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Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

"Chapeau, chapeau, Herr Pichinot!"

Die KSV-Kolumne von Christof Dörr

Sage ich mal so pauschal zum Saisonstart unseres Neuzugangs und schnalze anerkennend mit der Zunge! Zwei astreine Vorbereitungen gegen Schott Mainz und jetzt zwei Treffer in Stadtallendorf. Wollen wir mal hoffen, dass es so weiter geht.

Noch gefühlsduselig vom grandiosen Auftritt in Stadtallendorf habe ich mal das Wort Pichinot in den Online-Übersetzer eingegeben. Doch die kalte Dusche folgt sogleich: Pichinot, hat in keiner bekannten Sprache eine Bedeutung, behauptet zumindest Google. Mist! Irgendwie hatte ich gehofft, dass es vielleicht schleimige Schnecke oder duftende Blume oder so heißt. Oder eben super Stürmer. Wobei das zugegebenermaßen ein ziemlich verrückter Zufall gewesen wäre.

Wie ich überhaupt auf die seltsame Idee komme, hinter dem Namen könnte sich etwas verbergen? Ganz einfach: Aus eigener Erfahrung. Bekannte meiner Eltern heißen mit Nachnamen Bouchon. Immer wenn sie in Frankreich waren und zum Beispiel im Hotel ihren Namen nennen mussten, huschte ein kurzes Schmunzeln über die Lippen der Angestellten. Damals gab es natürlich noch kein Google, aber es gab ein Wörterbuch, Nach einigen Begegnungen dieser Art wurde es auch benutzt und siehe da: Bouchon ist tatsächlich Französisch und bedeutet auf Deutsch Stecker! Kein Wunder, dass der Name für Freude gesorgt hat.

Übrigens, Mahir Saglik gratuliere ich an dieser Stelle auch ganz herzlich zu seinem ersten Saisontor! Wohoooooooo! Und seinem rechten Fuß wünsche ich von ganzem Herzen ganz, ganz, ganz viel Saglik! Damit er auch im nächsten Spiel wieder herzhaft zutreten kann. Saglik ist nämlich türkisch und bedeutet Gesundheit – behauptet zumindest mein neuer Freund, der Google Übersetzer. Und Bravo übersetzt er mit mutig, beherzt, wild. Tja, so kennen wir ihn, unseren Adrian. Leider verbirgt sich hinter Pichinot keine solche Stecker- oder Gesundheit-Geschichte.

Nils heißt er mit Vornamen und ist ein echter Hamburger Jung, der 2009 in der 2. Bundesliga eigentlich den perfekten Start für ein erfolgreiches Leben als Fußballer erwischt hat. Am ersten Spieltag der Saison wurde er gegen Rot Weiss Ahlen in der 77. Minute eingewechselt und köpfte in Minute 92 den 2:1 Siegtreffer für sein Team. YEAH! Publikumsliebling, Millionenvertrag, zwei Jahre später für 25 Millionen an Barcelona verkauft! Denkste. Nach seinen legendären ersten 15 Minuten stand Nils Pichinot nie wieder für die Profis auf dem Platz. Klingt mehr als seltsam, ist aber so. Also ganz im Ernst, lieber FC St. Pauli, dass musst Du mir bei Gelegenheit mal etwas genauer erklären.

Aber jetzt zurück zum KSV – WOW! Was für eine geile Saison bislang! Nach drei Spielen Platz 2, punktgleich mit dem Ersten, dessen Name mir leider gerade entfallen ist, weil er aus einer für Nordhessen verbotenen Stadt kommt. Schon 7 Punkte eingesackt – läuft. Und jetzt am Wochenende geht der Lauf hoffentlich so weiter. Der FK 03 Pirmasens kommt ins Auestadion. Ich muss gleich mal nachschauen, ob die 40.000 Einwohner-Stadt einen Eishockeyverein hat. Die heißen dann bestimmt Piranhas Pirmasens – kurz PiPi! Wär doch lustig, aber nö, gibt’s nicht. Egal! Schnell wieder zur besten Sportart der Welt.

Der FK, also Fußball Klub, aus Rheinland-Pfalz, hat eine lange, lange Geschichte. Er war zum Beispiel mal der Lieblingsgegner von Fritz Walter. Der Ehrenspielführer der Deutschen Nationalmannschaft schoss nämlich 1942 13 Tore gegen Pirmasens. In einem Spiel! Sein 1. FC Kaiserslautern gewann das Duell der Gauliga Südwest mit 26:0. Angesichts dieses Ergebnisses kann man mit Fug und Recht sagen, dass Pirmasens einen schlechten Tag erwischt hatte – passend zur insgesamt sehr schlechten Zeit damals, seine fußballerisch besten Zeiten erlebte der Verein in den 70er Jahren, als er vier Jahre lang in der 2. Bundesliga Süd gekickt hat. 1976/77 und 77/78 zusammen mit dem KSV Baunatal. Die Nordhessen gewannen drei der vier Spiele gegen Pirmasens, eines endete unentschieden. Diese Zeit als Zweitligist endete für Pirmasens mit einem Knall: Beim Abstieg 1978 haben sie mit 6:70 Punkten und sage und schreibe 120 Gegentoren einen Negativrekord aufgestellt. In dieser Saison wurde übrigens ein gewisser Peter Cestonaro mit 27 Treffern Torschützenkönig der 2. Bundesliga Süd. Damals allerdings noch für Darmstadt Dingens90.

Aber auch ohne Fritz Walter und Peter Cestonaro werden wir am Samstag ganz sicher eine gute Figur machen – schließlich hat der KSV einen Lauf und den hält bekanntlich weder Ochs noch Pirmasens auf. Und eins noch, lleber Herr Pichinot, nur so zur Info, wenn Sie am Samstag in der 92. Minute das Siegtor schießen: Der KSV wird Sie ganz sicher wieder aufstellen, machen Sie sich da mal keine Sorgen.

Und jetzt, quasi als Trockenübung, schonmal alle zusammen, so laut, dass man es in ganz Kassel hören kann: Schalalalaaaaaaa, der KSV ist wieder da!

Veröffentlicht: 17.09.2020

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Datum des Ausdrucks: 25.04.2024