd, aber sie ahnen nicht, dass man ihr Spiel im minimal rückständigen Zonenrandgebiet schon längst durchschaut hat...! MUAHAHAHAHAHAHAHA!!!!!!
