Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

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kirchditmolder
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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von kirchditmolder » 21. Apr 2009, 23:43

DFB und Vereine müssen sich dringend Gedanken darüber machen, ob die jetzigen Statuten zu Stadionverboten nicht viel mehr Schaden anrichten, als sie zu sichereren Spieltagen beitragen:

Bekanntlich reicht ja grundsätzlich bereits ein Ermittlungsverfahren wegen eines Anfangsverdachts der aufgezählten Straftaten für ein bundesweites Stadionverbot aus. Ein Anfangsverdacht ist nicht besonders viel, eine konkrete Möglichkeit, nicht mal besonders wahrscheinlich, so genau weiß das keiner. Und wie schnell ein Ermittlungsverfahren tatsächlich eingeleitet wird, weiß man. Dagegen kann man sich nicht mal wehren. Es geht hier übrigens nicht mal nur um besonders schwerwiegende Delikte.

Die Folge ist ein Stadionverbot, regelmäßig 3 Jahre. Kein vorläufiges, wohlgemerkt. Und das trifft Leute, die keine verurteilten Straftäter sind, sondern eben bloß Beschuldigte in einem Ermittlungsverfahren. Das hat nun nichts direkt mit der Unschuldsvermutung zutun, die gilt im Strafverfahren (hoffentlich) auch noch länger. Die Vereine sind daran nicht gebunden und können theoretisch reinlassen, wen sie wollen. Nur muss man so eine Regelung trotzdem nicht gut finden! Sie ist von der Dauer her in vielen Fällen unangemessen lang. Und dass es sehr häufig die Falschen trifft, ist nun auch kein Geheimnis.

Was mich aber ehrlich gesagt richtig aufregt, ist, dass sich das Stadionverbot im Normalfall nicht mit Abschluss des Ermittlungsverfahren erledigt. Das geht nämlich nur dann, wenn im Ermittlungsverfahren die Unschuld ausdrücklich festgestellt (!) wird. Das gibt es selbst vor Gericht höchst selten, erst recht nicht im Ermittlungsverfahren. Und dann kommt es eben häufig vor, dass das Ermittlungsverfahren mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt wird, das Stadionverbot aber bestehen bleibt. Eben weil die Unschuld nicht ausdrücklich festgestellt worden ist (von wem und wie auch?). Das finde ich zum Kotzen. Hausrecht und Verbandspolitik hin oder her: Wer in in einer Diskothek Hausverbot hat oder nicht mehr in den Zoo darf, dem wird das nach kurzer Zeit ziemlich bumsegal sein. Drei Jahre von seinem Klub ausgesperrt zu sein, ist etwas ganz anderes. Das hat auch nichts mehr mit Abschreckung zutun, sondern kriminalisiert eine ganze Szene und macht eine sinnvolle Verständigung zwischen Fans/Ultras und Vereinen oft unmöglich. Dass der DFB nicht der Staat ist, sollte ihn nicht länger daran hindern, wenigstens mal ein bisschen Rechtsstaat zu spielen.

RWG

Entenmann
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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von Entenmann » 22. Apr 2009, 09:41

Was mir an dieser ganzen Diskussion missfällt: Rechtsstaat, Kampf gegen Polizeiwillkür, Unschuldsvermutung, etc. - das hört sich für mich schon sehr politisch an. Und nun die ketzerische Frage:

Wo zur Hölle sind die Leute, die sonst immer das Maul aufreißen und "POLITIK GEHÖRT NICHT INS STADION!!!" schreien?

Ach ja, richtig - sie sind diesmal die Betroffenen!

Und sie haben in der Sache meines Erachtens auch Recht, keine Frage.

Dennoch bleibt für mich ein ganz, ganz fader Beigeschmack, wenn bei einem gemeinsamen Bekenntnis zum Antirassismus - immerhin ebenfalls ein Grundpfeiler der Demokratie, siehe GG, Art. 3, Abs. 3! - immer rumgedruckst oder sich sogar dagegen ausgsprochen wird (siehe oben, das Mantra "Politik gehört nicht ins Stadion"), nur weil ja nichts vorgefallen ist oder man selbst glücklicher Weise nicht betroffen ist, dann aber ein Riesenfass aufgemacht wird, wenn man in seinem Freiheitsrechten eingeschränkt wird.
Ich will nicht unterstellen, dass da insgeheim eine Gesinnung zum Ausdruck kommt, aber in eurem Verhalten, liebe Ultràs, fehlt mir ganz eindeutig eine klare Linie. Da ist Politik ein Tabu, hier wird's plötzlich politisch. Heuchelei...?!?

Psyros
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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von Psyros » 22. Apr 2009, 12:41

[/quote]
Bei dem was Du schreibst könnte man der Meinung sein Du wärst der, welcher den Artikel in die HNA gesetzt hat.
Keine Ahnung und eine pauschale Meinung hier rein schreiben. Wer stört denn wann regelmäßig den tollen Fussballsamstag im Auestadion?
[/quote]

Die "Fußballfans", die nach dem Spiel das suchen was keiner braucht: "Randale" !

Warum ist bei keiner anderen Sportart so viel Polizei notwendig, damit sich Menschen bei einer Sportveranstaltung nicht Tod schlagen ????

- Gewalt gehört nicht ins und ums Stadion -

Übrigens lese ich keine HNA, ist mir zu politisch und zu teuer für die
Gegenleistung "Stück veraltetes Papier" !

Gruß
Psyros

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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von Wolle/KS » 22. Apr 2009, 14:43

Hier mal ein Gespräch im Extra Tip mit FB Lämmi


http://www.extratip.de/index.php?&task= ... l_id=28774

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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von kasselerl-öwe » 22. Apr 2009, 17:25

Stadionverbote für den DFB und die polizei!!!

KarlHammer
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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von KarlHammer » 22. Apr 2009, 17:59

kasselerl-öwe hat geschrieben:Stadionverbote für den DFB und die polizei!!!
Danke für diesen geistreichen Kommentar!
Zivischlacke hat geschrieben:Was mir an dieser ganzen Diskussion missfällt: Rechtsstaat, Kampf gegen Polizeiwillkür, Unschuldsvermutung, etc. - das hört sich für mich schon sehr politisch an. Und nun die ketzerische Frage:

Wo zur Hölle sind die Leute, die sonst immer das Maul aufreißen und "POLITIK GEHÖRT NICHT INS STADION!!!" schreien?

Ach ja, richtig - sie sind diesmal die Betroffenen!

Und sie haben in der Sache meines Erachtens auch Recht, keine Frage.

Dennoch bleibt für mich ein ganz, ganz fader Beigeschmack, wenn bei einem gemeinsamen Bekenntnis zum Antirassismus - immerhin ebenfalls ein Grundpfeiler der Demokratie, siehe GG, Art. 3, Abs. 3! - immer rumgedruckst oder sich sogar dagegen ausgsprochen wird (siehe oben, das Mantra "Politik gehört nicht ins Stadion"), nur weil ja nichts vorgefallen ist oder man selbst glücklicher Weise nicht betroffen ist, dann aber ein Riesenfass aufgemacht wird, wenn man in seinem Freiheitsrechten eingeschränkt wird.
Ich will nicht unterstellen, dass da insgeheim eine Gesinnung zum Ausdruck kommt, aber in eurem Verhalten, liebe Ultràs, fehlt mir ganz eindeutig eine klare Linie. Da ist Politik ein Tabu, hier wird's plötzlich politisch. Heuchelei...?!?
In diesem Thread hat sich doch bisher keiner der Ultras in irgendeiner Form geäußert. Also nicht gleich die Pferde scheu machen. Die Ultras sprechen eben Themen an, welche die Fußballfans direkt betreffen. Rassismus ist da (zumindest in meinen Augen) kein so akutes Problem mehr. Früher war das mal anders. Heute wirst du doch in 99,9% der deutschen Stadien kein U-Bahn Lied oder ähnliche Entgleisungen mehr hören. Nun stehen bei den meisten Fanszenen (ausgenommen Pauli und Konsorten) eben andere Dinge im Vordergrund. Ich glaube, dass sich keiner der Ultras für U-Bahn Lieder (um mal bei diesem Beispiel zu bleiben) auch nur im Geringsten begeistern könnte :wink:
Aber das schweift wohl doch zu sehr ab.

Vordergründig geht es hier um die ausgesprochenen Stadionverbote. Schade, dass die Meisten hier so vorschnell urteilen. Für mich gilt da ganz klar: in dubito pro reo! So lange, wie nichts bewiesen ist, dürfen auch keine Strafen ausgesprochen werden. Der DFB muss hier seine Regelung überdenken. Wer verurteilt wird, gehört bestraft - ganz klar! Allerdings habe ich überhaupt kein Verständnis für Strafen die anscheinend nach dem Prinzip der Willkür ausgesprochen werden können (was kein Einzelfall ist). Ich erinnere mich noch gut an einen Fußballfan, der (in Wolfsburg war es, glaube ich) ein 3-Jähriges Stadionverbot für das Verkleben eines Aufklebers im Gästeblock bekommen hat. Ein Ceranfeldschaber (oder Ähnliches) hätte es hier wohl auch getan.

P.S.: Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich halte auch überhaupt nichts von Rassismus - weder im Stadion, noch an irgendeinem anderen Platz auf dieser Welt.

In diesem Sinne....

RWG
KarlHammer
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martin27
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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von martin27 » 23. Apr 2009, 08:23

Hier ist auch mal wieder ein tolles beispiel für absolut deeskalierende Polizeiwillkür ähm meinte natürlich Polizeiarbeit :wink:

http://www.youtube.com/watch?v=yuiuFguQu6Q

Ich finde das sollte die jenigen unter euch die sagen: Jemandem der sich normal verhält kann nichts passieren, mal nen bißchen zum Nachdenken anregen. Ich bin fest überzeugt das dies nicht nur einen Einzelfall darstellt. :evil: :evil:

Psyros
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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von Psyros » 23. Apr 2009, 13:38

@ Martin27

Warst Du dort? Was hat uns der Film gezeigt? War es wirklich so wie es da stand? Wurde jemand nur verprügelt weil er eine Kamera in der Hand hatte? Nein, ich glaube so weit sind wir nicht und dort wird nur ein bisschen Frust abgelassen.
Da wurden u.a. ein Verpflegungswagen der Polizei als Überwachungswagen bezeichnet, das regt mich zum denken an, Dich nicht?

Warum sucht Ihr sofort eine andere Plattform um Euer Verhalten zu entschuldigen? Warum gibt es Gewalt beim Fußball?

Jetzt sag Bitte nicht, weil die Polizei da ist, dieses Ausrede gilt nachweislich
seit den Unruhen der 68 Bewegung nicht mehr.

Warum gibt es beim Fußball eine Hooligan Szene? Was spricht dagegen sich ein Spiel anzuschauen und dann nach Hause zu gehen, ohne Absperrgitter auf Ordnungskräfte jeglicher Art zu werfen, andere Fanbusse mit Pyro's zu gefährden und anderen Mist zu machen? Es treffen sich leider nicht immer die richtigen und so müssen auch "normale" Menschen auf ihrem Weg nach Hause aufpassen, um nicht zwischen die Fronten zu geraten.

Gewalt muss aus dem Stadion und dem Umfeld verschwinden, wer es trotzdem braucht, hat kein Recht sich über Stadionverbote zu beschweren.

Grüße
Psyros

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