Wörsdorfer Realitäten

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ksvfanatic
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Wörsdorfer Realitäten

Beitrag von ksvfanatic » 5. Jan 2006, 16:47

Der ambitionierte Fußball-Oberligist kämpft ums Überleben

Neulich ist Rolf Schmidt Ski gefahren. Auf der Piste im österreichischen Obergurgl hat der Spielausschuss-Vorsitzende des Fußball-Oberligisten TSG Wörsdorf seine Schwünge gesetzt und ein bisschen Erholung gesucht. Vergessen wollte er für ein paar Tage, wie ernst es um die TSG Wörsdorf steht und dass der Klub, der noch vor der Saison als einer der Titelkandidaten galt, in Hessens höchster Spielklasse mittlerweile ums sportliche Überleben kämpft. Dumm nur, das Schmidts Herz derart an der TSG hängt, dass das Wappen derselben auf der Brust seiner feschen Daunenjacke prangt – und die Aufmerksamkeit eines anderen Skifahrers auf sich zog. „Na“, hatte der zwischen zwei Abfahrten zu Schmidt gesagt, „ihr in Wörsdorf habt euch ja auch ganz schön verkalkuliert.“

Durchaus wahre Worte, die Thorsten Schönewolf, Abwehrchef des Ligakonkurrenten KSV Hessen Kassel, da bei der zufälligen Begegnung im Schnee aussprach. Denn keine Mannschaft der Oberliga ist in dieser Saison bislang so hart auf dem Boden der Realität aufgeschlagen wie die TSG Wörsdorf. Nach oben wollten sie, auf Platz 14, zwei Punkte vor dem ersten Abstiegsrang, steht der Verein derzeit. Und das mit einem Kader, der vor der Saison prominent verstärkt worden war.

Was auf dem Papier hochkarätig aussah, entpuppte sich auf dem Platz aber als ein Team, das nicht in der Lage war, gemeinsam Fußball zu spielen. „Wir haben Namen verpflichtet, aber es ist keine Mannschaft geworden“, gibt Schmidt zu. Eine ganze Reihe von Spielern sind mittlerweile gegangen, nicht zuletzt, weil Wörsdorf den Etat um zehn Prozent kürzen musste. Timo Leifermann und Rouven Leopold wechselten zum FSV Steinbach, verlassen haben den Klub zudem Manuel Kraft (SV Bernbach), Zaki Tammaoui (Germania Ober-Roden), Daniel Rasch (RSV Würges) und Ingo Vermeer (SV Frauenstein). Neu kommen Markus Kusch (RSV Würges) und Robert Lorz (FC Borgsdorf/Brandenburg). Kurz vor dem Abschluss stehen die Verhandlungen mit Cengiz Elcioglu, die Gespräche mit Seref Zangir dauern an (beide Eintracht Wald-Michelbach).

Rückzug in Bezirksoberliga möglich

Trotz der Etatkürzung sei der Spielbetrieb für den Rest der Saison gesichert, betont Schmidt. Der Klassenerhalt werde zwar angestrebt, ob die TSG aber tatsächlich auch in der nächsten Spielzeit in der Oberliga antreten werde, sei noch offen. „Das kann keiner sagen, da sind wir uns noch nicht im Klaren darüber, was wir tun. Es kann auch durchaus der Fall sein, dass der Vorstand entscheidet: Das geben wir uns nicht mehr“. Dann würde der Klub, unabhängig von der sportlichen Situation, zurück ziehen und in der Bezirksoberliga antreten.

So weit, dass die TSG Wörsdorf nach fünf Jahren in der Oberliga freiwillig aussteigt, ist es freilich noch nicht. Zunächst soll mit der verschlankten Mannschaft unter dem neuen Trainer Nico de Rinaldis, der dem entlassenen Reinhold Jessl zuvor assistiert hatte, eine Aufholjagd gestartet werden. Beginn am 4. März beim KSV Baunatal.

Von Annette Seitz (Frankfurter Rundschau, 05. Januar 2006



Wenn man sich übernimmt kommt man früher oder später wieder auf dem harten Boden der realität auf.

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