Nach sieben Jahren Derbyzeit

Nach sieben Jahren Derbyzeit

Am Dienstag kicken Baunatal und die Löwen wieder um Punkte

Am 3. September ist es soweit. Nach etwas mehr als sieben Jahren steigt im Baunataler Parkstadion das Derby KSV gegen KSV bei einem Punktspiel. Nein, eine Tradition wie bei Schalke gegen Dortmund oder Nürnberg gegen Fürth gibt es hier sicher nicht. Dazu ist dieses Duell noch zu jung. Erst 1974 spielten die beiden Teams zum ersten Mal gegeneinander um Punkte.

Die Löwen kickten bis zu diesem Zeitpunkt immer erst- oder zweiklassig, der KSV Baunatal entstand erst 1964 durch eine Fusion zwischen dem KSV Altenritte und dem KSV Altenbauna. Dennoch gibt es viel Brisanz bei diesem Spiel. 1976 zog der Lokalrivale aus der VW-Stadt am Platzhirsch vorbei. Während die Löwen in der damals drittklassigen Oberliga Hessen verharren mussten, schaffte Baunatal den Sprung in die 2. Liga. Besonders bitter für viele Fans des KSV Hessen: Baunatal machte den Aufstieg ausgerechnet im Auestadion perfekt, mit einem 5:0 bei den Löwen. Da das Baunataler Parkstadion zu diesem Zeitpunkt noch in Planung war, bestritten die VW-Städter ihre 2. Liga Spiele dann auch in Kassel. Ausgerechnet als das Parkstadion im Frühjahr 1979 fertiggestellt war, stiegen die VW-Städter ab.

1979/80 kämpften beide um die Rückkehr in den Profifußball. Am 18. August 1979 kamen sage und schreibe 16.000 Zuschauer ins Auestadion und feierten Helmut Hampl, der mit einem tollen Freistoß kurz vor Schluss den Sieg der Löwen besiegelte. Bis heute ist das die größte Derby-Kulisse. Das Rückspiel ging dann aber mit 2:1 an Baunatal. Am 12. April 1980 gab es die höchste Zuschauerzahl im Parkstadion, 10.000 Zuschauer sorgten für ein ausverkauftes Haus. Der Sieg der Heimmannschaft wurde allerdings nicht sonderlich laut bejubelt. Die Anhänger der Baunataler waren im eigenen Stadion klar in der Minderheit, unter den Zuschauern drückten mehr als 7.000 Fans den Löwen die Daumen. Trotz des Baunataler Sieges stieg der KSV Hessen am Ende der Saison in die 2. Liga auf.

Inzwischen war eine gehörige Portion Rivalität ins nachbarschaftliche Verhältnis geraten. Etliche Spieler wechselten in all den Jahren die Seiten, nicht immer im gütigen Verhältnis zu ihrem bisherigen Arbeitgeber. Auch zwischen den Clubs gab es Streit und Zank um Ablösesummen. Nach sieben Jahren 2. Liga, in denen die Löwen mehrfach den Aufstieg in die 1. Bundesliga verpassten, trafen sich am 2. September 1987 die beiden Teams wieder in der Oberliga Hessen. Nach dramatischen 90 Minuten im Parkstadion hieß es am Ende vor 6.500Zuschauern 2:2-Unentschieden. Ausgerechnet der damalige Mannschaftskapitän Dieter Hecking, heute Trainer beim VfL Wolfsburg, leitete mit einem katastrophalen Fehlpass den Baunataler Ausgleichstreffer ein. Das Rückspiel geriet für Baunatal zum Fiasko. Im März 1988 gab es ein 6:0 für die Löwen, der höchste Derbysieg aller Zeiten, allerdings auch vor der kleinsten Kulisse. Keine 2.000 Fans wollten dieses Duell sehen. 1991 siegte der KSV zum ersten Mal in der VW-Stadt und das gleich mit 3:0.

Anschließend ging zunächst für Baunatal der Weg nach unten, später dann für die Löwen. Erst im Sommer 1999 traf man sich wieder zu einem Pokalspiel auf dem G-Platz. Der KSV Hessen kickte nach dem Konkurs des FC Hessen in der siebtklassigen Bezirksliga, Baunatal spielte drei Klassen höher. Am Ende siegte Baunatal mit 7:3, in den Reihen der VW-Städter ein junger Mann namens Thorsten Bauer, der von Trainer Bernd Lichte seinen Feinschliff bekommen hat. 2002, nach drei Aufstiegen des KSV Hessen, trafen sich beide Teams endlich wieder um Punkte. Beide Male siegten 2002/03 die Gastgeber, in Baunatal gab es ein 2:0 vor 6.000 Zuschauern, in Kassel ein 3:1 vor 4.000 Besuchern. In den drei Jahren danach drehten sich die Bedingungen. Kassel kam im Auestadion zu keinem Sieg mehr, spielte 2:2, 0:1 und nochmal 0:1. In Baunatal gab es dagegen immer was für die Löwen zu holen. Im November 2003 gewannen die Löwen klar und deutlich mit 4:0, Thorsten Bauer und Slawomir Chalaskiewicz erzielten dabei zwei Traumtore. Auch in den beiden folgenden Jahren gab es jeweils Siege für den KSV Hessen.

Bemerkenswert der Torschütze bei dem letzten Aufeinandertreffen im April 2006: Ausgerechnet der kleine Brasilianer Julio Cesar da Rosa, der nicht gerade als Kopfballungeheuer gefürchtet war, machte zwei Tore mit seinem kahlrasierten Schädel. Nun wird nach mehr als sieben Jahren, in denen es nur noch Pokalspiele der beiden Rivalen gab, die Derby-Geschichte fortgeschrieben. Welche Anekdoten gibt es wohl diesmal?

Oliver Zehe

Den Vorbericht zu diesem Spiel gibt es hier ab Montag, den 2. September

 

Hier noch einige ausgewählte Spielberichte zu dem Thema Derby im Online-Archiv von Tim Siebrecht:

http://www.ksvhessenkassel.de/Saison/Saison1979/Spielberichte1979/Spielbericht02.htm

http://www.ksvhessenkassel.de/Saison/Saison1990/Spielbericht1990/Spielbericht23.htm

http://www.ksvhessenkassel.de/Saison/Saison2003/Spielbericht2003/Spielbericht18.htm

http://www.ksvhessenkassel.de/Saison/Saison2005/Spielbericht2005/Spielbericht27.htm

Veröffentlicht: 30.08.2013

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Datum des Ausdrucks: 24.04.2024