Beitrag
von Gonzo » 8. Mai 2012, 12:21
Erinnerungen... es sind so viele, dass sie unmöglich aufzuzählen sind. Das Tor gegen den FSV war der Wahnsinn. Ein Erlebnis, so unbeschreiblich, so geil, so unglaublich, nimmt man den ganzen Saisonverlauf hinzu ganz sicher das schönste Erlebnis, dass ich jemals im Zusammenhang mit Fußball geschenkt bekam und unter allen schönen Erlebnissen meines Lebens auch locker unter den Top 5. Ich stand mit tausenden Löwen am Hang, es kribbelte bereits 48 Minuten heftig, als dann plötzlich der weiße Brasilianer Bauer in den Strafraum eingedrungen war, ein paar Frankfurter aussteigen ließ und ein Tor erzielte, welches für mich der Anfang einer brutalstmöglichen Folter war. Es galt noch rund eine dreiviertel Stunde zu überstehen. Ich hatte Angst! Ich wurde blass, ich hielt es kaum aus. Neben mir stand dann ein Frankfurter, dessen Herz der Eintracht gehörte und auch ihm blieb meine Verfassung nicht verborgen. "Geht's? Soll ich Dir ein Wasser oder eine Cola holen?" Er wusste ganz genau, wie ich mich fühlte. Ich verneinte dankbar. Dann die Nachspielzeit, die Ecken, die Hölle. Und plötzlich, nach gefühlten 8 Stunden: Abpfiff! Aufstieg! Das Gefühl, das ich bekam, erinnert mich noch heute an Aussage mit anderem Zusammenhang aus Trainspotting: "Nimm den besten Orgasmus, den du je hattest. Multiplizier ihn mal tausend und du bist noch nicht mal nah dran." Ein Wunder, dass mir das Adrenalin und Dopamin, das mein Körper just ausschüttete, nicht aus Ohren, Mund und Nase lief. Auf dem Rückweg riefen wir ahnungslosen Frankfurtern zu: "Wir sind in der Stecktabelle und ihr nicht!" Ich würde alles dafür geben, dieses Gefühl noch einmal zu haben. Es überhaupt gehabt zu haben ist zu beträchtlichen Anteilen Tottis verdienst! Und dafür werde ich ihm immer dankbar sein.
Eine andere ewige Erinnerung ist natürlich der Taschentuchjubel. Auch, wenn danach einiges daneben ging und er von vielen dafür kritisiert wurde: Es war einfach geil!
Dann sind da noch viele, viele Kleinigkeiten. Sah man Totti Richtung Eckfahne traben, wusste man: Er wird ausgewechselt. Irgendwie zelebrierte er dieses Zeitspiel unglaublich cool.
Wenigstens läuft er heute freiwillig durch die Aue. Die Art, wie er gegangen wurde, diese undankbare, unwürdige, widerliche und unanständige Aktion, von Dilettanten und Ahnungslosen initiiert, gehört auch zur Geschichte Thorsten Bauers. Und im Nachhinein weiß man: Totti hätte uns auch in dieser Saison weitergeholfen. Besser als ein Damm oder Hajdarovic wäre er allemal gewesen, schon allein, weil Engagement manchmal Talent schlägt. Eben kein abgehalfterter Stürmer. Ich werde ihn vermissen, denn erst heute Abend wird richtig und richtig schmerzhaft klar, dass er sich nie wieder die Schuhe für den KSV schnüren wird. Es ist die letzte Vorstellung eines Großen. Des Größten? Vermutlich. Wer so lange treu ist, den KSV so gelebt hat, so viele Tore (darunter das wichtigste Tor nach der Neugründung) geschossen hat, wer aus dem Löwenrudel derart herausragt (ohne die Leistung anderer damit schmälern zu wollen), ist der wichtigste Spieler, den der KSV nach der Neugründung hat auflaufen lassen.
Totti, ich verneige mich vor Dir und hoffe, eines Tages wirst Du den KSV in anderer Position ein weiteres mal erfolgreich, ehrlich und voller Herzblut anführen. Thorsten Bauer Fußballgott!
When the going gets weird, the weird turn pro. It never got weird enough for me.
Hunter S. Thompson
VIVA MADIBA! VIVA MANDELA!