So, heute nun mein letzter "Oberliga-Auswärts-Bericht" ... hoffentlich für immer. Da die Daheimgebliebenen das Spiel wohl alle im Fernsehen verfolgt haben dürften, beschränke ich mich auch die Dinge, die man nicht im Fernsehen sehen konnte.
Mieses Wetter - miese Fahrt. Dauernd Baustellen und kilometerlange Geschwindigkeiten kurz vor Stau-Niveau. Dann endlich, gegen 12:15 Uhr betrat ich als erster Fan den für uns reservierten Südkurvenbereich. Es war windig und kühl, immer wieder mit Nieselregen durchsetzt.
Leibesvisitation am Eingang, 3 blaue Dixie-Klos und ein Kameraturm vom hr - mehr schmückte zu dieser Zeit nicht unseren Bereich. Ich konnte in aller Ruhe die Atmosphäre in mich aufsaugen und zusehen, wie alles Schritt für Schritt entstand. Hätte ich etwas Kulinarisches gewollt, hätte ich fast 200 Meter laufen müssen. Ein weißer Pavillion außerhalb der Südkurve im abgegrenzten Eingangsbereich sollte die Löwen-Fans versorgen. Unglaublich, was dadurch an Umsatzmöglichkeiten verschenkt wurde. Diese Form der Bewirtung kam fast einem Alkoholverbot gleich ...
Dann die ersten Fans vom KSV. Auf der abgetrennten Gegengeraden hockten eine handvoll Frankfurter hinter ihrer "Senseless Crew" Zaunfahne. Besser wäre wohl die Bezeichnung "Hirnless Crew" gewesen, wie sich später noch zeigen sollte ...
13 Uhr und entfernt beginnt es "KSV ... KSV" zu schallen ... von dumpfem, archaischen Getrommel begleitet ... Die Sonderzugreisenden treffen langsam ein. Der KSV-Block füllt sich nun rasch und kontinuierlich. Immer wieder Gesang und Anfeuerungsrufe. Der Rest des Stadions ist zu diesem Zeitpunkt immernoch fast leer.
Gegen 14 Uhr brandet heftiger Applaus auf ... der Spielerbus des KSV fährt auf das Stadiongelände. Nun verstärkt sich auch der Zulauf in die anderen Stadionbereiche. Die ersten Spieler der Löwen betreten den Rasen und machen sich ein Bild vom Austragungsort und sie erblicken eine wahrhaft merkwürdige Kulisse: 3 Viertel des Stadions eher geisterhaft-spärlich gefüllt und 1 Viertel feiernd und jubelnd gut gefüllt. Zu diesem Zeitpunkt hätte man ohne weiteres auf die Idee kommen können, daß es besser gewesen wäre 1 Viertel für den FSV zu reservieren und den Rest des Stadions für uns ... den KSV Hessen Kassel.
15 Uhr. Kurz vor Spielbeginn. Etwa 3500 Löwen-Fans verteilen sich auf eine gutgefüllte Südkurve und die Hälfte der Sitztribühne. Etwa nocheinmal genausoviele Zuschauer bevölkern den Rest des Stadions. Darunter auf der Gegengeraden vielleicht 200 aktive FSV-Supporter und nocheinmal genausoviele Klatschwillige auf der Sitztribühne.
Und dann sah ich sie rennen. Etwa 15 schwarz gekleidete "FSV-Fans" (... sie standen jedenfalls danach Mitte Gegengerade) rannten von der Nordkurve über den Gegengeradenbereich Richtung KSV-Block. Kurz vor dem Block betraten sie durch ein Fluchttor den Innenbreich und machten sich sofort an einer unserer Zaunfahnen zu schaffen.Offensichtlich galt das Innenraumverbot nur für die Kasseler Fans ...
Wie dem auch sei, konnten die zahlreichen vor unserem Block platzierten KSV-Ordner den Fahnenklau gerade noch so verhindern und drängten die vermummten Idioten zurück in den Gegegeradenbereich. Natürlich waren im KSV-Block ob dieser dämlichen Provokation etliche Fans im Bereich der Abtrennung Südkurve/Gegengerade sehr aufgebracht. Es flogen ein paar Becher Gerstensaft während die Aushilfs-Hools immer schön weiter provozierten. Nach ein paar Minuten marschierte dann schließlich die grüne Staatsgewalt in den Löwen-Block(!!) ein, während man die Vermummten noch ein paar Minütchen gewähren ließ ... bis sie dann auch in den Mittelbereich der Gegengerade zurückgedrängt wurden. Fortan gab es dann zwischen den beiden Bereichen einen "grünen Puffer".
Als Verfehlung unserer Seite kann man vielleicht den "Fast-Abriss" eines Zaunsegments bezeichen. Ein paar Unverbesserliche klammerten sich dran und es gab nach. Konnte aber später mit ein paar "Kunststoff-Handschellen" geflickt werden.
In Sachen Stimmung folgte dann ein Heimspiel. Wir haben alle gute Stimmung gemacht und auch die ruhigeren, zu denen auch ich mich zähle, schrien und klatschten heute was Stimme und Hände hergaben. Erwähnenswert auch unsere Hälte der Sitztribühne, die auch famos unterstützt hat.
Richtig gut war das Spiel nie. Dafür waren beide Mannschaften auch zu sehr darauf konzentriert bereits das Aufbauspiel des Gegners frühzeitig zu stören. Die erste Halbzeit würde ich insgesamt als ausgeglichen bezeichnen. Die zweite Halbzeit wurde deutlich von den Frankfurtern dominiert, allerdings fanden die entweder in unserer prächtig aufspielenden Hintermannschaft oder spätestens im glänzend agierenden Olli Adler ihre Meister.
Trotzdem war der vom FSV aufgebaute Druck unglaublich. Sie versuchten wirklich alles um nach der KSV-Führung noch das Ruder herumzureißen. Diese letzte halbe Stunde war ein unlaublicher Nervenkampf. Für mich war das eine der "längsten" halben Stunden meines Lebens. In einer grandiosen Abwehrschlacht, allerdings auch mit wenig spielerischer Linie, wurde das herbeigesehnte Ziel erreicht:
Abpfiff - Meisterschaft - Aufstieg!
Grenzenlose Jubelszenen auf dem Rasen und im "Käfig". Schön, daß noch ein paar Spieler, allen voran Olliver Adler, den Weg in den Block fanden und sich dort hautnah feiern ließen.
Überhaupt war es schön anzusehen, wie Spieler, Trainer und Vorstand, immer wieder den Kontakt zur Südkurve suchten.
Ich denke beide Seiten wissen, was sie aneinander haben ...

... und das haben sie heute sehr deutlich gezeigt!
Tolle Atmosphäre, Tolle Fans, Tolle Mannschaft, Toller Trainer, Toller Vorstand, Toller Sieg und verdiente Meisterschaft!
Gratulation an alle Beteiligten! Auf eine Neues, gegen neue Gegner in einer neuen Liga!
Glückliche Grüße von Ecki
