Löwen fordern in Brief an Regionalliga SĂŒdwest Verzicht auf Schlechterstellung einzelner Vereine

Wie geht es weiter im Fußball? Diese Frage interessiert zahlreiche Anhänger, Vereine und Verbände. Die derzeit diskutierten Optionen, wie eine Wertung der aktuellen Saison 2019/20 erfolgen soll, wirft dabei für alle Beteiligten zahlreiche Fragen auf. Der Hessische Fußball-Verband (HFV) hat sich zu Beginn der Woche dafür stark gemacht, dass der zweite Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde berechtigt, auf Basis der vielzitierten Quotientenregelung gewertet werden solle. Im Nachgang der virtuellen Sitzung der Gesellschafterversammlung der Regionalliga Südwest wurde durch die Medien bekannt, dass dieser Vorschlag bei einer Probeabstimmung mit 5:2 abgelehnt wurde. Das führt zu einigen Irritationen, die der KSV Hessen Kassel zum Anlass genommen hat, in einem Brief an die Geschäftsführung der Regionalliga Südwest die Argumentation des Vereins zur geplanten Wertung ausführlich darzulegen.

Vor Beginn jeder Serie stehen eine Spielordnung und ein Regelwerk, auf deren Grundlage die beteiligten Vereine ihre Planungen ausrichten. Nach derzeitigem Kenntnisstand scheint sich für die Regionalliga Südwest als favorisierte Lösung eine teilweise Wertung der Serie abzuzeichnen. Offenbar ist geplant, aus den unteren Ligen jeweils den aktuell Tabellenersten als „Meister“ zu werten, diesen aufsteigen zu lassen und den sportlichen Abstieg auszusetzen.

„Meister“ ist nach § 46 Abs. 2 der Spielordnung der Regionalliga Südwest „wer nach Durchführung aller Spiele die meisten Gewinnpunkte erzielt hat“.

Weil bei Abbruch der Serie nicht alle Spiele durchgeführt worden sind, gibt es auch keinen „Meister“ und demzufolge auch keinen Aufsteiger. Das gilt natürlich sowohl für den aktuell Tabellenersten der Regionalliga wie auch für die drei aktuell Tabellenersten der unteren Ligen. Diese Situation ist juristisch eindeutig und nicht diskutabel. 

Der KSV Hessen Kassel e.V. begrüßt, wenn sich die Regionalliga Südwest in dieser Lage darüber Gedanken macht, wie bei einer nicht in der Spielordnung vorgesehenen Sondersituation, für die keiner der Beteiligten verantwortlich ist, verfahren werden kann. Der KSV Hessen Kassel vertritt die Auffassung, dass, wenn es nun bei diesen Überlegungen zu Abweichungen von der Spielordnung kommt, dies ausschließlich dann möglich ist, wenn keiner der Beteiligten dabei einen Schaden erleidet, für den er nicht selber verantwortlich ist: Denn es gilt der uralte juristische Grundsatz, dass es eine Gleichheit im Recht gibt, aber keine Gleichheit im Unrecht.

Die Regionalliga Südwest kann demzufolge nicht den aktuell Tabellenersten bei Abbruch der Serie entgegen der geltenden Spielordnung den Aufstieg quasi „schenken“, den Tabellenletzten den Abstieg ersparen und den aktuell Tabellenzweiten alle Rechte verweigern. Diese Variante lehnt der KSV Hessen Kassel entschieden ab. Im Falle einer entsprechenden Entscheidung werden juristische Schritte erwogen.

Richtig ist, dass die aktuell Tabellenzweiten der Oberligen Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz/Saar und Hessen noch den vierten Aufstiegsplatz ausspielen müssten, wenn die Serie nicht abgebrochen würde. Dazu wird es leider nicht kommen können. Das bedeutet für die drei betroffenen zweitplatzierten Vereine bereits jetzt immense Einnahmeverluste. Für die Regionalliga Südwest bleibt daher nur die Entscheidung, entweder alle aktuell Tabellenzweiten der unteren Ligen aufsteigen zu lassen oder nach der bei der Wertung der übrigen Tabellenstände favorisierten Quotientenregelung zu verfahren. Der KSV Hessen Kassel wäre mit beiden Lösungen selbstverständlich einverstanden und unterstützt die Suche nach konstruktiven Lösungen.

Der KSV Hessen Kassel hat zur Vermeidung der Schlechterstellung aller Vereine in der vergangenen Woche einen Vorschlag eingebracht, wie eine mögliche Wertung im Falle eines Abbruchs der Saison aussehen könnte. Der Vorschlag sieht vor, keinen Verein zu benachteiligen. Das würde erreicht, in dem auf den sportlichen Abstieg verzichtet wird. Zudem steigen die Meister sowie alle Qualifikanten einer Aufstiegsrunde auf, um keinen Verein zu benachteiligen. In der darauffolgenden Saison, deren Start und wirklicher Ablauf auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht seriös geplant und abgesehen werden kann, würde durch eine erhöhte Anzahl an Absteigern wieder ausgeglichen. Die höhere Anzahl an Heimspielen böte den Vereinen zudem die Chance, einen geringen Teil der Mindereinnahmen auszugleichen. Der KSV Hessen Kassel erwartet, dass auch dieser Vorschlag Eingang in der Diskussion der Gesellschafterversammlung findet. Weiterhin erwartet der Verein, auf die Schlechterstellung einzelner Vereine und damit auf diese Form der Teilwertung zu verzichten.

Der komplette Vorschlag ist hier zu finden: https://www.ksvhessen.de/news/wie-geht-es-weiter-ein-vorschlag-des-ksv-hessen-kassel-zur-weiteren-vorgehensweise/

Veröffentlicht: 16.05.2020

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Datum des Ausdrucks: 19.04.2024