Stellungnahme des Fan-Vereins Nordkurve Kassel E.V. zu den Ereignissen rund um das Bamberg Spiel
Der Kasseler Fan-Dachverband Nordkurve Kassel E.V. kritisiert die immer stärker zunehmende Kriminalisierung von Fußballfans und ruft die Polizei zur Wahrung der Verhältnismäßigkeit auf. Es kann nicht sein, dass wegen Sachbeschädigungen und/oder Straftaten einzelner Fans sämtliche Fans unter Generalverdacht gestellt werden. Wir fordern daher die zuständigen Behörden auf, unverzüglich sämtliche Verfahren fallen zu lassen, wo nicht ein begründeter Verdacht gegeben ist. Dem Vorstand des Fanvereins ist selbstverständlich bewusst, dass es in den Reihen der KSV Fans nicht nur Engel gibt - das ist aber eine absolute Minderheit. Der Großteil der KSV-Fans, ganz gleich ob "Kutte, Ultra oder Erlebnisorientiert", ist im und vorm Stadion absolut friedlich. Um so trauriger ist es, dass hier nicht differenziert wird, sondern - wie in Bamberg erlebt - alle Fans (in diesem Fall alle Zugfahrer) über einen Kamm geschert werden.
Desweiteren stellt sich der Verein Nordkurve Kassel E.V. gegen sämtliche Stadionverbote, welche durch den bloßen Verdacht und ohne Urteil ausgesprochen wurden und werden. Es gibt Fälle, in denen Stadionverbote absolut gerechtfertigt sind, aber auch hier gilt der Grundsatz "Keine Strafe ohne Urteil".
Im Anhang befinden sich die Erlebnisberichte zweier Fans, welche die Repression in Bamberg selber miterleben "durften".
Erlebnisbericht Bamberg - KSV
Vorab: Dieser Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern bildet lediglich meine persönlichen Eindrücke ab!
Der Tag begann wie jede andere Zugfahrt auch. Man sammelte sich gegen 06:30 Uhr am Kasseler Hbf und organisierte die Tickets für die anstehende Zugfahrt. Zwar waren ein paar wenige Polizeibeamte vor Ort, doch deutete noch nichts auf die folgenden Ereignisse hin. Man bestieg also gegen 06:45 Uhr den Zug Richtung Bebra und freute sich auf die Fahrt. Von Anbeginn der Fahrt herschte eine Ausgelassene, jedoch keinesfalls Agressive Stimmung im Zug. Auch beim Umsteigen in Bebra und anschließend in Fulda waren Polizeibeamte vor Ort, aber immernoch ist nichts auffallendes passiert. Erst beim Umsteigen in Schlüchtern drehte sich (im Nachhinein betrachtet) das Blatt. Beim Gang durch die dortige Unterführung wurden 2 Böller gezündet. Ob diese von Kasseler Fans oder von einem (laut Gerüchten anwesenden) Frankfurter Fan gezündet wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Der folgende Zug sollte uns über Würzburg nach Schweinfurt fahren, wo wir letztendlich in den Zug Richtung Bamberg umsteigen sollten. In Würzburg, wo der Zug Fahrplangemäß eine kleine Pause machte, fiel sofort die recht hohe Zahl an Polizeibeamten auf. Angeblich soll es dort auch zu kleineren (verbalen) Auseinandersetzungen zwischen Fans uns Polizei gekommen sein. Dazu kann ich jedoch nichts sagen, da ich in einem anderen Abteil saß, und mir dies nur durch Erzählungen berichtet wurde. Desweiteren soll es auch noch zu Sachbeschädigungen im Zug gekommen sein, wovon ich jedoch aus oben genannten Grund auch nichts mitbekommen habe (ggf. kann mich Tobi da ergänzen). Beim anschließenden Umsteigen in Schweinfurt war eine aufgeheizte Stimmung zu spüren, die aufgrund der Ereignisse von beiden Seiten ausging. In Bamberg angekommen, wurden wir von einem relativ hohen Polizeiaufgebot empfangen und aus dem Bahnhof begleitet. Es deutete sich erstmal nichts weiter schlimmes an, daher war ich sehr verdutzt, auf einmal vor dem örtlichen Polizeirevier statt am Busbahnhof zu stehen. Dort wurde uns im Polizeikessel erklärt, dass es während der Zugfahrt Randale gegeben haben soll und daher eine Personenkontrolle durchgeführt werde. Aber selbst hier war alles friedlich, es gab keinerlei Versuche, Widerstand zu leisten. Einzig und allein die anwesenden Polizeihunde (teils mit/teils ohne Maulkorb) sorgten für etwas Aggressivität. Düsterer wurde die Stimmung erst, als mehrfach Fans der Toilettengang verwehrt wurde. Später tauchten dann Lämmi und Pontius auf (Danke!) und konnten die Situation etwas entspannen (z.B. war es dann zumindest möglich, sein Geschäft im Gebüsch zu verrichten). Auch soll es während der langen Warterei vorm Revier zu Beleidigungen einzelner Beamter gegen die Fans gekommen sein. Dazu müsste aber wieder jemand anderes berichten, da ich auch davon nichts mitbekommen habe (ja sorry, in so einer Situation hat man anderes im Kopf, als überall hinzuhören). Im Laufe der Zeit wurde jeder Fan einzeln ins Revier gebeten, wo man seine Personalien abgeben und sich durchsuchen lassen musste. Um immerhin eine Lanze für die örtliche Polizei zu brechen: Der mich behandelnde Beamte im Revier war sehr nett und alles andere als aggressiv. Das konnte man leider nicht von allen Beamten behaupten. Während der Prozedur wurden meines Wissens nach 4 Personen in Gewahrsam genommen, wovon 3 bis zur Abfahrt des Zuges wieder frei kamen (sollte die vierte Person auch noch freigekommen sein, bitte korrigieren!). Nachdem wir alles über uns hingehen ließen, konnten wir mit dem Lämmi Bus endlich in Richtung Stadion aufbrechen, welches wir gegen Mitte der ersten Halbzeit erreichten. Wir entschieden uns jedoch, aus Protest erst zur Halbzeit das Stadion zu betreten. Über die dortigen Eingangskontrollen wurde schon alles gesagt, daher schreibe ich dazu jetzt nichts mehr. Während des restlichen Spiels kam es zu keinen besonderen Vorkommnissen. Nach dem Spiel wurden wir vom Lämmi Bus zurück zum Bahnhof gefahren. Da am Bamberger Bahnhof das Nachfüllen der Getränke (zunächst) von der Polizei nicht genehmigt wurde, hat man sich bei Bedarf am Bus eingedeckt. Anschließend ging es (begleitet von der Polizei) zum entsprechenden Bahnsteig wo wir auf den Zug warteten. Da jedoch bei Abfahrt des Zuges noch nicht alle Betroffenen aus der Zelle zurück waren, entschieden wir uns, den nächsten Zug zu nehmen. Die anschließende Rückfahrt verlief ohne mir bekannten Zwischenfälle und gegen Mitternacht waren wir wieder in Kassel.
Fazit: Es hätte so eine schöne Auswärtsfahrt werden können (auf die erste Zugfahrt der Saison hatte man sich schon lange gefreut), wäre es nicht ganz anders gekommen. Zwar kann ich nicht ausschließen, dass einzelne Fans Straftaten begangen haben (ich war während des fraglichen Zeitraums wie schon geschrieben in einem anderen Abteil, wo außer mir und einem Kumpel nur noch 2 oder 3 Zivis saßen), jedoch ist es (freundlich ausgedrückt) grob unverhältnismäßig, deswegen eine ganze Zugladung unter Generalverdacht zu stellen. Und natürlich bleibt das Unbehagen, was nun mit den erhobenen Daten passiert.
Zwar gibt es noch andere Theorien, wieso und weshalb dieser Einsatz gefahren wurde, jedoch kann und will ich mich dazu nicht äußern...
Die Zugfahrt war bis Schweinfurt ruhig und gesellig, man hat zusammen ein paar Lieder gesungen und sich drauf eingestimmt endlich wieder geschloßen (bis auf eine Person die wir auchnoch wieder ins Stadion bekommen werden!) das Spiel in Bamberg zu sehen.
Ab Schweinfurt dann erhöhte Polizeikräfte, ab Würzburg (Zwischenstop) dann Begleitung im Zug.
Zum gesamten Polizeieinsatz bleibt einem fast die Spucke weg.
Wurde von Schweinfurt bis Bamberg an jedem Bahnhof mehr. Die Hundeführer(inen) waren wohl auch nass drauf dem Tier mal was zum beissen zu geben. Als die Menschentraube stehen blieb weil von vorn ein Hund in die Menge gelassen wurde, lässt eine Hundeführerin auf einmal den Köter an der langen Leine, keine Sekunde später hatte ich das Vieh an mir hängen, zum Glück mit Maulkorb, denn der "Biss" hätte genau auf der linken Seite meines Brustkorbs gesessen (zu dem Zeitpunkt hatten wir die Hände gekreuzt über unsere Köpfe gehalten).
Vor dem Polizeirevier oder was das auch war kam ich mir vor wie eine Horde Tiere im Zoo, jeder Passant hat einen begafft. Die abgerichteten Fellbüschel bellten was das Zeug hielt, der Lärm war nervttötend. Die Hundeführer wurden 2-3 mal selbst fast angefallen, so sehr waren sie den Tieren Herr.
Die Ankündigung aus dem Zug "Von der Schickeria haben wir 103 mal Personalien und DNA, da hagelt es jetzt Stadionverbote, und so wirds bei euch auch kommen", hat einen schon beunruhig, als dann die Botschaft durchdrang das es teilweise Leibesvisitationen geben wird, war die Stimmung bei den meisten Gruppenmitgliedern gänzlich verflogen.
Geduldig lies man die Transalierung über sich ergehen um dann, vom Lämmibus, mit 30 minütiger Verspätung am Stadion anzukommen. Anzumerken ist das wir ab 12:30 Uhr in Bamberg waren, es ist jedem selbst überlassen sich die Dauer und Ausmaße der Polizeikontrolle auszumalen die für 50 Personen über 2 Stunden vereinnamt.
Erschreckend ist, dass 4 Personen, davon 2 Gruppenmitglieder, unter zweifelhaften Gründen im Polizeirevier festgehalten wurden.
Nach kurzen Diskussionen einigte man sich darauf, ohne Materialien, zur 2. Halbzeit ins Stadion zu gehen.
Dies wurde auch in die Tat umgesetzt, ein deutlich geknickter Mob sammelte sich dann im rechten Teil des Gästeblocks und versuchte mit Leibeskräften gegen den inneren Schweinehund anzukämpfen und die Mannschaft zum so wichtigen Sieg zu brüllen.
Der Kampf gegen den Schweinehund wurde teilweise gewonnen, dass Spiel leider nicht.
Nordkurve Kassel E.V. am 23.10.2009