Der SC Waldgirmes zeigt beim 3:1 in Kassel Konditionsstärke und Willenskraft
Willi Wagner ein Vater des Sieges
12.09.2005
Von Thomas Hain
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Nur einen langen Steilpass von der Heimstätte der Huskies entfernt, nahm Frank Kirch eine kleine Anleihe beim Eishockey. "Das kann der Befreiungsschlag gewesen sein", atmete der Sportliche Leiter des Fußball-Oberligisten SC Waldgirmes nach dem 3:1 (1:0)-Sieg beim ambitionierten KSV Hessen Kassel erst einmal tief durch. Derweil feierten Mannschaft und Trainer der Lahnauer auf dem Rasen des Auestadions den langersehnten ersten Saisonerfolg tanzend und singend.
"Dieses Spiel und dieses Ergebnis gibt uns hoffentlich den richtigen Schub für den Rest der Runde", richtete der wieder einmal überragende Torwart und Kapitän Jörg Kässmann nach den starken 90 Minuten beim ehemaligen Zweitligisten den Blick sofort nach vorn. Nach sieben sieglosen Auftritten erinnerte der vom Tabellenende auf den vorletzten Platz verbesserte SCW am Samstag endlich wieder an die teilweise famosen Vorstellungen der vergangenen Saison.
"Wir haben heute bewiesen, dass wir zu Unrecht hinten stehen und auch endlich das Glück gehabt, das uns zuletzt gefehlt hatte", formulierte es Steven Hassler. Was auch für den Stürmer ganz persönlich zutraf. Der "Chancentod" der letzten Spiele avancierte auf der Baustelle Auestadion - die gesamte Gegentribüne ist derzeit gesperrt - vor 1450 Zuschauern zum Wegbereiter aller drei Tore. Der frühen Führung durch einen von Gino Parson direkt verwandelten Freistoß (7. Minute) war ein von Hassler gewonnener Zweikampf gegen Thorsten Schönewolf, der für seine Notbremse nur die gelbe statt der fälligen roten Karte sah, vorausgegangen.
Beim 2:0 durch Kai Frenz (47.) und dem entscheidenden 3:1 (82.) durch den eingewechselten Fabio Eidelwein hatte der Geschäftsstellenmitarbeiter des Handball-Bundesligisten HSG Wetzlar jeweils prächtig aufgelegt. "Unser Konzept, hinten kompakt zu stehen und vorn über Konter zu Toren zu kommen, ist prächtig aufgegangen", freute sich Trainer Thorsten Krick, der lediglich nach dem 1:2-Anschlusstreffer des KSV Hessen durch einen von Abwehrspieler Christoph Keim (48.) direkt verwandelten Freistoß von der Strafraumlinie um den hochverdienten Erfolg zittern musste. Ansonsten sei seine Mannschaft bestens mit den vermeintlichen Stärken der Gastgeber zurecht gekommen, erklärte der auch im dritten Oberligaspiel als verantwortlicher Mann auf der Bank ungeschlagene Nachfolger von Willi Wagner nicht ohne Stolz.
"Alles, was der Waldgirmeser Kollege von meiner Mannschaft erwartet hatte, ist die heute schuldig geblieben", sagte KSV-Coach Matthias Hamann mit einem Unterton von Resignation. Nach acht Spieltagen ist die Elf des Bruders von Nationalspieler Dietmar Hamann praktisch schon wieder aus dem Titelrennen ausgeschieden.
Beim Vorjahresdritten aus der Lahnaue zeigt die Tendenz dagegen nach dem Fehlstart eindeutig nach oben. "Wir haben von Anfang an an unsere Chance geglaubt", betonte Torschütze Eidelwein. Dem Selbstbewusstsein der Rot-Schwarzen hatte die jüngste schwarze Serie offenbar nichts anhaben können.
"Es war noch lange nicht alles perfekt, aber einer hat dem anderen geholfen. Das hat uns stark gemacht", verriet Keeper Kässmann ein Geheimnis des ersten Erfolges.
Kai Frenz half besonders viel mit. Im Mittelfeld hielt er Kassels bislang erfolgreichsten Torschützen Marc Arnold prächtig in Schach und traf vorn noch selbst zur 2:0-Führung. "Das habe ich ganz gut hinbekommen", freute sich der Lehrer auf dem Weg in die Kabine ganz bescheiden über seine rundherum gelungene Vorstellung.
"Wir haben heute bewiesen, dass wir hundertprozentig fit sind", resümierte Libero Markus Bloß nach dem Waldgirmeser Triumph der Konditionsstärke und Willenskraft bei drückender Schwüle. Und der sichtlich erleichtert wirkende Abwehrchef ("diese drei Punkte haben wir dringend gebraucht") vergaß in seiner Freude auch den vor zwei Wochen entlassenen Erfolgstrainer der vergangenen Saison nicht: "Jetzt zahlt sich die konsequente Saisonvorbereitung von Willi Wagner aus."