Erster Zoff um Hoffenheim

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aks03.Milhouse
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Re: Erster Zoff um Hoffenheim

Beitrag von aks03.Milhouse » 28. Aug 2008, 13:09

STOP HOPP
Gegen Hopp! Überall! Zu jeder Zeit!

Lokalmatador
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Re: Erster Zoff um Hoffenheim

Beitrag von Lokalmatador » 28. Aug 2008, 14:34

Mir geht es ähnlich wie schmiddi und dem ksv-schwaben.
Gerade die jenigen Fussballinteressierten, welche es in der Regel vorziehen Spiele bei Premiere statt im Stadion zu schauen, finden das "Modell Hoffenheim" sympathisch.
"Der macht doch tolle Jugendarbeit, da steht doch ein Konzept dahinter" oder "Vielleicht wird es dann mal wieder spannend und es sind nicht ständig die Bayern vorne.", diese Aussagen hört man schon recht häufig.

Aber warum ist die "Ware Fussball" für Leute wie Hopp denn überhaupt interessant?
Ohne den "Pöbel" auf den billigen Plätzen, ohne die Stimmung und Gesänge in den Kurven, ohne die in den letzen 30 Jahren gewachsene Fan-Kultur, welche einen Großteil der Faszination Fussball ausmacht würde der Fussball für Investoren, Mäzen oder Großsponsoren doch heute überhaupt keine Rolle spielen.

In England ist das Kommerz-Barometer bereits einen Schritt weiter:
Ein Stadion ähnelt dem Anderen, die Ticketpreise sind für den Otto-Normal-Bürger kaum noch erschwinglich, Clubs sind Börsenunternehmen, es geht nicht mehr die Meisterschaft sondern um die goldene "Barclaycard" und das Allerschlimmste: die einst so beeindruckende, brachiale & lautstarke Atmosphäre ist in vielen Stadien schlicht und einfach nicht mehr vorhanden. Teilweise wenden sich Fans von Ihrem eigentlichen Stammverein ab und gründen, das was sie einst liebten, einfach neu (Bsp.: FC United of Manchester).

Und genau vor diesen Entwicklungen haben die Fans in den Stadien in Deutschland Angst.
Allerdings ist hier nicht nur Herr Hopp als Buhmann auszumachen, wobei er mit seinem Modell natürlich das Paradebeispiel für den modernen Fussball liefert. Das Wichtigste und Größte was ein Verein haben kann, ist die Leidenschaft und vor allem Leidensfähigkeit seiner Fans, etwas was in Hoffenheim noch nie von Nöten war.
Das, denke ich, kann man sich mit keiner noch so großen Summe kaufen.

Sein Argument "Neid" ist ziemlicher Blödsinn, denn ich glaube nicht, dass auch nur ein Fan eines Traditionsclubs mit einem Anhänger des Kunstproduktes Hoffenheim tauschen möchte.
Die entscheidende Frage ob sich ein Verein von alleine trägt sollte nicht allein eine Statistik über Einnahmen und Ausgaben sein, sondern vielmehr ob man auch in sportlich schweren Zeiten seine Region und Fans hinter sich weiß. Das mag ich im Falle Hoffenheim oder auch Wolfsburg, Wehen, etc. doch stark bezweifeln.

Neid auf Hoffenheim habe ich jedenfalls nicht, eher Mitleid, denn die schönsten Facetten des Fan-Seins wird man in Hoffenheim wahrscheinlich nie kennen lernen.
"Und ich verliebte mich in den Fußball wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würde." (Hornby)

country
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Re: Erster Zoff um Hoffenheim

Beitrag von country » 30. Aug 2008, 23:43

@Lokalmatador

Sehr interessante Ausführung von Dir. Ist sicherlich einiges "dran". Nur eins verstehe ich nicht ganz. Die "Fans" von denen Du schreibst und wohl selber einer bist sind doch in den Stadien in aller Regel in der Minderheit. Oder sehe ich das falsch ? Wenn ich die Zusammensetzung in der Frankfurter WM-Arena sehe, wenn rd. 50.000 Zuschauer da sind, dann sind wohl nicht mehr als 3 vielleicht 4.000 "Fans" dort und machen Deiner Meinung nach "Stimmung" und das was "angeblich" den Fußball ausmachen soll. Einer Deiner Vorposter schrieb, dass es die sog. "Fankultur" seit rd. 30 Jahre gäbe. Was war dann vorher ? Die BL wurde 1963 gegründet. Jedenfalls war da auch "Stimmung" auch ohne sog. "Fans" mit Trikots und Schals. Diese Utensilien kamen bekanntlich erst viel später auf. Damals, 1963, waren ein paar Leute mit Fahnen und Sirenen da und versuchten "Stimmung" zu machen. Jedenfalls mit dem Aufkommen von "Fans" sind auch Gewaltätigkeiten in und um die Stadien zu verzeichnen. Ein Trend, den Du hoffentlich nicht bestreiten willst. Natürlich gab es auch in den 50iger gelegentlich mal eine "Auseinandersetzung" (erlebte eine mal in Aschaffenburg in der alten Oberliga Süd). Das waren aber Ausnahmen. Was ich damit sagen will, ist, dass sich die "Fans" m.E viel zu wichtig nehmen, sie glauben, den "Nabel der Fußballwelt" zu sein und dabei "feiern" sie sich zumeist nur selbst anstatt ihre Mannschaft wirklich und tatkräftig zu unterstützen. Mit "Hassgesänge" auf den Gegner ist jedenfalls der eigenen Mannschaft bestimmt nicht gedient, oder ? Und wie wenig "Fans" Einfluß auf das Geschehen auf dem Platz haben, zeigt ja in jeder Saison, dass es "trotz aller Unterstützung" Vereine mit "einem großen Fanpotential" gibt, die ihre Ziele nicht erreichen. Und andere Verein "fast ohne Fans" (Hoffenheim/Wehen) es irgendwie "schaffen" nach oben zu kommen. Ein Zeichen dafür, dass es letztendlich immer am "lieben Geld" liegt, ob ein Verein seine Ziele erreicht, oder nicht. Der "Fan" kann dabei nur "flankierend" aber nicht entscheidend "mitwirken". Wenn hier der eine oder andere schreibt, dass er kein "Neid" empfindet, so stellt sich doch die Frage, ab welcher "Summe" ein Mäzen/Sponsor ein "Hopp" ist und wann nicht. Wenn "euer Göker" zugesagt hätte, wäre dieser kein "Hopp" gewesen. Warum nicht ? Nur weil er ein Verein unterstützt hätte, der schon als "Altverein" in der 2. BL gespielt hat und rd. 50 Jahre bestand ? Der "neue" KSV ist ja erst 10 Jahre alt, kann mithin noch keine große "Tradition" aufgebaut haben. Wie gesagt, "Fans" mögen da und dort eine "Bereichung" der Fußballszene sein, sie sind und waren in der Vergangenheit (Fußball gibt es in Deutschland seit 1887) nicht von existentieller Bedeutung. Viel wichtiger sind die Tausende von Zuschauer, die die Gelder den Vereinen bringen. Wenn ich an das RL-Spiel eures KSV im neuen Aue-Stadion denke, da waren rd. 11.000 Zuschauer, davon wenn es hoch kommt vielleicht 1.000 "Fans" in der Nordkurve.

Lokalmatador
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Re: Erster Zoff um Hoffenheim

Beitrag von Lokalmatador » 3. Sep 2008, 18:22

Wie gesagt, "Fans" mögen da und dort eine "Bereichung" der Fußballszene sein, sie sind und waren in der Vergangenheit (Fußball gibt es in Deutschland seit 1887) nicht von existentieller Bedeutung. Viel wichtiger sind die Tausende von Zuschauer, die die Gelder den Vereinen bringen.
Habe mir diese Aussage mal symbolisch für deinen gesamten Beitrag rausgegriffen. Diese Einstellung halte ich offen gesagt für recht gefährlich.
Zuallererst einmal:
Du schreibst, dass nur ein minimaler Anteil der Zuschauer wirklich auch "Fans" des jew. Clubs sind, da ja auch nur dieser Teil für die Stimmung verantwortlich ist. Zu dem Thema 50.000 Zuschauer im Frankfurter Waldstadion und nur 3.000 davon mögen echte Fans sein:
Ich bin ebenfalls kein Freund der SGE, allerdings bietet die dortige Fan-Szene ein wirklich beeindruckendes Beispiel dafür, wie eine gesamte Kurve (incl. des Sitzplatz-Oberranges) geschlossen die Mannschaft unterstützt.
Das sind dann wohl eher 10.000 statt 3.000 "Stimmungs-Fans" in FFM.
Und die restlichen 40.000 sind mit Sicherheit auch nicht 90 Minuten lang mucksmäuschenstill.
Die Löwenfans auf den Sitzplätzen der Osttribüne liefern bei Wechselgesängen in jedem Fall Ihren Beitrag zur Stimmung im Stadion.
Dadurch dass ich mittlerweile schon so einige Stadien in Deutschland besucht habe und die dortige Stimmung beobachten konnte, weiß ich übrigens auch, dass nicht nur bei uns in Kassel dass Sitzplatzpublikum durchaus auch mal lautstark sein kann, sondern dass das in fast jedem Stadion der Fall ist. Wenn auch natürlich nicht 90 Minuten lang.
Aber mal davon ab, sind für mich nicht nur die Menschen in den Kurven wertvoller und unverzichtbarer Teil des Vereins, sondern eben auch diejenigen, welche akribisch den Stadionumbau im Netz dokumentieren, Treffen und Fahrten organisieren, usw aber im Stadion vielleicht lieber den Platz auf der Haupttribüne wählen.

Und dieses Gesamt-Konstrukt, welches ich dir noch mit hunderten von Beispielen beschreiben könnte, macht einen Großteil der Faszination Fussball aus. Oder warum gehen Woche für Woche Leute in die Stadien?
Nur um 22 Menschen einem Ball hinterherlaufen zu sehen? Das kann man auch vor dem TV-Schirm, in den meisten Fällen sogar mit besserer Sicht. Oder vielleicht doch um das Drumherum miterleben zu können?
Ich glaube diese Frage kannst du dir selbst beantworten.

Insofern kann ich dir in deiner Kernaussage nur klar widersprechen:
Fans sind für den Fussball von existenzieller Bedeutung!!!

Allerdings wenn gewisse Entwicklungen sich weiter fortsetzen, die Stadien nur noch aus unmündigen Zuschauern bestehen, welche vor dem Spiel in der Fan-Boutique für viel Geld Merchandising - Artikel kaufen sollen, im Anschluss 90 Minuten auf Kommando klatschen und schlußendlich quietschvergnügt (Gewonnen oder Verloren ist nämlich auch egal) vom 20€ teuren Parkplatz runterfahren und den entspannten Familienausflug beenden, wenn diese Entwicklung weiter voranschreitet sind wir endgültig bei der "Ware Fussball" angelangt und bei nichts mehr was für mich Faszination und Leidenschaft bedeutet.
In diesem Sinne, gegen den modernen Fussball.
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Re: Erster Zoff um Hoffenheim

Beitrag von country » 4. Sep 2008, 18:33

@Lokalmatador

Gebe Dir in Deinen Ausführungen in jedem Punkt recht !
In der WM-Arena mögen es vielleicht tatsächlich mehr als 3-5000 "Fans" sein. In meinen Ausführungen bezog ich mich mehr auf die "tatsächlichen" Fans mit Trikot/Schal und sonstigen Fanutensilien. Selbstverständlich sind die "anderen" Zuschauern nicht "mucksmäuschen still". Sie sorgen ebenfalls für "Stimmung". Nur sind das eben nicht die "Fans" von denen ich sprach und die, da bleibe ich dabei, eine Minderheit innerhalb der Zuschauerszene darstellen. Diese sind ja auch schließlich für gewisse Vorkommnisse in aller Regel verantwortlich. Nicht der sog. "gemeine" Zuschauer, ob Stehplatz- oder Tribünenbesucher. Ich bin auch im Stadion wenn meine Mannschaft dort spielt. Aber eben als "normaler" Zuschauer (ohne Trikot/Schal, ohne alkoholisiert zu sein etc.) auf der Tribüne und feuere dort meine Mannschaft an ohne irgendwelche Beleidigungen in Richtung Gegner zu artikulieren. Im Gegenteil, gerade bei Auswärtsspielen habe ich jedenfalls viel Spaß dabei, mich mit Anhängern der gegnerischen Mannschaft auf der Tribüne zu unterhalten um dann, wie die Spieler auf dem Rasen, nach dem Schlußpfiff mich mit einem Händedruck bis zum Rückspiel von meinen Gesprächpartnern zu verabschieden und eben nicht auf eine "3. HZ" hoffe ! Ich meine, unter kultivierten Menschen sollte das eigentlich immer möglich sein. Dann macht das Zusehen auch viel mehr Spaß. Aber leider sind den meisten von mir genannten "Fans" die "Möglichkeiten sich sachlich/sportlich zu artikulieren" zu beschränkt und ist auch gar nicht erwünscht, wie man nicht nur hier, auch in anderen Foren immer wieder lesen kann. Schade eigentlich !

Bierschenk
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Re: Erster Zoff um Hoffenheim

Beitrag von Bierschenk » 22. Sep 2008, 20:46

Und wieder gab es Aufregung um Hoffenheim.
Bei dem Spiel Hoffenheim gegen Dortmund riefen Dortmunder Fans
„Hopp, du Sohn einer Hure" und zeigen ein Plakat mit der Aufschrift
Hasta la vista, Hopp!, daraufhin wurde ein Dortmunder Fan festgenommen
und wegen Beleidigung verklagt.
Bild
Also ich kann den Unmut der Fans nur zu gut verstehen. :evil:
Mal abwarten was wir dieses Jahr noch Alles im Zusammenhang mit Hoffenheim erleben werden.
Wie man halt damit rechnen und leben muss, wenn man sich wie er einsetzt!
Zuletzt geändert von Bierschenk am 22. Sep 2008, 22:14, insgesamt 1-mal geändert.

yoyo
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Re: Erster Zoff um Hoffenheim

Beitrag von yoyo » 22. Sep 2008, 22:11

Bierschenk hat geschrieben:Und wieder gab es Aufregung um Hoffenheim.
Bei dem Spiel Hoffenheim gegen Dortmund riefen Dortmunder Fans
„Hopp, du Sohn einer Hure" und zeigen ein Plakat mit der Aufschrift
Hasta la vista, Hopp!, daraufhin wurde ein DortmunderFan festgenommen
und wegen Beleidigung verklagt.
In diesem Fall würde ich mich von "meinem" Verein verraten und verkauft fühlen und überlegen, ob ich mir das geben muss.... :evil:
RWG yoyo
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Re: Erster Zoff um Hoffenheim

Beitrag von Lokalmatador » 22. Sep 2008, 22:30

...und der BVB will tatsächlich Stadionverbote aussprechen nach "Auswertung des Videomaterials" :roll: . Drehen die jetzt alle völlig durch? Eine offz. Entschuldigung wurde natürlich auch sofort an Herrn Hopp herangetragen. Verdammt nochmal, was glaubt der Kerl überhaupt wer er ist?
Uli Hoeneß wird seit Jahrzehnten in jedem Stadion beschimpft, Olli Kahn hat in seiner langen Karriere mehr Bananen wegräumen als Bälle halten müssen, Andy Möller wird noch heute als Trainer "Heulsuse Möller" aus dem gegnerischen Block entgegengeschmettert...usw.! Keiner derer hat sich jemals in einem Interview übermäßig beschwert, weil ein rauher Ton zum Fussball einfach dazu gehört.
Aber wenn Herr Hopp mit seinem Dorfverein auf einmal den rauhen Ton des Fanblocks abbekommt (und das auch vollkommen zurecht) entschuldigt sich halb Fussballdeutschland für seine "Fussballchaoten"...egal ob die nun Schwarz-Gelbe, Lauterer oder Gladbacher sind :evil: :roll: .

Bin absolut fassungslos über das, was hier abläuft.
"Und ich verliebte mich in den Fußball wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würde." (Hornby)

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