Unterschied zwischen Muskelfaserriss und Muskelzerrung

Ein Muskelfaserriss ist fĂŒr den Laien nicht sehr leicht von einer Muskelzerrung zu unterscheiden. Muskelfaserriss, MuskelbĂŒndelriss sowie Muskelzerrung gehören zu der gleichen Gruppe an Muskelverletzung, wobei meistens eine Überdehnung oder MuskelermĂŒdung die Ursachen sind. Meist entstehen sie bei einem Ungleichgewicht zwischen Belastung und Belastbarkeit eines Muskels. Bei einer Zerrung sind die Muskeln ĂŒberdehnt und bei einem Riss soweit ĂŒberdehnt, dass Muskelfasern, -bĂŒndel oder im schlimmsten Fall der Muskel reißt. Bei einer Muskelzerrung ist ein krampfartiger und schnell zunehmender Schmerz zu spĂŒren, wohingegen der Schmerz bei einem Faserriss meist plötzlich auftritt und stechend ist. Der wohl entscheidendste Unterschied ist ein Bluterguss, der sich an der Verletzungsstelle bei einem Muskelfaserriss bildet und leicht zu ertasten ist.

Ein Muskelfaserriss tritt am häufigsten bei sportlichen Belastungen auf, bei denen in kurzer Zeit maximale Muskelanspannungen erforderlich sind (z.B. bei Sprints, Schüssen oder Sprüngen).

Insbesondere fördert ein schlechtes oder gar fehlendes Aufwärmen das Risiko eines Muskelfaserrisses. Aber auch eine gerade entstehende oder bereits vorhandene Übersäuerung der Muskulatur kann zu einer Verletzung führen, da sich durch die Übersäuerung die Koordination zwischen den einzelnen Muskelsträngen verschlechtert. In seltenen Fällen, insbesondere bei Muskelfaserrissen im Wadenbereich, kann auch schlecht gewähltes Schuhwerk Ursache der Verletzung sein.

Vorbeugung
Um Muskelfaserrissen möglichst effektiv entgegenwirken zu können, sollten einige Regeln beachtet werden:

An erster Stelle steht dabei das Aufwärmen und Dehnen vor einer Belastung.

Um die Koordination zwischen den Muskeln zu verbessern und damit den Folgen einer Übersäuerung vorzubeugen, sollte man beim Aufwärmen spezielle Koordinationsübungen durchführen, die die im Folgenden besonders belasteten Muskelstrukturen aufeinander abstimmen. Typische Übungen im Beinbereich sind hier Tripplings, Abschüsse und Kniehebeläufe etc.

Der dritte zu beachtende Punkt ist, dass müde und geschwächte Muskulatur (z.B. bei vorhandenem Muskelkater) nie mit Übungen, die eine maximale Muskelspannung erfordern, belastet werden sollten.

Des Weiteren sollte, um die Gefahr von Muskelfaserrissen im Wadenbereich zu minimieren, beim Kauf von Sportschuhen darauf geachtet, dass der Schuh keinen zu hohen Fersenkeil besitzt. Das bedeutet aber nicht, dass man auf eine gute Dämpfung verzichten sollte, denn auch zu hartes Schuhwerk führt zu Verhärtungen der Muskulatur im Wadenbereich und macht sie dadurch anfälliger für Verletzungen. Daher sollte einem Schuhkauf immer eine ausführliche Beratung vorausgehen.

Behandlung
Noch stärker als bei anderen Muskelverletzungen ist die sofortige Behandlung eines Muskelfaserrisses mitentscheidend über die Heilungsdauer der Verletzung. Die folgenden Schritte sollten möglichst schnell in der vorgegebenen Reihenfolge durchgeführt werden.

Abkühlung
Eine Abkühlung der betroffenen Muskelpartie hilft, den entstehenden Bluterguss so klein wie möglich zu halten, was später die Heilungsdauer stark verkürzt. Außerdem lindert sie den Schmerz. Dafür sollte Eis mit einem Tuch umwickelt werden, bevor es auf den Muskel gelegt wird, um sogenannte "Eisverbrennungen" zu vermeiden. Von Eisspray ist abzuraten, da es meist nur oberflächlich wirkt und tiefersitzende Verletzungen damit nicht erfolgreich behandelt werden können.

Verband
Der Verband soll den betroffenen Muskel stützen und damit entlasten. Durch den dadurch entstehenden Druck auf die verletzte Muskelpartie wird eine Ausweitung der vorhandenen Verletzung verhindert.

Hochlage
Um die Fortbildung eines Blutergusses einzuschränken, sollte das betroffene Gliedmaß (Bein, Arm) hochgelagert werden. Dadurch wird die Durchblutung und auch der Blutdruck im betroffenen Muskel etwas gesenkt, wodurch sich der Bluterguss nicht mehr so weit ausbreitet.

Ruhigstellung
Auch die Ruhigstellung des betroffenen Körperteils schützt vor Vergrößerung der aufgetretenen Schädigung.

Arztbesuch
Je schneller der Arzt aufgesucht wird, umso größer sind die Aussichten auf eine schnelle Genesung. Nur er kann eine genaue Diagnose stellen und weiter Maßnahmen durchführen. Dies ist umso wichtiger, da der Laie nur schwer zwischen einem Muskelfaserriss und einem Muskelriss unterscheiden kann. Die Entscheidung zur Wiederaufnahme des Trainings und auch die Form des Trainings sollte der Athlet in der Folgezeit mit seinem Arzt absprechen, denn allzu oft führte zu frühe Belastung zu einem erneuten Auftreten der Verletzung, nicht selten in schwerwiegenderer Form.

Von Kathrin Tepel

 

Veröffentlicht: 25.04.2010

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 23.04.2024