Quo vadis, KSV?

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2.ligist
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Re: Quo vadis, KSV?

Beitrag von 2.ligist » 19. Apr 2017, 07:18

Ein Lizenzantrag im Sinne des Wortes gibt es erst ab der 3.liga, da werden dann auch testierte
Bilanzen/ Finanzpläne verlangt.
In Liga 4 muss eine Kaution von ca 35.000,- gestellt werden.

keichwa
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Re: Quo vadis, KSV?

Beitrag von keichwa » 19. Apr 2017, 08:01

Nun dramatisiert mal nicht alles so maßlos... Und vor allen Dingen sind diese Schuldzuweisungen mancher unerträglich. Es it ja auch nicht so, dass immer die gleichen am Ruder waren.

Natürlich ist manches ziemlich blöder gelaufen (Comvalius), aber soweit ich es von ganz weit außen beurteilen kann, war immer guter Wille dabei (Vereinsheim, Videotafel, Sako, Ricky, Trainingslager, Wolf, Mink). Manches war bescheuert hoch 3 (Thorsten Bauer, bestimmt kein Unschuldslamm, aber das war wirklich übel).

Andererseits gab's ja auch durchaus Erfolge und schöne Momente: Meisterschaft, Hessenpokal, 2 x DFB-Pokalteilnahme, Totti so lange gehalten, Bobo ein paar Jahre, die aktuelle Mannschaft plus Trainerteam, das Medienteam, Eisenbach als Trikotsponsor, all die großen und kleinen tapferen Sponsoren -- ja, und sogar die "Gremien". Darauf kann man insgesamt durchaus stolz sein.

Alles in schwierigem Umfeld (wurde von anderen ja bereits dargestellt).

Jetzt müssen wir mal wieder ein wenig kreativ denken. Das Vereinsheim könnte ein Sponsor erwerben (VW mit seinem Milliardengewinn?) und dann dem Verein zur Verfügung stellen. Die Videotafel sollte die Stadt endlich kaufen (meinetwegen mit Rückkaufoption). Schlussendlich mit ein zeitgemäßes Stadion geplant und gebaut werden.
Karl

esteban
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Re: Quo vadis, KSV?

Beitrag von esteban » 19. Apr 2017, 08:43

Vorsicht.
Es gilt knallharte legale Fristen einzuhalten, auch um handelnde Personen vor ebenso knallharten juristischen Konsequenzen zu bewahren.
Diese Fristen beginnen bereits ab einer vermuteten Zahlungsunfähigkeit.
Im Übrigen kann ein Insolvenzantrag nicht nur von einem einzelnen Vorstandsmitglied gestellt werden (es muss das bei vermuteter Zahlungsunfähigkeit sogar tun), sondern auch von Außen durch einen Gläubiger z. Bsp. bei glaubhaft vermuteter Zahlungsunfähigkeit (wochenlang ausbleibende Zahlung). Damit würde dem Verein allerdings das Heft des Handelns aus der Hand genommen...
Die Situation wird durch den Umstand,daß ein Gläubiger im Vorstand sitzt umso komplexer.
Eigentlich ist das ein Konflikt, bei dem sich beide Interessenslagen blockieren.
Wie das aufzulösen geht, dazu fehlt mir die Phantasie.
Vermutlich benötigt das tatsächlich einen Ruck von Außen, damit sich festgefahrenes bewegt. Was man aber ebenfalls nicht vergessen sollte: das Ziel der Vereinsinsolvenz ist die Vereinsauflösung - wenn ich das richtig verstehe.
Das wäre also mit dem Fortbestand von in Fussball-GmbH's ausgegliederten "Vereinen" wie dem OFC oder dem FSV nicht zu vergleichen.
Auch das sollte man bedenken...

marinho
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Re: Quo vadis, KSV?

Beitrag von marinho » 19. Apr 2017, 09:11

Jetzt ist der Vereinsvorstand in der Pflicht, eine Entscheidung zu treffen, wie es weiter gehen soll. Ich erwarte, dass es dazu zeitnah eine Äußerung gibt - und warne zugleich davor, in diesem Thread in einer Insolvenz das Allheilmittel zu sehen, das uns (bis auf einen Abzug von 9 Punkten für die laufende oder die neue Saison?) von allen Sorgen befreit. Wie Esteban schon schrieb, ist es nicht sicher, dass wir - wie der OFC, der VfR Aalen und vermutlich auch der FSV - "mit einem blauen Auge davon kommen" und kurzfristig schuldenfrei sind. Als Insolvenz-Ergebnis kann nämlich auch herauskommen, dass gar nichts übrig bleibt. Und das wollen wir treuen Löwenfans ja auch nicht! Also bitte nicht "das Kind mit dem Bade ausschütten"!
Zuletzt geändert von marinho am 19. Apr 2017, 15:57, insgesamt 1-mal geändert.
Tradition schießt keine Tore (Marco Bode)

bergerjoerg
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Re: Quo vadis, KSV?

Beitrag von bergerjoerg » 19. Apr 2017, 11:24

Zunächst möchte auch ich mich bei Ecki für seinen hervorragenden Beitrag bedanken, dem ich inhaltlich in allen Punkten nur zustimmen kann. Und auch Löwenzahns offenem Brief kann ich in weiten Teilen zustimmen. Allerdings hilft es in der jetzigen Situation nicht mehr, sich mit Fehlern und nicht gehaltenen Versprechen aus der Vergangenheit aufzuhalten. Natürlich sind die jeweiligen Verantwortlichen durch ihr Verhalten, Taten wie Worte, maßgeblich schuld an der Misere. Für eine Lösung der Probleme hilft das aber nur wenig.
Manche Dinge kann ich aus der Distanz - ich bin zwar Löwen-Fan seit den frühen Achtzigern, aber eben im Rheinland wohnhaft - nicht so gut beurteilen. Die Dramatik der Situation ist aber nicht zu unterschätzen. Die Formulierungen des Appells auf der Startseite lassen erahnen, dass da schon ordentlich Kreide gefressen wurde, um der Öffentlichkeit nicht das ganze Ausmaß der Bredouille vor den Kopf zu knallen. Es geht um nichts weniger als um die Existenz des Vereins. Denn beruflich bedingt habe ich u.a. auch mit Insolvenzen zu tun. Und was hier von anderer Seite schon bestätigt wurde: Jeder, der eine unbeglichene Forderung gegen den KSV hat, kann für diesen Insolvenz beantragen. Der Platzwart, dessen Gehalt zu spät überwiesen wurde; der Energielieferant, dessen Rechnung zu spät beglichen wurde. Der Betreuer oder Ordner, dessen Aufwandsentschädigung ausbleibt. Dafür reichen in Verbindung mit den seit langem schwelenden Gerüchten zu drohenden Liquiditätsengpässen auch ein kleiner Betrag, der wenige Tage zu spät gezahlt wird. Und wenn dann ein vorläufiges Insolvenzverfahren eingeleitet wird und der beauftragte Verwalter erst mal zu prüfen beginnt, schwebt ganz schnell das Gespenst einer möglichen Insolvenzverschleppung durchs Auestadion. Ich bin immer gegen Panikmache, aber dieser Situation die Dramatik nehmen zu wollen wäre blauäugig.
Ich maße mir nicht an, eine Lösung zu haben. Natürlich möchte ich auch im nächsten Jahr RL-Fußball im Auestadion erleben, mit einer Mannschaft, die zumindest wettbewerbsfähig ist. Doch wie einige andere hier im Forum auch sehe ich kurzfristige Hilfsaktionen zwar als gut gewollt, aber eher kontraproduktiv an, weil damit ein möglicherweise unverzichtbares grundsätzliches Umdenken (oder Richtungswechsel, Neuanfang, wie auch immer) wieder hinausgeschoben wird. Man hangelt sich über die Runden, schafft es bis zum Jahresende, und dann schrillen die Alarmglocken erneut. Da werden irgendwann auch die treuesten Fans müde, es nervt, immer wieder Krisengerede über seinen Herzensclub hören zu müssen.
Tatsache scheint zu sein: Nur durch VW wurde der Club in den letzten Jahren am (Regionalliga-)Leben gehalten. Und Ersatz ist nicht in Sicht. Dafür können die Verantwortlichen nur bedingt etwas. Und natürlich ist auch ein genereller Trend, wonach viele, die früher im Stadion gefeiert haben, lieber zuhause an der Konsole daddeln, etwas, mit denen vor allem die Clubs unterhalb der 2. Liga zu kämpfen haben. Fußball jenseits der Bundelsigen hat nicht mehr den Unterhaltungswert und Reiz für die Generation der 15-40jährigen wie zu der Zeit, als ich dieser Altersgruppe angehörte.
Dass man viele Fehler gemacht hat, ist aber auch unbestritten. Schon früher hatte ich bemängelt, welch schlechtes Händchen der KSV bei personellen Nachverpflichtungen hat. Kullmann, Mendy und viele andere haben den Verein nicht weitergebracht, aber gekostet. Dabei muss man natürlich auch das Know How der jeweiligen Trainer hinterfragen: Wie kritiklos man damals den als Trainer nicht wirklich erfahrenen Großkopf hat machen lassen (Stichwort Andrijancic, Wachowski), war erstaunlich. Und bei uns im Westen haben sich viele gewundert, warum man später auf Mink verfallen ist, dessen fachlicher und menschlicher Ruf hier angeschlagen war. Dass Steinbach nun den gleichen Fehler macht, ist dabei kein Trost. Es gibt Trainer, deren Namen sind "verbrannt", die tut man sich einfach nicht an, von Matthäus über Slomka bis Wollitz und Mink. Was Slomka Karlsruhe gekostet hat, möchte ich gar nicht wissen.
Aber das hilft jetzt nicht weiter. Es müssen Lösungen hier, und es wäre schön, wen man sicher sein könnte, dass zumindest die richtigen Leute dabei sind, diese zu entwickeln. Ich kann da nur an die Leute in der Region, die über entsprechendes finanzielles und sportliches Know How besitzen, appellieren, sich in den Verein einzubringen, wie auch immer. Engagiert euch, knüpft Kontakte, macht auf die Situation aufmerksam. Stillschweigendes, lähmendes Desinteresse wäre das Schlimmste, auch wenn das leider in vielen gesellschaftlichen Bereichen inzwischen auf dem Vormarsch ist. Und ganz vorn möchte ich die Stadt sehen. So viel - bei allem Respekt! - hat Kassel nicht, um über die Stadtgrenzen hinaus zu punkten. Der KSV ist eine Marke mit Tradition, also helft bei ihrer Rettung. Die niedrigen Zinsen entlasten gerade die kommunalen Haushalte, da müssten auch in den klammen Kassen Spielräume sein, um zumindest mal die Form einer möglichen Unterstützung anzudenken, und zwar in einem mittel- bis langfristigen Konzept.
Wenn sich da Leute mit mehr Verantwortung, Einfluss und Möglichkeiten nur annähernd so engagieren würden wie Ecki, wäre ich bedeutend optimistischer.

Axel Feder
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Re: Quo vadis, KSV?

Beitrag von Axel Feder » 19. Apr 2017, 11:38

esteban hat geschrieben:Was man aber ebenfalls nicht vergessen sollte: das Ziel der Vereinsinsolvenz ist die Vereinsauflösung - wenn ich das richtig verstehe.
Das wäre also mit dem Fortbestand von in Fussball-GmbH's ausgegliederten "Vereinen" wie dem OFC oder dem FSV nicht zu vergleichen.
Auch das sollte man bedenken...
Die Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine GmbH war ja vor vielen Jahren auch oft ein Thema. Auch das sollte bei allen zukünftigen Plänen möglicherweise wieder in Betracht gezogen werden. Der Restverein wäre erstmal geschützt. Insofern kann ich deine Bedenken teilen, was eine Insolvenz als Verein angeht. Andererseits gibt es für Otto Normalbürger ja auch die Privatinsolvenz, die hat ja auch nicht das Ziel dich am Ende "aufzulösen". ;)
Unsere Zeit wird kommen!

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Re: Quo vadis, KSV?

Beitrag von kasselfreund » 19. Apr 2017, 12:06

Jetzt sollten sich die Verantwortlichen des Vereins, Förderer, Vertreter der Wirtschaft ( IHK ?)und der Stadt mal zusammensetzen, sich der Sache ernsthaft annehmen und versuchen, eine Lösung zu finden.
Unser Traditionsverein ist es wert, erhalten und zukunftsfähig gemacht zu werden. Der sportliche Bereich ist hierzu ein Beispiel dafür, was eine sinnvolle Zielsetzung bewirken kann, wenn sie mit viel Lebendigkeit und authentisch umgesetzt wird.
Auch wenn die Gemengelage nicht einfach ist, an so einem runden Tisch führt meiner Meinung nach kein Weg vorbei.

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Re: Quo vadis, KSV?

Beitrag von marinho » 19. Apr 2017, 15:59

kasselfreund hat geschrieben:Jetzt sollten sich die Verantwortlichen des Vereins, Förderer, Vertreter der Wirtschaft ( IHK ?)und der Stadt mal zusammensetzen, sich der Sache ernsthaft annehmen und versuchen, eine Lösung zu finden.
Unser Traditionsverein ist es wert, erhalten und zukunftsfähig gemacht zu werden. Der sportliche Bereich ist hierzu ein Beispiel dafür, was eine sinnvolle Zielsetzung bewirken kann, wenn sie mit viel Lebendigkeit und authentisch umgesetzt wird.
Auch wenn die Gemengelage nicht einfach ist, an so einem runden Tisch führt meiner Meinung nach kein Weg vorbei.
Guter Vorschlag - bei dieser Gelegenheit könnte sich der neue OB Geselle gleich mal verdient machen! Z.B. hat die Stadt Offenbach auf erhebliche Forderungen verzichtet, damit der OFC überlebt.
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