Perspektive 2022/23

Alles rund um die 1. Mannschaft der Löwen (Registrierung erforderlich)
Yogi
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Re: Perspektive 2022/23

Beitrag von Yogi » 22. Sep 2022, 22:47

@Reiherwälder: vollste Zustimmung !

marinho
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Re: Perspektive 2022/23

Beitrag von marinho » 23. Sep 2022, 08:12

Reiherwälder hat geschrieben: 22. Sep 2022, 15:58 Natürlich liegt es nicht nur am Trainer und nichts wäre jetzt schädlicher, als die Suche nach einem Sündenbock, anstatt nach dem richtigen Weg aus der Misere. Dazu gehört jedoch auch, dass alle Parameter auf den Prüfstand kommen. Und dabei stellen sich eben nicht nur die Fragen nach Verstärkungen, sondern auch wie: Haben wir wirklich den Trainertyp, der uns mit seinen Fähigkeiten da unten rausführen kann oder braucht es dafür einen neuen Spirit im Training sowie bei der Kabinenansprache und während der Spiele? Sind die Instrumente des Trainers noch zu gebrauchen oder schon weitgehend abgenutzt? Erkennt er noch die zu drehenden Stellschrauben oder hat sich da schon über die Jahre eine gewisse Betriebsblindheit eingeschlichen?
Hand aufs Herz, TD lebt doch momentan nur noch vom Kredit seiner langen Vereinszugehörigkeit, dem sehr beschränkten finanziellen Spielraum des Vereins und nicht zuletzt einem Nordhessen-Bonus. Wäre er z. B. südhessischer Herkunft, wäre er hier längst geflogen. Mit einem Hock oder auch Hirsch hatte man jedenfalls nicht so viel Geduld.
Dieser ständige Verweis auf die "noch junge Saison" und es seien "ja noch viele Spiele zu spielen" haben schon andere Vereine am Ende um die Ligazugehörigkeit gebracht. Da wird irrtümlicherweise davon ausgegangen, dass bis zum letzten Spieltag alles noch möglich sein wird. Kann aber genauso gut sein, dass bereits am 29. oder 30. Spieltag die Messe für uns schon gelesen ist. Will keinem Angst machen, aber in den letzten Saisons sind sämtliche Mannschaften, die am 8. Spieltag vier Punkte oder weniger auf dem Tableau hatten, am Ende auch abgestiegen (abgesehen von Offenbach mit -9 Insolvenzpunkten).
Und genau diesen Abstieg in die Hessenliga würde ich nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zum einen tummeln sich dort immer mehr Mannschaften, die auch ernsthafte Ambitionen auf die Regionalliga hegen (Gießen, Stadtallendorf, Eintrachts U23, Alzenau, irgendwann wieder Barockstadt) - es würde also kein Selbstläufer. Und zum anderen stehen wir hierzulande und in Europa sehr wahrscheinlich am Beginn einer Rezession. Sponsoren könnten den Abstieg in die Hessenliga zum Anlass nehmen, ihr Engagement zu reduzieren oder ganz einzustellen, während die Sponsoren-Neuakquise künftig noch schwieriger wird, als ohnehin schon.
Von der Abwanderung von Talenten, denen die Perspektive fünfte Liga nicht ausreicht, ganz zu schweigen. Da hängt schon mehr dran, als nur unattraktivere Gegner.

Es spricht nichts dagegen, dem Trainer auch in stürmischen Zeiten den Rücken zu stärken. Im Gegenteil. Aber man muss jetzt auch aufpassen, dass der Punkt nicht verpasst wird, an dem ein Wechsel vielleicht doch nochmal Sinn gemacht hätte. Mit jeder weiteren Niederlage wird der Job für potentielle Nachfolger unattraktiver. Bei 15 Punkten Rückstand brauchst du dann auch nicht mehr wechseln, da kannst du dich schon primär mit dem Neuaufbau eine Liga tiefer befassen. Deswegen sollte die Trainerfrage m. E. jetzt wirklich von Spiel zu Spiel neu bewertet werden, so unbequem das auch ist.
Eine sehr gute Bestandsaufnahme und Analyse! Ich habe außerdem Sorge, dass die wöchentliche "4/5 Abwesenheit" von Damm (wegen seines Lehrgangs) ein Nachteil in dieser schwierigen Phase des KSV ist, wo es gilt, alle Kräfte zu bündeln, um den Bock dauerhaft umzustoßen.
Sollten bei den notwendigen Bewertungen bis spätestens zur Winterpause (länger würde ich nicht warten) die Zweifel immer größer werden, ob Tobi wirklich der geeignete Coach ist, um das Steuer noch erfolgreich herum zu reissen, so wird es Zeit zu handeln. Immerhin gäbe es mit Christian Andrecht eine vermutlich durchaus bezahlbare Alternative.
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Leroy
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Re: Perspektive 2022/23

Beitrag von Leroy » 23. Sep 2022, 10:57

In einem Punkt möchte ich Reiherwälder widersprechen: Hock und Hirsch haben nicht die Geduld bekommen, weil sie mit Äxten durch den Verein gepflügt sind und charakterlich ungeeingnet waren.
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esteban
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Re: Perspektive 2022/23

Beitrag von esteban » 23. Sep 2022, 11:29

marinho hat geschrieben: 23. Sep 2022, 08:12 "...Ich habe außerdem Sorge, dass die wöchentliche "4/5 Abwesenheit" von Damm (wegen seines Lehrgangs) ein Nachteil in dieser schwierigen Phase des KSV ist, wo es gilt, alle Kräfte zu bündeln, um den Bock dauerhaft umzustoßen..."
Ich glaube, da hast Du etwas falsch verstanden.
Damms' Abwesenheitstage (Präsenzpflicht in Hennef) erstrecken sich auf folgende Termine :

25. - 28.09. vor dem Auswärtsspiel in Walldorf
23. - 26.10. vor dem Auswärtsspiel in Mainz
20. - 23.11. vor dem Heimspiel gegen Hoffenheim
26. - 01.03. vor dem Restart in Freiberg
02. - 05.04. vor dem Auswärtsspiel In Offenbach
07. - 10.05. vor dem Auswärtsspiel in Bahlingen
„Wir waren häufig im DEZ.“ AK im HNA-Interview vom 10.11.2023

esteban
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Re: Perspektive 2022/23

Beitrag von esteban » 25. Sep 2022, 11:53

Die Septemberbilanz ist verheerend: fünf Spiele - drei Tore - zwölf Gegentreffer - null Punkte.
Ich kann mich an keine ähnliche Serie aus meiner persönlichen KSV-Historie erinnern.

Aber - es kann nur besser werden und das muss es auch, bloß wie und wo?
Vier Gegner aus dem oberen Tabellendrittel warten auf den KSV. Ausblick Oktober:
Damm reist heute nach Hennef und übernimmt ab Donnerstag wieder das Teamtraining vor dem Walldorfspiel. Walldorf hat unter der Woche ein Pokalspiel gegen Waldhof Mannheim und lässt da hoffentlich ein paar Körner.
Die Lebensversicherung von Walldorf ist Niklas Antlitz - gegenwärtig der geilste Stecher der Liga. Ihn gilt es,
in den Griff zu bekommen. Wenigstens ein Pünktchen sollte hierbei herausspringen...

Heimspiel gegen Stuttgart 2: Klar sind die auch wieder besser, aber an ein weiteres Match im Aueoval ohne Punkte mag ich gar nicht denken. Vielleicht reicht es für einen Punkt?

Auswärts in Ulm: Eigentlich klare Sache - außer Spesen nix gewesen. Wäre da nicht doch noch ein Fünkchen Hoffnung auf den Geist der letzten Saison, wo man besonders gegen starke Gegner gut aussah. Überraschung möglich? Die Liga würde es uns sicher danken...

Daheim gegen Steinbach:
Wieder so ein Rotzespiel. Eigentlich waren wir doch mal Steinbachs' Angstgegner. Ein Punkt drin?

Auswärts in Mainz ohne Teamvorbereitung durch Damm. Mainz auf dem Papier besser, aber so war es letztes Jahr doch auch und es endete mit einem Dreier....
„Wir waren häufig im DEZ.“ AK im HNA-Interview vom 10.11.2023

andreasm
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Re: Perspektive 2022/23

Beitrag von andreasm » 26. Sep 2022, 19:38

Die Septemberbilanz ist in der Tat verheerend. Wie alle, die es mit den Löwen halten, bin ich sehr enttäuscht von der Saison und war auch sehr frustriert von einigen ganz schwachen Leistungen, die ich im Videostream verfolgen konnte. Wie man klar gesehen hat (und sich für die Zukunft merken kann): Die Hoffnung, dass eine zur neuen Saison eigentlich überhaupt nicht verstärkte Mannschaft, erfolgreich in die Serie starten kann, einfach weil sie gut eingespielt ist (und andere noch nicht), die trog gewaltig. Warum kam es dazu? Ich kann nur raten, aber meine Erklärungen: Weil einige wenige, aber wichtige Spieler eben gleich verletzt waren (und es noch sind). Weil man sich zu sicher wähnte, in der Liga quasi automatisch wieder gut in der oberen Tabellenhälfte mitzuspielen. Vielleicht auch, weil das Mannschaftgefüge eben zu gleich zu Vorsaison war; da hat ein Reiz gefehlt. Da ist so gar nichts Neues und Frisches passiert, gleiches Trainerteam (klar, gut so), damit aber auch gleiches Spielsystem. Und die neuen Spieler: sind immer interessant, natürlich, aber da ist nicht einer dabei, der auch nur etwas über das durchschnittliche Leistungsniveau der Mannschaft herausragt. Und das setzt für mich als Zuschauer keinen Impuls. Und für die Mannschaft dann doch auch nicht.

Ich möchte zu bedenken geben, dass es die rätselhaft schlechten und uninspirierten Spiele auch schon in der letzten Saison gab, der absolute Tiefpunkt dabei das grausige Heimspiel gegen Pirmasens (nachdem man ja schon die Woche vorher beim vorherigen Tabellenletzten drei Punkte nahezu kampflos abgegeben hatte).

(Unwichtiger Einschub, da Einzelschicksal: Beim Pirmasens-Spiel war ich (u.a. wegen Corona) seit über zwei Jahren das erste Mal wieder endlich wieder im Auestadion ... und ... nach vielleicht drei oder vier oder fünf jahrelangen Überredungsversuchen konnte ich meine (nicht-fußball-interessierte) Partnerin mit auf die Reise und ins Auestadion nehmen. Tja, und dann das. Ein Nachmittag, an dem die Magie des KSV Hessen nicht ganz erkennbar war. ;-) Im Nachhinein ist es geradezu lustig, aber wie kamen eigentlich damals schon in der sonst guten Saison diese superschwachen Spiele zu Stande, von denen wir in dieser Saison gleich in Serie viele weitere gesehen haben?)

Ich hab manche vertraglichen Personal-Entscheidungen im Vorfeld der Saison nicht gut gefunden. Wenigstens ein arrivierter, erfahrener Spieler hätte verpflichtet werden müssen. Ob es wirklich nicht ging (finanziell), weiß ich natürlich nicht. Und dann hätte ich mir an den bisherigen Spieltagen auch durchaus auch etwas andere Mannschaftsaufstellungen vorstellen können - ohne zu wissen, ob das besser ausgegangen wäre. Es gab doch schnell diese sichtbaren Mängel: Nicht Alles über Rechts, die Torwartfrage, die schlechten Standards und Flanken, die Strafraumbesetzung und wie man da (und mit welchen Spieltertypen) hineinkommt - ist ja schon alles hier geschrieben worden.

Aber nun möchte ich Kurve kriegen: Das Spiel der Löwen gegen den OFC war nicht toll, aber es war schon mal viel besser. Die Abwehr stand viel souveräner (und der eine Fehler, der zum Tor führte war schon bitter) und auch ich hatte den Eindruck, dass da wieder eine Mannschaft spielte, die zusammen und füreinander spielte und kämpfte. Eine Mannschaft, die verständlicherweise wenig Selbstvertrauen in ihre Offensivleistung hatte und in dieser Situation auch spielerisch limitiert ist. Aber es wurde gekämpft und man hat sich bis zum Ende nicht einfach ergeben. Das zählt und macht mir doch wieder ein bisschen Hoffnung.

Löwen geben niemals auf, heißt es doch. Und so ist es: Der Verein kann doch nicht jetzt die Mannschaft vom Spielbetrieb abmelden. Die Entscheidung am Trainerduo festzuhalten, kann ich voll respektieren. Und sollte es am Ende doch noch gut ausgehen, wäre ich sogar recht stolz auf diese Entscheidung, denn meist ist das doch nur blinder Aktionismus. Wenn Tobi Damm noch das Vertrauen der Mannschaft hat, wenn die Gremien das so sehen, ist das ok, mit Tobi Damm weiterzumachen. Und eben auch eine klare Entscheidung, die helfen kann, den Fokus zu bekommen. Einen anderen vermeintlichen Retter gibt es jetzt nicht und alle Löwen müssen sich nun selbst am Zopf aus dem Schlammassel ziehen.

(Ich hoffe aber insgeheim, dass im Hintergrund vielleicht doch an die Neuverpflichtung einer echten Verstärkung gedacht und daran gearbeitet wird. Dass man das dann nicht jetzt öffentlich angekündigt, würde ich verstehen.)

Was nun wichtig ist: Die Mannschaft ist nicht zwangsläufig so limitiert , dass sie zu den Absteigern zählen muss, das haben die guten Spiele der letzten Saison gezeigt. Also ist es jetzt vor allem Kopfsache. Das Spiel gegen den OFC hat klar verbesserte Elemente beinhaltet. Also kann es besser werden und daran müssen alle glauben und dafür arbeiten. Wenn man aus dieser schwierigen Situation noch herauskommt, den Abstieg vermeidet, wäre das bei vermurksten Start in die Saison am Ende eine wirklich gute Leistung. Wenn man in den Abgrund geschaut hat und da herauskommt, kann man nur gewinnen.

Und das ist möglich! Und daher geht's weiter. Mit 0, 1 oder 3 Punkten im nächsten Spiel.

Leroy
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Re: Perspektive 2022/23

Beitrag von Leroy » 26. Sep 2022, 22:32

Glückwunsch, andreasm. Der beste Beitrag der hier seit langer Zeit zu lesen ist. Stimme dir in jedem Aspekt zu.
Ex-FB

Falsche Neun
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Re: Perspektive 2022/23

Beitrag von Falsche Neun » 27. Sep 2022, 12:18

Super Beitrag andreasm. Du sprichst mir aus der Seele...
"Mal verliert man und mal gewinnen die Anderen", Otto Rehagel

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