In Pirmasens ist man stinksauer

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Talla70
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Re: In Pirmasens ist man stinksauer

Beitrag von Talla70 » 20. Jun 2017, 13:55

Also eines ist mal klar: Hier gilt es auch für die Zukunft klare Richtlinien zu haben.
Es kann nicht sein, dass man auf zu großem Fuß lebt und im Endeffekt seine "Strafe" selbst gestalten kann.
Kickers Offenbach war hier der große Vorturner, Hessen Kassel hat es nachgeahmt.

Die Frage ist doch: Insolvenz vorher - was hätten die Spieler dann gemacht? Wären überhaupt so viel Punkte geholt worden? Hat man sich hier nicht einen Vorteil verschafft?

Punktum: Muss geprüft werden, Verstoß muss geahndet werden. Es gilt Verursacherprinzip und Zeitpunkt.
Deswegen werden ja auch 25jährige teilweise nach Jugendstrafrecht verurteilt, weil die Tat zu einem Zeitpunkt war, als er noch Jugendlicher war.

Trifft man hier im Fall Hessen Kassel keine Entscheidung, so wird es in Zukunft genauso laufen. Und die Vereine, die in die 3.Liga wollen, kaufen Spieler ein wie wild und melden bei Misserfolg einfach Insolvenz an. Neuer Anlauf dann wieder 3 Jahre später...

ChristianN
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Re: In Pirmasens ist man stinksauer

Beitrag von ChristianN » 20. Jun 2017, 14:04

bergerjoerg hat geschrieben:Die Voraussetzungen für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens waren schon vor Saisonende gegeben. Daraus lässt sich, je nach Lesart des Insolvenzrechtes, auch eine Verpflichtung herleiten, den Antrag zeitnah zu stellen.
Es ist juristisch aber ein wesentlicher Unterschied, ob man aufgrund drohender Zahlungsunfähigkeit den Antrag stellen kann oder aufgrund Zahlungsunfähigkeit stellen muss.
Und aus den Aussagen der Insolvenzverwalterin lässt sich eben nicht ableiten, dass die (nicht nur drohende) Zahlungsunfähigkeit den handelnden Personen schon vorher bekannt war oder bekannt sein musste. Wenn man z.B. aufgrund erwarteter Einnahmen (Spendenaktionen, Crowdfunding etc.) lediglich von einer Zahlungsstockung ausgegangen ist und/oder wesentliche Verbindlichkeiten noch nicht fällig waren, aber vielleicht zwischenzeitlich fällig gestellt worden sind. Was wir alle nicht wissen - inkl. der Pirmasenser. Insofern ist die Ferndiagnose aus der Pfalz erstmal nur postmortale Klugscheißerei ohne wirklich relevante Fakten zu kennen.

Fiesel
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Re: In Pirmasens ist man stinksauer

Beitrag von Fiesel » 20. Jun 2017, 14:26

ChristianN hat geschrieben:
bergerjoerg hat geschrieben:Die Voraussetzungen für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens waren schon vor Saisonende gegeben. Daraus lässt sich, je nach Lesart des Insolvenzrechtes, auch eine Verpflichtung herleiten, den Antrag zeitnah zu stellen.
Es ist juristisch aber ein wesentlicher Unterschied, ob man aufgrund drohender Zahlungsunfähigkeit den Antrag stellen kann oder aufgrund Zahlungsunfähigkeit stellen muss.
Und aus den Aussagen der Insolvenzverwalterin lässt sich eben nicht ableiten, dass die (nicht nur drohende) Zahlungsunfähigkeit den handelnden Personen schon vorher bekannt war oder bekannt sein musste. Wenn man z.B. aufgrund erwarteter Einnahmen (Spendenaktionen, Crowdfunding etc.) lediglich von einer Zahlungsstockung ausgegangen ist und/oder wesentliche Verbindlichkeiten noch nicht fällig waren, aber vielleicht zwischenzeitlich fällig gestellt worden sind. Was wir alle nicht wissen - inkl. der Pirmasenser. Insofern ist die Ferndiagnose aus der Pfalz erstmal nur postmortale Klugscheißerei ohne wirklich relevante Fakten zu kennen.
Das Insolvenzrecht bietet einen Spielraum von 3 Wochen an und der Verband hat bei seinen Regularien meiner Meinung nach den Fehler gemacht, diese Frist nicht mit einzubauen. Dadurch ergibt sich für die Vereine ggf. die Möglichkeit, den Punktabzug in die Folgesaison zu legen. Ich teile hier die Meinung von Pirmasens, dass dies keine sportliche faire Lösung ist.
Wobei der "Übeltäter" hier eher nicht der KSV ist, sondern der Verband, der diese taktische Möglichkeit durch die Regularien ermöglicht.
Meiner Meinung nach, wäre es viel schlauer gewesen, wenn Insolvenzen auch bis 3 Wochen nach Saisonschluss mit einem nachträglichen Punktabzug bestraft würden.
Sollte dann ein Verein die Insolvenzanmeldung um 4 Wochen verzögern, würde er sich strafbar machen und somit könnte der Verband darauf verweisen, dass der leidtragende Vereine (in diesem Fall Pirmasens) hier eine Entschädigung vor ordentlichen Gerichten einklagen kann, wenn er die Insolvenzverschleppung beweisen kann.

Aber so wie es aktuell ist, muss sich der Verband den Vorwurf einer unfairen Regelung gefallen lassen. Trotzdem glaube ich nicht, dass er dem Einspruch von Pirmasens nachgeben wird.

ChristianN
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Re: In Pirmasens ist man stinksauer

Beitrag von ChristianN » 20. Jun 2017, 17:10

Fiesel hat geschrieben:Das Insolvenzrecht bietet einen Spielraum von 3 Wochen an
Hast Du meinen Beitrag gelesen und verstanden?
Nochmal:
Zahlungsunfähigkeit = Antragspflicht = 3-Wochen-Frist
drohende Zahlungsunfähigkeit = Möglichkeit des Eigenantrags (keine Pflicht)
Zahlungsstockung = kein Insolvenzgrund

Welcher Tatbestand wann vorgelegen hat, vermag ich von außen und weit weg nicht zu beurteilen. Genau so wenig wie ein Pfälzer Rechtsanwalt oder Vereinspräsi.

Dass die Aufstiegs-/Abstiegs-/Punktabzugsregularien insgesamt eine Katastrophe sind steht ja wieder auf einem anderen Blatt. Dafür kann der KSV aber nix.

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Re: In Pirmasens ist man stinksauer

Beitrag von Fiesel » 20. Jun 2017, 18:05

ChristianN hat geschrieben: Welcher Tatbestand wann vorgelegen hat, vermag ich von außen und weit weg nicht zu beurteilen.
Das ist mit der Zahlungsstockung ist so eine Sache, wenn die länger als 3 Wochen bei wesentlichen Forderungen andauert, bist du zahlungsunfähig.

Ich gratuliere jedem, der glaubt, dass der Verein zum Ende der letzten Saison maximal 3 Wochen mit einigen Zahlungen in Verzug war, zu seiner beeindruckenden positiven Sichtweise.
Ich sag da nur mal das Stichwort "KSV-Clubhaus-Supporter".

Somit kann ich dir versichern, dass ich deinen Beitrag verstanden habe, meine Sichtweise ist nur nicht so rosarot wie deine. Aber diese sei dir gegönnt.

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Re: In Pirmasens ist man stinksauer

Beitrag von Lokalmatador » 20. Jun 2017, 18:21

Ich kann den Ärger Pirmasens durchaus verstehen, wenngleich man einen sportlichen Abstieg vielleicht auch einfach akzeptieren sollte. Der Drittplatzierte 14/15, die SV Elversberg, hätte sich auch verschaukelt fühlen können. Schließlich eroberten doe Oxxen mit nicht vorhandenem Geld einen der beiden Relegationsplätze und kurz darauf folgte die Insolvenz.
Das ist schon ein Unterschied zu unserer Situation, denn erstmals seit Jahren lebten wir nicht über unseren Verhältnissen, was den Kader anbetrifft. Wettbewerbsverzerrung war es also nicht.
Ganz davon ab, dass ein Verein wie der FK Pirmasens in einer Stadt, die wirschaftlich wohl nie wieder auf die Beine kommen wird, mit ehrlichem Oberliga-Fußball besser beraten ist als mit dieser Todes - Regionalliga. Ich hatte bei unserem Gastspiel (trotz Saisonbeginn, bestem Wetter und attraktivem Gegner) leider nicht das Gefühl, dass der Verein noch großes Interesse im Ort weckt. Bei unserem Gastspiel 2007/2008 hatte ich da noch mehr Zuspruch in Erinnerung.
"Und ich verliebte mich in den Fußball wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würde." (Hornby)

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Re: In Pirmasens ist man stinksauer

Beitrag von Fiesel » 20. Jun 2017, 18:31

Lokalmatador hat geschrieben:...
denn erstmals seit Jahren lebten wir nicht über unseren Verhältnissen, was den Kader anbetrifft. Wettbewerbsverzerrung war es also nicht.
Das ist schon ein Unterschied zu unserer Situation, denn erstmals seit Jahren lebten wir nicht über unseren Verhältnissen, was den Kader anbetrifft. Wettbewerbsverzerrung war es also nicht.
...
Naja, laut Verein war u.a. die Punkteprämie für das große Minus der letzten Saison verantworlich und da Punkteprämien bekannterweise an Spieler gezahlt werden, haben wir wohl doch mehr an den Kader bezahlt, als wir uns leisten konnten. Alles andere ist für mich Schönfärberei.
Finanziell gesehen war die letzte Saison katastrophal und da muss jetzt mal Transparenz geschaffen werden, wieso selbst diese Saison so aus dem Ruder laufen konnte.

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Re: In Pirmasens ist man stinksauer

Beitrag von Axel Feder » 20. Jun 2017, 18:51

Ich hab früher mal gelernt, dass eine Zahlungsunfähigkeit vorliegt, wenn mindestens 10% der Gesamtverbindlichkeiten über einen Zeitraum von mehreren Wochen nicht mehr bedient werden können. So oder so ähnlich. Ob das noch aktuell ist, keine Ahnung.
Unsere Zeit wird kommen!

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