Stefan_B hat geschrieben:
So sieht es aus, die Polizei ist bei den sog. Kat C Personen immer noch viel zu harmlos und die Strafen sind der reine Witz, ständen z.Bsp. 1 Monat Strassenbau mit Hacke und Spaten auf dem Programm , dann würden viele Erlebnissorientierte sich ihre Aktionen zweimal überlegen.....
pitscher hat geschrieben:Die Polizei und unser Rechtsystem sind schon für viele nur noch eine Lachnummer. Und damit fangen schon mal ein Großteil unserer Probleme an. Da hilft nur die harte Hand und empfindliche Strafen.
Bei allem, was ich jetzt weggeschnitten habe, gebe ich Dir teilweise oder ganz Recht, pitscher. In diesem Punkt allerdings stelle ich mal eine Gegenfrage: Die Amis haben fraglos sehr harte Strafen - bis zur härtesten überhaupt. Dennoch würdest Du doch nicht behaupten wollen, daß es dort gewaltloser und sicherer als bei uns zugeht?
Harte Strafen sind eine Sache, die nur etwas bringt, wenn man gleichzeitig das Übel an der Wurzel packt und nicht nur die Symptome bekämpft. Und dafür sind eben auch die Vereine zuständig.
Zum Thema harte Hand - und im Falle von Stefan auch Arbeitslager - nochmal: Die "harte Hand" spornt Hooligans nur noch mehr an. Gunter A. PILZ hat in seinen viel beachteten Studien zum Zuschauerverhalten im Profi-Fußball eine ziemlich große Anzahl von Hools interviewt und festgestellt: Die knüppelnde Polizei wird von den Hooligans als "dritter Mob"
begrüßt, der die Sache nochmal etwas aufregender gestaltet. Außerdem bedeutet ein hartet Eingreifen der Polizei nicht selten, daß sich auch unter Kutten und Ultras eine Art Solidarität entwickelt - gegen die Polizei. Sieh' Dir mal die Entwicklung der Mai-Festspiele in Kreuzberg an, seitdem dort auf Deeskalation anstelle von harter Hand gesetzt wird: Da passiert seit einer ganzen Zeit nicht mehr viel. Letztlich sind das alles - ob harte Hand oder Deeskalation - nur kurzfristige Lösungen.
Um langfristig etwas dagegen zu tun, bedarf es gesellschaftlicher Veränderung. Ich zitiere mich mal selbst, denn die folgende Passage ist aus einer Arbeit von mir und drei Kommilitonen:
Die Entwicklung betreffend ist eine Parallele zum Sport unverkennbar:
Der Spielertyp, dem die Schlachtenbummler zugejubelt haben, der seinen
Verein liebt und repräsentiert, ist durch den abgezockten Profi, der sich
für den Meistbietenden das Trikot überstreift und keinerlei regionale
Verbundenheit preisgibt, abgelöst worden. Hooligans verhalten sich ähn-
lich. Sie sind dort anzutreffen, wo am "meisten los ist" (vgl. PILZ, 2005,
S.3 ff.) ohne sich jedoch gänzlich von ihrem Verein zu lösen. (Bsp. die "Gäste" aus Magdeburg, Braunschweig, Solingen, Leipzig, die lieber bei uns Krawall gesucht haben, als "ihre" Mannschaft zu unterstützen).
Erfolgsdruck, Rationalisierung und Ellenbogenverhalten wurden und werden in unserer gesamten Gesellschaft mehr gelebt als toleriert. "Das kann sogar soweit gehen, daß der Verzicht auf Regelverstöße (...) zumindest als dumm und naiv gebranntmarkt wird." (PILZ, 2005, S. 5). PILZ sieht dabei im Hooliganismus sogar eine Überangepasstheit. Coolness, Flexibilität, Elitäres Verhalten, Abgegrenztheit, Risiko- und Wettbewerbsorientierung. "Das Persönlichkeitsprofil eines gewaltbereiten, gewaltfaszinierten Hooligans unterscheidet sich denn auch in der Selbstbeschreibung nicht von dem eines mittleren deutschen Managers oder Spitzensportlers. Freundlich-locker; cool-knallhart, durchsetzungsstark; respektiert; überlegen; selbstbewusst; Menschenkenner"
When the going gets weird, the weird turn pro. It never got weird enough for me.
Hunter S. Thompson
VIVA MADIBA! VIVA MANDELA!